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 Blutrote Finsternis[Mystery; Dark-Fantasy Prosa//FSK 18]

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GBKanto

GBKanto


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BeitragThema: Blutrote Finsternis[Mystery; Dark-Fantasy Prosa//FSK 18]   Blutrote Finsternis[Mystery; Dark-Fantasy Prosa//FSK 18] EmptyDo Mai 16, 2013 4:32 am

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Kapitel 0: Prolog

„Das Blut, es ist das Blut. Nur dieser köstliche Saft unterscheidet uns von ihnen, von diesen niederen Kreaturen, mit denen wir uns diesen heiligen Boden teilen. Dieser schmale Grat trennt uns von ihnen, diesen Menschen!“
Schier endlos echoten die verächtlichen Worte durch die prächtige Ballhalle eines riesigen Gemäuers. Das finstere Mauerwerk der Villa würde augenscheinlich jeden Besucher dieser Welt verscheuchen und selbst die vage mutigsten Seelen wären von den Blicken der Gargoyle in die Nacht gejagt worden.
Dennoch brannten die Lichter der Kronleuchter im Ballsaal und das jubelnde Gelächter unzähliger Silhouetten war nicht überhörbar. Nur eine Gestalt war zu erkennen, welche keinen tobenden Beifall lieferte, welche nicht in die Masse gemischt war. Weshalb sollte er auch, schließlich war er der Redner, welcher die Meute so in Ekstase versetzt hatte. Jeder in diesem Saal kannte ihn, jeder liebte ihn, zumindest war dies der Glaube der Allgemeinheit. Schon seit Jahren waren seine Hetzreden zuhören, doch was war er? Was waren sie alle?
Weshalb sagten sie, das Menschen ihnen unterlegen sein, wenn sie selbst welche waren?
Was sollten sie sonst sein, wenn sie doch so aussahen wie Menschen?
„Oh, ihr treuen Kameraden, mit denen ich für Jahrhunderte das Bestehen der alten Zivilisation gesichert habe, es ist an der Zeit, dass wir die Erhabenheit des Blutes unserer Urväter beweisen müssen, um den Menschen zu zeigen, wer das herrschende und wer das beherrschte Geschlecht in dieser Welt ist!“
Die Worte waren gefallen, die Würfel geworfen und schon brach der ohrenbetäubende Jubel im Saal aus, welcher jedoch vorzeigt von einem unheilvollem Klirren beendet wurde, als hätte man ein Glas zersplittern lassen. Das Einzige, was in der Stille zu erkennen war, als wie durch Hexerei all das Licht schwand, war der leere Blick Josephs, dem Volksverhetzer.
Recht selten würde man solch einen Anblick gewährt bekommen, wie der des Hetzredners zu dieser späten Stunde. Dieser starre Blick, der auf einem liegt, während der Körper langsam auf die Knie sackte. Wahrscheinlich hatte er mich im letzten Augenblick bemerkt gehabt, mein unschuldiges Lächeln, bevor die Panik ausbrach und wie ich die einzige war, die still geblieben war. Kein Zittern, keine Änderung in meiner Mine, lediglich ein keusches Lächeln.
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BeitragThema: Re: Blutrote Finsternis[Mystery; Dark-Fantasy Prosa//FSK 18]   Blutrote Finsternis[Mystery; Dark-Fantasy Prosa//FSK 18] EmptyFr Mai 17, 2013 11:45 am

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Kapitel 1: Ungesehen
Die Sonne, ihr Antlitz würde man nun wohl für einige Stunden betrachten dürfen. Die Uhr schlug grade einmal zur elften Stunde des Tages, Vormittag. Nur vereinzelt fielen die gleißenden Strahlen des Gasriesen durch den Vorhang meines Zimmers. Mit einem Blinzeln konnte ich einfangen, wie diese Streifen auf der Wand gegenüber hinterließen.
Das Chaos, welches jedoch in meinem Zimmer herrschte, war dank der Dunkelheit jedoch verdeckt, für mich nahezu unsichtbar. Und dabei würde man behaupten, dass ich in der Finsternis nur deutlicher sehen könne, als im Licht. Mit einem Schulterzucken würde ich es auf die Müdigkeit abschieben, wenn ich mir ernsthafte Gedanken darüber machen würde. Doch dafür war noch für spätere Momente Zeit.
Mein Blick fiel erst nach wenigen Minuten auf den digitalen Wecker, welcher sich auf dem Nachttisch neben dem Einzelbett des Zimmers befand. Außer den Lichtstrahlen und den leuchtend blauen Zahlen des Weckers war das einzige, was aus der Dunkelheit herausstach, das intensive Funkeln meiner violett –roten Augen. Ich musste das Funkeln nicht sehen, wusste aber dass es da war, schließlich beschwerten sich immer mal wieder ein paar Miesmacher, wenn ich sie in der Schwärze anstarren würde.
„Das Klingeln war schon wieder viel zu leise“, murrte ich mit kratziger Stimme, während ich mich wieder in das gemütliche Kissen sacken ließ. Ich hatte schon gute vier Stunden Verspätung, da würde es jetzt auch keinen Unterschied mehr machen. Eigentlich bräuchte ich das Geld ja nicht, aber warum sollte man den ganzen Tag lang nur versauern, anstatt sich fit zu halten.
Es kostete mich weitere zehn Minuten, bevor ich die Decke von meinem Körper zog. Es war wie jeden Morgen, das Unterhemd war mir hochgezogen, weit über den Bauchnabel, die Unterhose bedrohlich tief. Aber ich machte mir deswegen keine Gedanken mehr, wahrscheinlich lag das einfach nur am unruhigen Schlaf.
Es kostete mich einiges an Überwindungskraft, um aus dem Bett rauszukommen. Die Mühe, mir das Unterhemd um die schlanke Taille glatt zu streichen, machte ich mir nicht, doch die Unterwäsche gehörte gefälligst an den Platz, wo man sie haben wollte. Man zieht sie schließlich an, um sich verdeckt zu halten.
Um die Vorhänge kümmerte ich mich ebenfalls nicht, ein fataler Fehler. Man denkt sich schließlich nichts dabei, würde einfach die paar Schritte bis zur Tür machen, kein Problem, wäre da bloß nicht der Wäscheberg, den ich noch Gestern haben hätte ins Badezimmer zur Waschmaschine bringen sollen. Das Ergebnis: Eine Bruchlandung mit dem Gesicht zum Boden, die Wäsche quer über mich verteilt. Der Fall hinterließ keine Spuren, vielleicht eine kleine Beule wenn’s hochkommt, aber sonst nichts. Das unangenehme ist der Fakt, dass ich das alles wieder aufräumen müsse.
Seufzend brachte ich mich auf die Beine und guckte mich im dunklen Zimmer um. Die Tür war lediglich ein paar Schritte entfernt gewesen, Fehlschlag auf ganzer Linie.
Mein Zimmer ließ ich hinter mir, nachdem ich durch die Tür in den Flur verschwunden war. Wie immer war das Licht grell, schließlich waren alle Vorhänge aufgezogen. Folglich musste ich mir auch erst wieder einmal die Augen reiben, um nicht von der Leuchtkraft des Lichts überwältigt zu werden. Nur schwer konnte man sich an das Leuchten dieses Gasriesen gewöhnen, wenn man es gewohnt war, in der Dunkelheit zu leben.
Mühsam begab ich mich zum Badezimmer und drückte die Klinke der Tür. Verschlossen. Ein Seufzen entfuhr meinen Lippen, bevor ich der Tür den Rücken kehrte. Michael würde so oder so seine Zeit brauchen, bis er fertig werden würde. Frühstücken oder Anziehsachen rauslegen? Ich entschied mich kurzer Hand, der Küche einen unerwarteten Besuch abzustatten.
Doch bedanken tat sich diese mit einem fast leeren Kühlschrank und zwei vollen Müllbeuteln. Am besten hätte ich doch zurück in mein Zimmer gehen sollen, aber das war jetzt auch egal. Es wäre zwar um einiges zufriedenstellender gewesen, aber daran ließ sich jetzt nichts ändern.
Zum Frustabbau fanden eine Dose Black Sunshine und ein Stück Pizza vom Vorabend ihren Weg in meine Hände. Dort würden sie auch nicht lange überleben, sondern schnell ihren Weg in meinen Magen fortsetzen. Kalte Pizza war zwar nicht unbedingt das Leckerste auf der Welt, doch der Energy-Drink würde dabei helfen, dies zu verkraften. Schlussendlich war er ja so eine Zuckerbombe, dass man die Pizza kaum noch schmecken würde. Aber der Hunger würde dadurch gestillt werden.
Mit meiner morgendlichen Mahlzeit, die ich mir trotz allem erst am Vormittag gegönnt hatte, abschließend, ließ ich die Dose desinteressiert in die Mülltüte fallen, die ich auch später rausbringen müsse, bevor ich mich wieder auf den Weg in mein Zimmer machte. Bevor ich dort das Risiko einer erneuten Bruchlandung einginge, würde ich mich aber um die Vorhänge kümmern.
Als ich in diesem war und auch das Licht durch die geöffneten Vorhänge fiel, durfte ich mich mit einem weiteren Problem rumschlagen. Meine Lieblingshose. Da denkt man, man hat alles für den nächsten Tag vorbereitet und dann stellt man schockiert fest, dass die eigene Lieblingshose noch unter den zu waschenden Sachen liegt. Irgendwie habe ich das Gefühl, ich hätte gar nicht erst aufstehen sollen, doch dafür war es jetzt bereits zu spät.
Was mir bis jetzt noch nicht aufgefallen war, war die Tatsache, wie verstrubbelt meine langen, hellbraunen Haare waren, doch darum kümmerte ich mich jetzt nicht. Erst einmal musste ich mir etwas zum Anziehen raussuchen. Leichter gesagt als getan. Allem Anschein nach zu Folge waren alle meine Lieblingssachen hier auf dem Boden verstreut und warteten darauf, dass ich sie waschen würde. Was für eine Qual. Doch im Endeffekt konnte ich doch noch etwas finden, womit ich zufrieden sein würde, zumindest für Heute.
In nicht allzu weiter Ferne hörte ich auch das altbekannte, knarrende Geräusch der Badezimmertür, die dringend mal geölt werden müsse, aber das war von niederer Wichtigkeit. Bei meiner 180° Wende war das Einzige, was ich von Michael noch erblicken konnte, der Schatten, den er hinter sich her in sein Zimmer zog. Ein üppiger Schatten, wie er es immer war.
Wie ein Geist überbrückte ich lautlos die Distanz zwischen meinem chaotischen Zimmer und dem Badezimmer. Michael brauchte nicht zu wissen, dass ich verschlafen hatte. Mein Chef würde lediglich zu hören bekommen, dass ich was mit dem Rücken hatte, dass würde reichen. Rückenprobleme in meinem Alter, die wahrscheinlich schlechteste Ausrede aller Zeiten. Naja, mir egal.
Nach meinem kurzen Gedankenmonolog landeten meine Sachen, die ich im Schlaf getragen hatte, einfach irgendwo auf dem Badezimmerboden, während ich die Sachen, die ich nach der Dusche anziehen wollte, auf die Waschmaschine legte. Dann trugen mich meine Füße auch bereits unter die Dusche und wie mit einem Reflex schloss sich die Tür der Duschkabine hinter meinem Rücken. Keine Sekunde später lief mir das kalte Wasser über den Rücken.
Es war angenehm. Wahrscheinlich würde mir jeder andere für diese Ansicht die Hand vor den Kopf hauen und mich fragen, ob ich noch ganz dicht bin, aber daraus mache ich mir nichts. Kaltes Wasser ist einfach angenehmer am Morgen, als heißes Wasser und es weckte einen auch ohne Nebeneffekte auf. Zwar hatte ich schon einen Energy-Drink intus, aber dass spielt keine Rolle. Nach einer Weile des Stillstands griff ich dann jedoch zum Shampoo und wusch mich.
„Ob Michael bemerkt hat, dass ich unter der Dusche stehe?“, fragte ich mich vom Schaum eingedeckt, während ich meinen Blick zur Wand gerichtet hatte. Weiße Fliesen überall und hier und da waren auch mal schaumige Flecken, nicht grade unerwartet, aber naja.
Es war bei mir immer das Gleiche, ich brauchte Ewigkeiten, um unter der Dusche fertig zu werden. Begründungen dafür hatte ich keine, waren aber auch gar nicht nötig. Jeder hatte seine Macken, nicht? Solange sich davon niemand gestört fühlen würde, machte man niemandem Probleme und das war schließlich die Hauptsache. Menschen dachten immer nur an sich selbst und wenn man ihnen dabei nicht in den Weg kommen würde, würden sie einen in Ruhe lassen.
Langsamen Schrittes kam ich aus der Duschkabine geschritten und wickelte mir ein Handtuch um. Abtrocknen könnte ich mich auch, nachdem meine Haare geföhnt waren. Dann müsste ich mir auch keine Sorgen darum machen, dass diese mich nur wieder nass machen würden. Das nennt sich dann wohl ‚zwei Fliegen mit einer Klatsche schlagen‘.
Vorm Spiegel stehend, griff ich nach dem Föhn, während ich mich selbst betrachtete. Meine Haut war blass, nicht bleich, aber blass. Ich war wohl von der Hautfarbe das perfekte Beispiel eines Kaukasiers, der sein Haus niemals verlassen würde. Dabei war ich eigentlich ziemlich oft außer Haus. Nur Bräune wollte keine kommen. Aber egal, man braucht nicht unbedingt gebräunt sein, um schön zu sein, schließlich war ich da auch ein gutes Beispiel.
Die Zeit verflog in Stunden, obwohl nur Minuten vergingen, während ich mir die Haare trocknete, doch nach gut einem Tag, einfacher ausgedrückt nach gut 24 Minuten, waren diese dann auch endlich trocken. Zeit, sich abzutrocknen. Obwohl, eigentlich war ich schon fast trocken, viel müsse ich nicht mehr tun.
Nach der Entscheidung, mich trotz allem noch ein wenig trocken zu rubbeln, griff ich nach meiner Unterwäsche und streifte mir diese über, mich erneut im Spiegel betrachtend. Meine Rechte gegen die Hüfte stemmend, fing ich für einen Augenblick an, vor dem Spiegel zu posieren. Doch zu schnell fiel mir nur auf, wie dumm ich mir dabei vorkam, auch wenn es nicht schlecht aussah. Wenn man einen perfekt geformten Körper hatte, konnte man sich so etwas schließlich erlauben. Doch wäre es wohl das lukrativere Vorhaben, mich fertig anzuziehen.
Nach einem Moment hatte ich auch die Jeans an. Enge Kleidung trägt man zwar selten gern, doch betont sie schließlich die Stellen des Körpers, mit denen Andere nicht so leicht angeben könnten. Kurz darauf hatte ich mir auch das Oberteil übergezogen. Nichts Besonderes, ziemlich locker und wahrscheinlich auch ein wenig zu groß für mich, aber das war belanglos. Man musste seine Vorzüge doch nicht immer preisgeben, wenn man nicht wollte.
Nachdem ich auch noch meine Zähne geputzt hatte, war ich für den Tag bereit, zumindest würde ich das so grob gesehen behaupten. Noch ein wenig Wasser spritzte ich mir ins Gesicht, bevor ich locker aus dem Badezimmer geschlendert kam.
Ich brauchte nur einen Schritt aus dem Badezimmer machen, um zu wissen, dass mehrere Fenster in der Wohnung geöffnet waren. Woran man das erkannte? Die Hitze des Sommers würde man einfach nicht ignorieren können. Frühling wäre mir lieber oder vielleicht auch Herbst, aber Sommer und Winter waren solch unangenehme Extrema. Doch konnte ich keine Geräusche von denjenigen hören, der die Fenster geöffnet hatte. Hatte Michael sich etwas freiwillig auf einen Spaziergang begeben? Also bei allem was logisch war, das war wohl der größte Schwachsinn des Jahrtausends.
Die Verwunderung abschüttelnd, schlenderte ich gemütlich durch den Flur, als ich in der Küche auch wieder den Müllbeuteln von vorher begegnete. Jetzt stand auf jeden Fall fest, dass er nicht unterwegs war. Oder er wollte nicht von dem Gedanken abweichen, dass ich vollkommen für den Haushalt verantwortlich war. Wenigstens musste ich nicht in Schürze hier rumrennen. Naja, er hatte aber auch keine Schürze hier.
Seufzend griff ich mir die Müllbeutel und begab mich mit diesen zur Tür, als ich Schritte hinter mir hörte. Michael war also wirklich noch da. Möglicherweise hatte er sich einfach nur kurz in sein Zimmer verzogen, aber war ja auch egal. Sollte er machen was er wollte, schließlich musste ich nicht auf ihn aufpassen und das ich auf mich aufpassen könnte, wusste er gut genug.
„Bin spätestens gegen Abend wieder da“, gab ich lediglich von mir zu hören, meine Stimme ein Fünkchen an Freundlichkeit zeigend, während ich den Blick des Erwachsenen auf mir spürte. Er war zwar ein guter Mensch, doch sollte er seine Ernährung umstellen. Aber sollte doch lieber jeder wissen, was das Beste für einen selbst ist, dann musste man sich nicht mit Dingen rumschlagen, die man lieber an sich vorbeiziehen lassen würde.
Mit einem Winken verabschiedete ich mich auch bereits von dem üppigen Kameraden meinerseits, bevor ich aus der Tür durchs Treppenhaus schlenderte. Es war leer, aber was sollte man erwarten, es war die übliche Arbeitszeit, also warum sollte ich hier überhaupt Jemandem begegnen, schließlich mussten diese ja irgendwie ihren Unterhalt verdienen. Aber das war nicht mein Problem. Mein jetziges Problem bestand darin, diesen Müll zu entsorgen und mir eine Tagesplanung zu durchdenken. Wie umständlich.

Die Müllbeutel ließ ich seufzend in den Container fallen, nachdem ich aus dem Treppenhaus herausgekommen war. Doch schon stellte sich mir ein neues Problem. Die Hitze des Sommers. Erst sagt der Wetterdienst täglichen Regen an und das Ergebnis ist eine Woche mit Tagen über 20° Celsius. Na hoffentlich ende ich dabei nicht als Pfütze auf dem Gehweg. Das würde man wohl tragisches Ende nennen, behaupte ich mal. Doch einfach wieder reingehen wollte ich nun auch nicht wieder. Abhilfe musste her und das dringend.
Mir die Stirn reibend, machte ich mich dann auf dem Weg, meiner üblichen Lieblingsbeschäftigung nachzugehen. In den Straßen lungern und beobachten. Fremdartiges Hobby? Nein, nicht wirklich. Warum sollte es mich nicht interessieren, wie sich meine Mitmenschen verhalten und was sie so gerne tun. Meist habe ich nicht sonderlich viel zu tun, also warum sollte ich mir nicht von anderen eine Beschäftigung abgucken. Außerdem fällt man ja nicht sonderlich auf, wenn man es richtig macht, nicht wahr?
Doch irgendetwas war schon komisch. Es waren so viele Menschen hier, als müsse heute Niemand arbeiten. In dieser Meute war ich lediglich wie eine Sardine in der Büchse. Eingeengt und wie jeder andere. Aber wenigstens konnte man im Schatten der größeren Personen Schutz vor der Sonne suchen. Zum Glück bin ich grade mal 1,75 Meter groß, da konnte man sich gut verstecken und so wäre es wenigstens etwas kühler.
Aus dem Strom koppelte ich mich jedoch, als ich einen merkwürdigen Blick von einer Gasse aus auf mir fühlte. Nun stand ich da, in einer Gasse zwischen zwei großen Gebäuden, doch hier war nichts, also wirklich nichts. Dennoch, irgendwas war in der Richtung, es fühlte sich so verwirrend vertraut an. Hätte ich doch bloß eine bessere Nase, vielleicht könnte ich es dann am Geruch erschließen, doch das war jetzt eher zu bezweifeln.
Mit skeptischem Blick beäugte ich jede Kleinigkeit der Gasse, aber Nichts. War da vielleicht Jemand, der mich hereinlocken wollte, sich aber gleichzeitig versteckt hielt. Relativ unwahrscheinlich, Niemand wäre so schnell. Mit einem Kopfschütteln entschied ich mich jedoch dafür, die Gasse genauer zu erkunden, tiefer in diese einzudringen und nach dem verantwortlichen zu suchen. Mir wäre zwar mit einer Feuerwaffe in der Hand wohler, aber wozu hatte man einen Körper, den man auch gut als Waffe einsetzen könnte.
Mit diesem Entschluss gefasst, trottete ich seelenruhig durch die Gasse. Müll war hier aufgetürmt, wie auf einer Mülldeponie und finden könnte man hier sicherlich alles, von verklebten Schmuddel Magazinen, von denen man nicht wissen wollte, weshalb sie so klebten bis zu verschrotteten Fernsehapparaten oder Computern. Doch irgendwas war hier. Nach jeder Ecke war wieder dieses Gefühl, beobachtet zu werden, doch veränderte sich dabei nichts.
Es kostete mich noch eine Weile, als ich plötzlich einen mysteriösen Geruch wahrnehmen konnte. Ein Geruch, der mir nur zu bekannt war. Dieser Geruch, der meine Sinne immer wieder aufs Neue anregte und meinen Verstand zu betäuben beliebte. Doch weshalb lag dieser Geruch hier in der Luft? Meine Nase war nicht annähernd gut genug, um diesen Geruch so stark wahrnehmen zu können, also warum roch ich ihn.
Bevor ich mich versah, lechzte ich bereits nach der Quelle dieses Dufts und langsam schleppte sich mein Körper von selbst die Gasse entlang, während mein Verstand immer deutlicher ausblendete. Auch das Gefühl der Beobachtung war nicht mehr da, zumindest nicht für mich. Sicherlich war es noch da, aber ich spürte es nicht mehr.
Die Zeit schien in diesem Zustand tragisch langsam zu vergehen, doch dann überraschte mich ein Anblick zutiefst, was jedoch den Duft erklärte. Da lag er, ein junger Bursche, seine blonden Haare mit der leicht goldenen Tönung zogen einen sofort in ihren Bann und auch die braunen Augen, die so tiefgehend wirkten, ließen einen einfach in seinem Blick versinken.
Doch das wunderschöne Bild seines Prachtkörpers und des abgöttischen Gesichts wurde nur durch eine Sache zerstört. Blut. Überall war die rote Flüssigkeit zu sehen. Sie lief aus dem aufgerissenen Brustkorb des Mannes und sprudelte aus seiner Halsschlagader, wie das Wasser aus einem Geysir. Auch aus seinem Mund quoll es hervor, als wäre zu vieles in diesem aufbewahrt worden. Seine Kleidung und seine Gliedmaßen, alles vor Blutverschmiert, doch war nicht schwer zu erraten, wie diese Verwundungen entstanden. Durch ihn. Den Blood stalker, wie ihn die Nachrichtensprecher nannten.
Doch für mich sah er noch immer wie der Gesandte eines Gottes aus. Der wunderschöne Geruch seines Bluts, welches ein intensives Rot schimmerte, während es seinen Körper verließ, war betäubend und es verschönerte auch nur mein Bild von ihm. Doch etwas war komisch. Sein Blick war nicht der starre Blick eines Toten, in ihm flackerte noch die Flamme des Lebens, wenn auch schwach. Wohl seit langem wieder eine Chance für eine genüssliche Mahlzeit.
„Hilfe, Bitte“, stammelte der Verletzte, als er mich erblickte. Seine Hand streckte sich in meine Richtung, während ich auf ihn zukam, doch dann drückte ich einfach nur seinen Arm auf den Boden und ging neben ihm in die Hocke. Auch wenn ich es nicht gerne zugeben würde, aber um jegliche Spuren zu vermeiden, müsse ich wohl die Bisswunde meines Vorgängers benutzen.
Für den Moment eines Wimpernschlages blitzten meine glänzend weißen Fangzähne auf, bevor ich das restliche Blut, welches ihn an seine klägliche Existenz band, aus der Halsschlagader saugte. Es kam dem Gefühl eines Orgasmus unglaublich nah, als sich das heiße und vor allem schmackhafte Blut genüsslich meine Kehle herabsenkte. Ich konnte mit Recht behaupten, dass es nichts Besseres gab, als sich das köstliche Blut eines Nahetoten einzuverleiben. Obwohl, wahrscheinlich wäre das Blut einer Jungfrau noch ein viel herrlicherer Genuss, doch man kann nicht alles haben.
Als ich mich von der Leiche entfernte, erkannte ich ihn nun auch, diesen starren Blick, den ich immer in den Augen der Toten sah, wenn sie so entgeistert in meine Richtung blickten. Doch kam auch ein anderes Gefühl wieder auf. Dieses unangenehme Gefühl, beobachtet zu werden.
Hektisch warf ich mit meinem Blick um mich, um die Quelle dieses Gefühls ausfindig zu machen. Er musste irgendwo sein, der Blick, welcher mich geködert hatte. Er musste einfach hier sein. Mein Verstand könnte mich nicht täuschen. Nicht nachdem ich mich an einer solch genüsslichen Quelle laben durfte.
Die Ruhe wich der Angst und aus Hektik wurde Panik. Meine Hände tasteten die Wände ab, während mir der Schweiß von der Stirn perlte. Aber finden tat ich Nichts, rein gar Nichts. Ich spürte den Blick noch immer, doch hier war Nichts, was mich anschauen könnte.
„Ganz ruhig“, sagte ich mir selbst, mir die Rechte an die Stirn haltend. Flache Atemstöße flossen über meine Lippen, während die Ruhe langsam wieder in meine Knochen fand. Still stand ich dennoch weiterhin da, keinen Muskel bewegend, der sich nicht bewegt werden musste.
Wieder vergingen die Minuten für mich wie Stunden, doch hielt dies nur bis zu dem Zeitpunkt, bis sich meine Hand wieder senkte. Ein Seufzen entfuhr meinen Lippen, während ich mich wieder umgedreht hatte, die Leiche in meinem Blickfeld.
Der Duft des frischen Blutes hatte sich mittlerweile verflüchtigt und damit auch jegliches Interesse meinerseits, dem Körper noch einen Blick zu würdigen. So verließ ich die Gasse dann auch, dass Gefühl der Beobachtung schwerschluckend hinnehmend.
Viel schlimmer war jedoch das Gefühl, welches in mir aufbrodelte, als ich erneut in der Menschenmenge stand. Nicht ein Blick lag auf mir, obwohl Blutlinien meinen Mund herabflossen und auch Spuren an meinem Hals waren. Aber dafür war da dieser höhnische, wenn auch zugleich verachtende Blick, der sich durch mein Mark zog.
Irgendwo hier musste Jemand sein, der mich beobachtete, dass wusste ich genau, ich hatte sogar das Gefühl, ihn in meinen Augenwinkeln zu erkennen, doch da war Niemand. Es regte mich auf, ließ mein Blut aufkochen und ließ mich innerlich verzweifeln.
Verunsichert von diesem Fakt zog ich ein schneeweißes Tuch, verziert mit prunkvollem Stickmuster im gleichen Farbton, aus meiner Hosentasche, mit welchem ich vorsichtig die Blutflecken von meiner Haut strich. Das Stickmuster, welches einen Kranich vor einer aufgehenden Sonne symbolisierte, wurde dabei durch das kräftige Rot des Blutes nur deutlicher.
Es war ein schönes Tuch mit einer langen Geschichte. Vermutlich älter als dieses Land und ich will nicht wissen, in welchen Ländern es schon überall war. Mir reicht es zu wissen, dass es ein Geschenk meiner Mutter sei. Seinen ursprünglichen Nutzen hatte es aber scheinbar verloren gehabt. Ansonsten würde ich es wohl kaum in meinen Händen halten.
Feinsäuberlich zusammengefaltet, ließ ich es jedoch wieder in meiner Hosentasche verschwinden. Genau zu diesem Zeitpunkt blieb ich stehen.
In der kurzen Zeit die vergangen war, hatte sich das Gefühl, verfolgt zu werden, so hochgesteigert, dass es sich mittlerweile anfühlte, als würde man mir einen Revolver an den Nacken halten. Es war unerträglich. Es brachte mein Blut erneut in Wallungen.
Ohne es wirklich zu realisieren, stieg das Schritttempo von mir an, nachdem ich mich wieder anfing zu bewegen. Diese Wahrnehmung verschleierte die Realität und ließ mich zu einem ängstlichen Wrack werden und nach wenigen Sekunden war ich bereits am Rennen.
Ich ließ alles an mir vorbeiziehen, ignorierte jeden Passanten und wurde auch von Jedem ignoriert, aber dieses Gefühl folgte mir auf Schritt und Tritt. Doch erneut kam ich zum Stehen, mich umschauend.
„Bilde ich mir das doch nur ein“, fragte ich mich flüsternd, mir an die Stirn fassend. Niemals würden meine Sinne mich täuschen, doch gab es keine andere Möglichkeit.
Ich richtete meinen Blick auf den Boden und hechelte ein wenig. Durch den Sprint war mir die Luft ausgegangen. Nach wenigen Sekunden hatte ich mich jedoch wieder beruhigt. Zumindest hätte ich dies, doch da stach mir ein Gefühl direkt in den Körper. Dort in der Gasse war Jemand.
Eher zaghaft wagte ich mich jedoch nur in die Gasse. Wie schon in der vorigen war jedoch einfach nur Müll verstreut. Ein Seufzen lief über meine Lippen, als plötzlich ein stechender Schmerz durch meine Wirbelsäule zog, während mir schwarz vor Augen wurde.
Das Letzte was ich sah, bevor mir mein Bewusstsein zwischen meinen Fingern durchschlüpfen spürte, waren weiße Haare. Kurze weiße Haare und ein starres Funkeln.
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