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 Dead Bite [Hope & Cube.]

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BeitragThema: Dead Bite [Hope & Cube.]   Dead Bite [Hope & Cube.] EmptyMo März 04, 2013 5:30 am

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Psyatrische Anstalt Tulipvillage
Donnerstag 23. Dezember 2000

Zwei neue Insassen finden ihren Weg in die Gummizellen der psychatrischen Anstalt Tulipvillage, am späten Nachmittag im Jahre 2000, nur einen Tag vor Weihnachten. Die Straßen sind bereits mit Schnee bedeckt, es werden die letzten Menschen sein, die das Gebäude für heute betreten, die Pfleger haben größtenteils früher Schluss gemacht, die Leiterin hat sich gleich eine ganze Woche Urlaub genommen. Mit kämpferischen Willen versuchen sich die Neuen gegen die Einlieferung zu wehren, aber mit den Zwangsjacken an, finden sie keinen Weg sich zu befreien, zu flüchten. Sie bleiben, sie setzen sich hin, in ihr neues zu Hause. Ein trostloser Ort, von allen gemieden, keiner empfängt hier Besuch. "Zu labil, für persönliche Kontakte", sagen die Pfleger, "Uns fehlen die Gelder!", sagt die Leitung, schreien, tuen die Insassen.


Psychatrische Anstalt Tulipvillage
Samstag 30. Januar 2001

Es ist ruhiger um die Neuen geworden. Generell ist es ruhiger geworden. Die Insassen sind in die neuen Zellen umgezogen. Hochsicherheitszellen, damit die schwersten Fälle nicht auf die Menschen außerhalb des spärlich bewohnten Gebietes losgehen können. Die Neuen sind dabei, sind unter ihnen, teilen sich jetzt eine Zelle. Der eine redet mit sich selbst, die Andere denkt nur an sich selbst. Sie versuchen nicht mehr zu flüchten, sie haben ihr Schicksal akzeptiert. Sie sind zu jung um sich zu wehren.


Psychatrische Anstalt Tulipvillage
Freitag 13. Februar 2009

Eine Blutspur zieht sich über die Wände der Gummizelle, es richt rostig. Ein schwerer Geschmack nach Kupfer liegt einem auf der Zunge und lässt einem den Magen umdrehen. Ein Insasse ist in der Nacht gestorben, vermutlich ermordet worden. Sein Körper wurde geöffnet, der Bauch lässt Reißspuren erkennen, als wenn er gebissen worden wäre. Sein Torso ist deutlich angenagt, eine Bissspur am Hals ist zurück geblieben. Es wird gemunkelt der Dead Bite hat sich in die Zelle verirrt und als er nicht herauskam, brachte er den Insassen um. Sie alle wissen, der Dead Bite ist eine Legende. Die Insassen sind nervös, das Gerücht verbreitet sich unaufhörlich. Sie haben es alle gehört - es ist erst Mittag. Die Polizei schweigt. Der Sicherheitsdienst hat die Zellen verriegelt. Sie alle fragen sich nur, wer die Gummizelle überlebt, wenn er der Folter hat standhalten können - überhaupt jemand?


Psychatrische Anstalt Tulipvillage
Freitag 27. Februar 2009

Unser RPG beginnt zwei Wochen nach dem Tod, des Patienten 891 aus dem Erwachsenen Block. Die Zahl des Blocks ist relativ hoch, geringere Zahl-Patienten machen sich Hoffnungen verschont zu bleiben. Das Patient 891 in der Gummizelle und nicht in seinem Trackt ermordet wurde, lassen die Optimisten in ihrem Unterbewusstsein versickern. Patient 342 und Patient 406 sind derzeit mit den anderen Jugendlichen am Mittagstisch im Speisesaal des Kinder- und Jugendtrackts. Bald ist Besuchstag. Die Patienten müssen derzeit eine besondere Form der Körperpflege über sich ergehen lassen - die Badetage sind eingeleitet.
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BeitragThema: Re: Dead Bite [Hope & Cube.]   Dead Bite [Hope & Cube.] EmptyDi März 05, 2013 6:55 am

"GET DOWN WITH THE SICKNESS"

Janosch saß auf dem weißen, sterilen Holzstuhl an der Tafel im Speisesaal des Kinder- und Jugendtrackts. Er hatte keine Miene verzogen, vor ihm war sein Teller immernoch mit einer Minzgrünen Haube abgedeckt. Es sah nach Krankenhaus aus. Er wusste wie das Krankenhaus aussah. Das wusste Janosch sogar sehr gut, denn er war einige Male dort gewesen. Sie hatte ihn immer begleitet, aber manchmal war sie es auch Schuld gewesen, dass er dort gelandet war. Sie wollte es nicht zugeben, aber sie war immer unzufrieden mit ihm gewesen. Das Krankenhaus war auch so steril gewesen, aber er war dort allein gewesen. Allein mit ihr, denn sie hatten ihn nicht in andere Zimmer stellen wollen, da er so oft da war und seine Eltern zurecht für ihn gekämpft hatten, dass seine unsichtbare Freundin, wie sie sie immer nannten, mit anderen nicht gern in Kontakt trat. Hier hatte sie keine Wahl gehabt. Er hatte ja auch keine. Er streckte die Hand vorsichtig aus, aber sie schlug ihm auf den Handrücken, so dass er die Hand sofortig wieder zurückzog. "Aber Kamille!" , seuftzte er auf. Sein Magen grummelte. Sie hatte ihm die letzten Tage schon verboten etwas zu essen. Vielleicht war es auch nur das Frühstück gewesen, dass er nicht hatte anrühren dürfen, aber Kamille war nun einmal seine Aufpasserin. Sie schützte ihn und sie hatte immer Recht. "Nichts da! Warte bis deine Nachbarn essen. Was wenn sie dich vergiften?" Sie hatte Recht - wie sie immer recht hatte. Immer immer und immer wieder hatte sie Recht. Sie war so schlau, dass es manchmal kaum auszuhalten war. Bewundernswert, wie sie es mit ihm aushielt, er der da doch nur Janosch war. Ziemlich dumm kam er sich neben ihr vor, aber er wollte es nicht zu sehr an sich heran lassen, denn dann würde sie ihn schlagen. Denn wenn man keinen Kampfgeist zeigte, dann war man nichts wert und Janosch wollte nicht nichts wert werden, denn dann würde sie ihn verlassen. So drehte er den Kopf und beobachtete seinen rechten Sitzpartner. Er würde es nicht mehr lange machen. Er hatte überall Wunden, aber die waren nicht von den Wertern, dass wusste Janosch. Er hörte ihn nachts manchmal, wenn er jammerte. Aber er jammerte nicht über die Wunden, er jammerte von dem nichts spüren. "Jämmerlich. Denk nicht über so einen Schwächling nach, der zeigt dir nicht, was passiert, wenn du isst. Schau sie an! die 342 ist besser!" , sprach Kamille wieder zu ihm, packte seinen Kopf und nahm ihn in beide Hände, den Kopf zu 342 herüber drehend. Das war ein Mädchen, er kannte sie vom Sehen. Sie war am selben Tag wie er eingeliefert worden, aber sie redete nicht mit ihm. Zumindest nicht oft. Aber manchmal vergaß er Dinge auch einfach, Kamille würde wissen, was sie tat. Er beobachtete sie. Sie hieß Ava. Das wusste er. "342 heißt sie und du sollst sie nicht anhimmeln, du sollst sie beobachten ob sie ihr Essen verträgt." , wies ihn Kamille wieder herrisch zurecht. Nein Ava hieß sie, dass wusste er und deswegen hieß sie auch Ava und nicht 342, wie sie jeder nannte, auch wenn Kamille das tat. Trotzdem riss er die Augen leicht auf, aber sie veränderte sich nicht, dabei war er sich nichtmal sicher ob sie überhaupt aß. Er streckte die Hand aus und nahm die Haube von seinem Essen. Seine Hand zitterte leicht, aber er nahm die Haube ab ohne zu klackern. Kartoffelbrei befand sich darunter, es sah eigentlich gut aus. "Du dummes Ding! Hast du es nicht gesehen? Hast du es nicht gesehen?" , jammerte Kamille wieder, aber Janosch war hungrig, weshalb er den Plastiklöffel nahm und sich etwas von dem Brei in den Mund schob. Er hatte Hunger und es war ihm egal was Kamille jetzt sagte, auch wenn sie ihm gegen die Schulter schlug. Ava, 342 war doch auch noch nicht tot, nichtmal der neben ihm, der tot sein wollte, war tot.
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BeitragThema: Re: Dead Bite [Hope & Cube.]   Dead Bite [Hope & Cube.] EmptyMi März 06, 2013 6:39 am

"the closer you get to the light the greater your shadow becomes"


Sie blickte hinab. Neben ihrem Teller lag bloß ein Löffel. Keine Gabel, kein Messer. Am Anfang dachte sie, es wäre ein Versehen gewesen. Sie hatte gedacht, man hätte es einfach nur vergessen und sie musste bloß nur noch einmal zur Essensausgabe gehen und sich eine Gabel und vielleicht auch ein Messer holen. Sie hatte gar nicht daran gedacht, dass man es aus purer Absicht nicht auf das Tablett gelegt hatte.
"Mir fehlt eine Gabel. Ich esse meine Kartoffeln gerne mit einer Gabel.", hatte sie am ersten Abend gesagt und ihren Kopf auf die linke Seite geneigt, als die Frau an der Ausgabe auf ihr Handgelenk gesehen hatte. Ava war ihrem Blick gefolgt und hatte die Nummer auf ihrem Band genau studiert. 342 hatte sie gedacht und sich dabei geärgert. Sie war keine Nummer, sie war Ava, eine Waise; zugegeben war sie der Grund, warum sie Waise war, aber das spielte jetzt keine Rolle.
"Tut mir Leid, junge Dame. Aber mir ist es nicht erlaubt, dir spitze Gegenstände zu geben. Du musst lernen, mit dem Löffel umzugehen.", hatte die Frau gesagt und Ava hatte die Zähne aufeinander gepresst. Wie sollte sie denn zum Beispiel Fleisch mit einem Löffel schneiden?! Doch sie hätte lange diskutieren können, die Frau kannte viele ihrer Art: impulsive Gören, die allesamt dachten, sie wären der Mittelpunkt der Erde. Doch so viele Mittelpunkte konnte es nicht geben und Ava hatte sich einfach zurück auf ihren Platz gesetzt.
Und nun saß sie wie jeden Tag erneut da und nahm den einsamen Löffel in die Hand und rammte ihn frustriert in den Brei. Heute war es kein Problem, aber Fleischklöße mit einem Löffel zu essen brachte sie zum Verzweifeln. Sie führte gerade den Löffel zum Mund als sie einen Blick auf sich spüren konnte. Sie schluckte den Brei noch runter, bevor sie ihren Kopf in die Richtung des Blickes wendete und konnte gerade sehen, wie dieser Freak, der mit sich selbst sprach, sie angesehen hatte. Wie hieß er gleich? Joschua? Nein, Janosch. Sie hatte nicht oft mit ihm geredet. Wie denn auch? Er sprach zu oft mit sich selbst.
In dieser Anstalt gab es viele Freaks und Ava hatte sich mehrmals gefragt, warum sie gerade hier gelandet war. Sie war kein Freak, sie war normal und sie wollte wie ein normales Mädchen behandelt werden. Sie wollte wieder mit einer Gabel essen können und nicht wie eine Durchgeknallte behandelt werden. Lieber wäre sie in einem Gefängnis gelandet, schließlich war ihr Kopf völlig gesund. Ihre Eltern und auch ihr Bruder haben den Tod verdient, daran war nichts zu rütteln und falsch war es ja auch nicht gewesen. Aber sie hatte diese Irrenanstalt nicht verdient! Sie gehörte nicht hier her und sie wollte bestimmt nicht von einem Irren angegafft werden.
Sie aß den Brei schnell und wischte sich den Mund ab, bevor sie aufstand und sich umsah. Noch immer wusste sie nicht genau, wo welches Zimmer und welcher Trakt lag. Dieses gesamte Gebäude war ein Labyrinth für sie und sie brauchte einen kurzen Moment, um den Ausgang des großen Spiesesaals zu sehen.
Sie ging direkt darauf zu und gerade als sie durch die Tür getreten war, spürte sie eine schwere Hand auf ihrer Schulter. Ihre Zunge war auf einmal so schwer, dass sie Angst hatte, nicht mehr sprechen zu können und ihr Speichel schien wie Blut zu sein. Sie konnte sogar den kupfernen Geschmack spüren. Sie blickte nach oben zum Gesicht des Mannes und stellte mit Erstaunen fest, dass er keine Augen hatte. Nein, er hatte schon Augen. Nur schien seine Iris nur aus einer riesigen Pupille zu bestehen; gänzlich schwarz. Ava wollte schreien und sich losreißen, aber ihre Arme wurden ihr auf den Rücken gedreht und sie spürte einen stechenden Schmerz in der Lunge; ihr Atem ging nur noch schwer, sie hatte keine Luft zum schreien übrig.
Sie hatte jedoch keine Angst. Diese Augenlosen gab es hier öfter. Und in ihrer Anwesenheit fühlte sich Ava immer gleich; verloren. Und selbst die Umwelt schien sich verloren zu fühlen, denn sobald ein Augenloser in Avas Sicht kam, schien die Welt gleich viel dunkler zu sein und um einiges "lauter". Sie konnte Schreie von überall her hören, nur waren sie so leise wie Flüstern, sodass sie sich nicht sicher sein konnte, ob es diese Schreie auch wirklich gab. Dennoch hatte sie keine Angst, weil sie dieses Verlorensein und diese Schreie schon kannte.
"Badezeit.", sagte der Mann und verzog sein Gesicht zu einem Lächeln, das Ava wütend machte. Doch bevor sie ihren Unmut hätte äußern können, wurde sie nach vorne gestoßen und durch die Flure geführt, immer noch mit den Händen auf dem Rücken, sodass sie nach vorne gebeugt gehen musste und meist die Köpfe der anderen Insassen und Wärter nicht sehen konnte.
Noch nie hatte sie es mit einem Augenlosen zu tun gehabt. Sie waren ihr immer unheimlich gewesen, aber wirklich berührt hatte sie zuvor niemand von diesen Wärtern. Doch dieses Mal stieß der Augenlose sie durch eine geöffnete Tür und schloss sie mit einem hörbaren Klicken zu ohne ein weiteres Wort zu sagen.
Ava stand unsicher vor der Tür und bewegte ihre Arme, testete ob es ihnen auch gut ging und nichts kaputt war. Bei den Muskeln des Augenlosen war sie sich sicher gewesen, dass er hätte einem Pferd das Bein brechen können. Dann blickte sie sich um. Das sah nicht nach dem Badezimmer aus, stellte sie fest. Es war zwar überall gefließt, selbst an der Decke, was ihr komisch vorkam, doch in der Mitte des Zimmers stand keine Badewanne, sondern ein riesiges Becken, das auch ziemlich tief zu sein schien. Sie konnte sich nicht vorstellen, sich darin die Haare waschen zu müssen. Sie fuhr sich unsicher durch die langen schwarzen Haare, ehe eine Stimme sie zusammen schrecken ließ.
"Ausziehen.", sagte eine Schwester und blickte mit starrem Blick auf das weiße T-Shirt und die schwarze Hose des Mädchens, dessen Muskeln allesamt angespannt waren. Diese Schwester hatte keine schwarze Iris, ihre Iris war grün, aber dennoch schien sie nicht ganz richtig im Kopf zu sein, entschied Ava.
"Dann müssen sie sich umdrehen.", sagte sie und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. Doch ehe sie ihren Trotz noch mit einem Fußstampfen bekräftigen konnte, ging die Schwester auf Ava zu und zerrte ihr das Shirt über den Kopf und warf sie mit einem Stoß auf das Schlüsselbein zu Boden, sodass sie ihre Beine hochziehen und die Hose ausziehen konnte.
Mit einem erstickten Schrei wurde das Mädchen wieder hochgezogen und zum Becken geführt. Ava hatte der Schwester zuvor vom Boden aus gegen den Unterleib getreten, sodass die Frau keuchend nach hinten getaumelt und ein Ausdruck des Schreckens in ihren Augen zu sehen war, doch dann waren sie wieder kalt. sogar desinteressiert. Nun hielt die Schwester das Mädchen bei den Haaren am Nacken und stieß sie immer weiter zum Becken. Ava schlotterte vor Kälte in ihrer Unterwäsche und war fassungslos über das Becken. Es war mehr als Tief, sie konnte den Boden nicht sehen, aber den schwarze Knopf, der von der Decke hing und irgendwie mit dem Becken verbunden war, konnte sie mehr als deutlich erkennen.
Sie verlor das Gleichgewicht, wurde nach vorne gestoßen und sah mit dem Gesicht direkt in die unendliche Tiefe des Beckens. Sie schlug mit dem Gesicht im Wasser auf und die Eiseskälte nahm sofort von ihrem Körper Besitz. Sie konnte sich kaum mehr bewegen und wurde von ihrem Gewicht nach unten gezogen. Das Wasser umgab und lähmte sie, es nahm ihr den Atem und sie schluckte es, als wäre es rettende Luft. Mit verzweifelten Bewegungen wollte sie zurück an die Oberfläche und je näher sie ihr kam, desto mehr gab ihr Körper auf. Doch endlich sah sie das Gesicht der Schwester kaum mehr als ein paar Zentimeter vor ihr und sie wollte mit der Hand zuerst durch die Wasseroberfläche stoßen, damit die Schwester sie herausziehen konnte. Doch ihre Hand wurde hart ausgebremst und ihr Kopf, der darauf hätte folgen sollen, auch. Sie stieß mit beiden flachen Händen gegen die Oberfläche des Wassers, doch es war Glas, das sie aufhielt und ihr die Luft verwehrte. Ihre Augen waren weit aufgerissen und sie wollte schreien, doch das Wasser erfüllte ihre Lungen und ließ ihren Körper schwer werden. Sie hatte in diesem Moment keine Kontrolle mehr und keine Kraft, die Kälte zerrte sie ebenso aus, wie die fehlende Luft.
Die Ränder ihres Blickfeldes wurden bereits dunkel, noch ehe sie darüber nachdenken konnte, zu sterben. Doch als sie weiter hinab in das Becken sank und sie nichts mehr außer Schwarz sehen konnte, war sie sich sicher, dass Ende gefunden zu haben.
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BeitragThema: Re: Dead Bite [Hope & Cube.]   Dead Bite [Hope & Cube.] EmptySa März 09, 2013 10:57 am

Ava hatte sich erhoben, nachdem sie kurz zu ihm gesehen hatte, dass hatte Janosch ganz genau aus dem Augenwinkel beobachtet. Sie war aus der Türe heraus und er wusste was passierte. Kamille hatte ihn vorgewarnt, sie hatte die Wächter belauscht, Kamille war schlau. Sie war so ein schlaues Mädchen, manchmal war sich Janosch dem garnicht bewusst, aber sie durchschaute ihn so gut, es war nicht zu bestreiten. Etwas böses geschah hier. Nicht dass nie etwas unböses geschehen war. Alle Anwesenden hier waren zu nichts zu gebrauchen, von Grund auf durchgeknallt, oder böse. Zu tiefst böse und berechnend und Kamille durchschaute sie alle. Sie war so schlau. Schon fast zu schlau um nur für Janosch zu leben, er musste ihr danken. Er würde ihr danken, dass nahm er sich vor, aber dabei durften ihn die anderen nicht belauschen. Wenn er belauscht werden würde, würden sie mitbekommen, dass Kamille zu schlau war und dann würden sie vielleicht den Dead Bite auf ihn hetzen, sie würden ihn in die Gummizelle schleifen lassen und den Dead Bite auf ihn hetzen, so dass er Kamille und Janosch beide umbringen würde. Aber Kamilles Leiche würde man nicht finden, keiner würde um sie trauern, aber Janosch musste doch um sie trauern, wenn sie gehen würde und deswegen musste er warten. Das war doch logisch. Hier waren überall Augenpaare die sie beobachteten, er würde nie davon loskommen, aber er hatte es auch nicht vor, also versuchte er es garnicht erst. Es gab wichtigeres. Kamille hatte sich auf dem nun freien Platz neben ihm niedergelassen und den Kopf auf der Handfläche abgestützt, den Ellenbogen auf der Tischkante, desinteressiert in die Runde blickend. Gleich würde sie ihn wieder schlagen, dass merkte er. Sie war wütend, weil er sie Ava und nicht 342 nannte. Aber Janosch verstand ihr Problem nicht. Sie wollte doch auch keine Nummer als Namen haben. "Hör auf zu Grübeln du Nichtsnutz! Du wirst es nicht verstehen und jetzt ist dein Gift und geh sterben. Denn du hast die Chance nicht genutzt, du bist MAL WIEDER nicht geflohen, du elender Hund. Sterben sollst du, hörst du?" Janosch zuckte zusammen. Aber er durfte nicht sterben, dass wusste er doch, wieso sagte sie ihm, dass er sterben sollte? "Nicht Kamille, sei nicht böse auf mich, ich hatte keine Wahl!", jammerte Janosch schmollend über seinem Teller zu dem leeren Platz. Seine Nachbarn betrachteten ihn nur. Die Augen waren stumm, denn Augen sprechen nicht. Augen sprechen nie, dass war bewiesen, dass hatte Janosch selbst bewiesen, da hatte Kamille sogar zugestimmt. Augen sprechen nicht, sie schauen nur. "Man hat immer eine Wahl. Iss dein Gift, wir können nicht ewig auf deinen Tod warten!", gab sie harsch zurück und schlug ihm auf den Arm. Er zuckte leicht zusammen. Auf die selbe Stelle hatte sie gestern geschlagen, es tat furchtbar weh. "Es tut weh, Kamille. Bitte sprich nicht davon, dass ich sterben muss.", sagte er nun leiser, damit die Augen nicht hören versuchten. "Es tut weh? Gut. Vielleicht sollte ich nochmal schlagen?", gab sie patzig zurück, ließ die Hand aber wieder sinken. Er sah sie flehend an, aber aß dann seinen Teller auf, wie sie gesagt hatte. Sie meinte nicht Gift, sie war nur sauer, dass er nicht auf sie hörte. Vielleicht würde er sich wirklich wegen ihr umbringen, aber was wenn er auf sie hörte? Er war zu schwach um zu fliehen, denn er war ein Nichtsnutz, dass wusste sie doch. Sie musste andere Pläne schmieden, welche die er ausführen konnte. Vielleicht sollte er sie bitten. Er schluckte den letzten Bissen Kartoffelbrei herunter und legte den Löffel dann beiseite, sich von seinem Platz erhebend, den Stuhl wieder heranschiebend und das Tablett packend. Kamille folgte langsam, einem Kind ein Bein stellend und es stolperte. Es sah zu Janosch, doch dieser verzog die Miene nicht. Wenn Kamille das tat, dann hatte es das Gör verdient. Er schritt zum Ausgang und Kamille stellte sich vor ihn. Sie hob warnend die Hand. "Heute wird dir schlechtes widerfahren und es kann sein, dass wir uns verlieren, aber du weißt, dass ich nie gehe, nicht wahr? Ich liebe dich doch, Janosch, du gehörst mir." Er lächelte. Sie liebte ihn, dass war so schön zu hören, aber er musste schlimmes erfahren? Was das sein würde? Aber er musste es überleben, er hatte es selbst gesagt, aber sie würde ihn nicht verlassen, das tat so gut. So gut, sie war so gut zu ihm. Er öffnete die Türe hinter ihr und schritt langsam hindurch, gleich einen Griff in den Nacken erntend. "Du siehst zwar nicht kräftig aus, aber sicher ist sicher. Wir gehen dich jetzt waschen!", murmelte eine raue Männerstimme. Die Hand in seinem Nacken war eiskalt und stark, Janosch hatte nicht vor sich zu wehren, denn Kamille würde bei ihm bleiben. Wo sie war, würde er überleben, oder aber für immer in ihre Welt eintauchen können. Er ging schweren Schrittes mit dem Mann, ohne sich umzublicken, Kamille würde das tun, Kamille tat das immer. Auch jetzt ging sie neben ihm, hatte sich an seinen Arm geklammert. Sie beschützte ihn. Er wurde durch eine Tür gestoßen, die hinter ihm direkt verriegelt wurde, erst jetzt traute er sich den Kopf zu heben und Kamille zu betrachten. Sie lächelte, das bedeutete es ging gut. Er sah sich weiter um, als eine Frau auf ihn zu schritt. "Ausziehen und da lang. Heute wird gebadet!", sagte sie. In ihren Augen funkelte etwas und Janosch begriff, dass es purer Wahnsinn war. Diese Frau erfreute sich daran, was folgen würde, also schloss er darauf, dass genau das es sein würde, was Kamille gemeint hatte. Er zog sich sein Hemd aus und band sich die Schleife der Jogginghose auf, ehe die Frau ihn ermahnte sich zu beeilen. Er striff sie sich also auch ab und ging dann in den weiteren Raum, in den sie bereits voller Vorfreude blickte. Kamille ging vor ihm. Die Frau betrachtete einen Moment seine dünne Statur und grinste dann zufrieden, ehe sie auf ein Becken deutete. Etwas schwarzes schwamm an der Oberfläche. Fast als wäre es ein Schatten, ehe sich die Glasplatte darauf erhob und Kamille ihm die Hand reichte. Sie hatte sich neben das Becken gestellt und streckte die Hand nach ihm aus, als wolle sie ihm beistehen. Er ergriff sie also und noch im selben Moment, stießen ihm die Hände der Frau in die Seite, prallten auf seine Rippen und stießen ihn in das eiskalte Nass. Sein Kopf wurde schnell umschlossen, ehe er nach Luft schnappen konnte und so hielt er sie nur an und umklammerte Kamilles Hand, die mit ihm gefallen war. Hier unter dem Glas, was schnell niedergelassen worden war und mit dem schwarzen... er sah zur Seite, als etwas eiskaltes seine Hand striff. Es war ein Mädchen, dass was an der Oberfläche geschwommen war und nun mit ihm heruntergerissen worden war. Er riss die Augen auf, als er die Zahl erkannte, hier unten trotz der Dunkelheit, aber Kamille spendete ihm Licht. 342, das war Ava. Ava war hier mit ihm in dem kalten Wasser und sah ziemlich ungesund aus. Seine Glieder waren schwer und er sank immer weiter, als er wieder nach oben sehen wollte. Er griff nach Avas Handgelenk, nach der Nummer und schloss seine Finger darum, ehe Kamille sich um ihn schloss. Sie klammerte sich an ihn, sie war sein Licht. Sein Gehirn schaltete langsam in den Sparmodus um und Kamille wurde schwammrig zu sehen. Sie zitterte und er bemerkte die stechende Kälte um ihn herum, die seinen Körper lähmte und ihm verbot die Augen aufzumachen. Er bekam das Gefühl sie wollten ihm die Augen ausstechen, aber auf einmal waren so viele Augen um ihn herum, so viele Augen die ihn ansahen. Nein sie sahen nicht nur, sie starrten ihn an. Nicht mitleidsvoll, sie hatten dieses Funkeln, dieses widerwärtige Funkeln, sich wabend an den sterbenden, den sinkenden. Wieder zitterte Kamille, diesmal wurde Janosch klar, was es bedeutete, sein Kopf schaltete sich aus, seine Glieder wurden starr. Kamille hatte Angst um ihn. Sie wusste nicht, ob er es überlebte, es war vielleicht um ihn geschehen.
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BeitragThema: Re: Dead Bite [Hope & Cube.]   Dead Bite [Hope & Cube.] EmptySa März 09, 2013 12:12 pm

Wie sehr sie gehofft hatte, vielleicht doch gestorben zu sein. War sie es nicht, war dies nicht das Ende eines schönen Lebens, sondern der Anfang eines jämmerlichen Kampfes. Ein Kampf der aus verwirrenden Bildern und vielen Schmerzen bestand. Einige dieser verwirrenden Bildern geschahen noch, bevor sie sich dem Schwarz hingab, das verlockend nach ihrem Namen rief. Das Schwarz, das sie mit offenen Armen umfing und das so neu und fremd war. Bevor das Schwarz sie an sich drückte, sah sie, wie die Schwester verschwand, aber kaum später mit einer Gestalt zurückkam. Sie wollte nach der Gestalt greifen. Sie wollte gerettet werden und dieser irren Schlampe die Hände um den Hals legen. Doch die Gestalt .. sie rettete sie nicht und Ava wollte schreien. Wasser drückte sich in ihre beinahe schon vollen Lungen und sie vergaß mit den Beinen zu strampeln. Sie sank immer weiter nach unten, weg von den Gestalten und weg vom Licht. Sie sank dem Schwarz näher. Noch ein Bild. Die Gestalt fiel und drang auf einmal zu ihr durch. Sie konnte ihren Kopf nicht drehen, sie war gefangen in ihrem Körper, der dem Wasser hingegeben war. Sie spürte eine Hand um ihr Handgelenk und für einen Moment dachte sie, es wäre die Gestalt. Doch bestimmt war es die Dunkelheit, die nach ihr griff und sie in den Tod zog.
Doch nun, wusste sie, dass der Tod sie verschmäht hatte. Sie konnte wieder atmen. Sie hatte kein Wasser mehr in den Lungen. Sie war nicht einmal nass. Nichts zeugte von der Tortur, die sie erlebt hatte. Nur ihr Hals tat noch unglaublich weh und ihre Augen brannten. Doch sie war dem Wasser entronnen, wie auch immer, dies geschehen war. Die Gestalt war es nicht gewesen. Diese Gestalt lag neben ihr, noch wie Minuten zuvor, auf dem Boden und rührte sich nicht. Sie hatte bereits die Hand über seinen Mund gehalten, um zu spüren, ob er noch lebte oder ob sie sich diese Zelle mit einer Leiche teilte. Er atmete. Zwar schwach und unregelmäßig, aber er lebte noch. Und sie wusste nun auch, wer er war. War es nicht der schräge Humor des Schicksal, dass der letzte Mensch, den sie wirklich wahrgenommen hatte, nun auch der erste Mensch war, den sie in dieser Zelle antraf? Sie wiederholte seinen Namen in ihrem Kopf immer wieder. Es musste doch einen Grund geben, warum ausgerechnet sie zusammen in dieser Hölle gelandet waren.
Und sie atmete, was ein Wunder war, wenn sie daran dachte, was für eine Angst sie gehabt hatte und welcher Irrsinn ihr widerfahren war. Ihr gesunder Menschenverstand sagte ihr, dass dies nicht rechtens war. Patienten gehörten nicht in solche Bäder. Aber der größere Teil ihres Verstandes sagte ihr, dass sie einfach nur glücklich sein sollte, noch am Leben zu sein. Doch sie war nicht glücklich und hörte nicht auf ihren Verstand. Sie wollte nur hier raus und das ganz schnell. Noch so ein "Bad" würde sie nicht überleben. Ihre Beine zitterten noch immer, als sie durch die Zelle schritt. Sie konnte nicht einfach untätig dort sitzen und warten, bis etwas geschah. Sie zählte die Schritte, die sie vom Ende der Zelle brauchte, bis zur Tür. Es waren 9 Schritte in beide Richtungen. Und die Zelle sah überall gleich aus. So wie sie sich eine Gummizelle vorgestellt hatte. Es gab keinen echten Boden. Es war eher weiches Leder, das gepolstert und überall war. Auch an den Wänden und an der Decke, wobei die Decke doch ein seltsamer Ort für das Gummi war, fand Ava.
Nichts ließ darauf schließen, in welchem Teil der Anstalt sie waren oder welche Tageszeit sie gerade hatten. Und wenn sie an die Tür trat, gab es nicht einmal einen Griff. Die gesamte Tür war gepolstert und kein einziger Schlitz führte zur Freiheit, nach der sie sich gerade so sehnte. Es gab nicht einmal ein Loch, durch das sie hätte sehen können. Eine Lampe, die flach an der Decke angebracht war, spendete das klamme Licht. Sie waren gefangen. Dieser Gedanke schnürte ihr die Kehle zu, er drohte sie zu ersticken. Panik erfasste sie - sie hatte von den Gummizellen gehört, sie hatte gehört, wie Leute in solche eingesperrt wurden und anschließend aufgeschlitzt, gebissen und totgefoltert aufgefunden worden sind; sie konnte sich die gellenden Schreie und die unerträglichen Schmerzen vorstellen, die in solchen Zellen stattgefunden haben mussten und der Gedanke an Dead Bite brachte sie schier um den Verstand - und sie warf sich gegen die Tür. "Lasst mich hier raus!", schrie sie und die Worte kamen gepresst zwischen ihren Lippen hervor. Sie taten ihr im Hals weh und ließen sie für einen Moment erneut verstummen. Sie lauschte und presste ihr Ohr an die Tür. Das Leder fühlte sich kalt und gleichzeitig warm an. Sie hörte nichts als Antwort. Vielleicht war diese Zelle auch isoliert? Wer würde sie dann hören können? Würde sie hier mit einem Fremden sterben, der dazu auch noch komplett irre war und mit Menschen sprach, die gar nicht existierten? Sie schlug mit den Fäusten auf die Tür ein und trat dagegen, als auch dies nicht half. Letztendlich sank sie frustriert an der Tür herab und legte ihren Kopf in die Hände. Tränen wollten aus ihr herausbrechen, doch sie hielt sie zusammen und schluckte die Angst hinunter, die wie ein Kloß in ihrem Hals zu stecken schien. Sie musste tapfer sein, sagte sie sich selbst und wollte sich kurz darauf für ihre Schwäche selbst ohrfeigen.
Durch den Krach schien auch Janosch zu erwachen. Für einen kurzen Moment hatte sie Angst, er würde sie für verrückt halten, da sie einen solchen Lärm gemacht hatte und es doch zu nichts geführt hatte. Aber dann dachte sie einfach daran, dass er selbst einen Schaden hatte und dieser war wahrscheinlich größer als der von Ava. Sie sah zu, wie seine Brust sich plötzlich stark hob, als würde er nach der rettenden Luft lechzen und wie seine Augenlider flimmerten, bevor er aufwachte. Sie stand mit einer schnellen Bewegung auf, die sie viel Kraft kostete, und trat näher zu dem Jungen heran. Sie wollte etwas sagen, doch ihr fielen die passenden Wörter nicht ein. Was sollte sie auch schon sagen? Hallo, schön dich kennen zu lernen, nachdem wir fast gemeinsam verreckt wären? Nein, Ava schwieg und wartete, bis Janosch sie wirklich ansah und vielleicht selbst zu sprechen anfing. Oder er würde sie einfach komplett ignorieren und mit seinen imaginären Freunden sprechen. Sie besann sich, dass es nicht gerade nett war, so über Menschen zu denken und dass sie sich lieber mit ihren Gedanken zurückhalten sollte. Sie wusste nicht, was bei Janosch falsch gelaufen war. Aber sie war sich sicher, dass er über ihre Geschichte bescheid wusste. Und sie konnte sich vorstellen, wie seine eigenen Gedanken aussahen, wenn er an das dachte, was sie mit ihrer Familie getan hatte. Es war nicht fair, über andere zu urteilen, wenn man selbst doch ein schlechter Mensch war und sie glaubte nicht, dass Janosch ein schlechter Mensch war.
Doch er sagte nichts und sie wusste nicht, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war, also setzte sie sich neben ihn auf den Boden und hielt ihre Hände auf ihrem Schoß gefaltet. Sie legte ihren Kopf etwas zur Seite und beobachtete seine Reaktion. "Geht es dir gut?", fragte sie, was natürlich eine blöde Frage war. Ihm musste es genauso schlecht gehen, wie ihr. "Jedenfalls sind wir nicht tot.", sagte sie also, um ihre Frage etwas zu verändern. Sie fand, dass ihre Stimme immer noch kratzig klang und hielt den Mund. Sie wollte ihre einzige Gesellschaft nicht sofort verschrecken. Nunja, weglaufen konnte er ja sowieso nicht.
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BeitragThema: Re: Dead Bite [Hope & Cube.]   Dead Bite [Hope & Cube.] EmptyMo März 11, 2013 11:03 am

Es sog ihn tief, immer tiefer in sich selbst hinein bis er das Gefühl hatte garnicht mehr da zu sein, er hatte seine Hülle irgendwo da unten gelassen, selbst Kamille war hier nicht bei ihm, er war ganz allein, aber wo Kamille nicht war, da war er auch nicht wirklich, also wo befand er sich nicht wirklich. Da waren wieder diese Augen, diese starren Augen, aber dieses mal hatten sie auch etwas dazugehöriges. Die Krankenhäuser waren es wieder, an die diese Situation herankam. Dort hatten sie diese ekeligen halboffenen Menschen aus denen die Adern heraustraten und man direkt das freistehende Augen betrachten konnte. Viele von ihnen hatte er nun vor sich und sie umkreisten ihn, sie fesselten ihn, er hätte sich zurückgezogen, aber er kam aus dem Schwarz nicht weg, er kam aus sich nicht weg, denn er war nicht mehr in sich, bei Kamille, er war weg. Die Augen starrten ihn an, drehten sich nach innen wie Eulen ihre Köpfe drehten. Schlangenaugen drehten sich wie Eulenköpfe, die Adern pochten, sie lebten ihre Herzen schlugen, sie würden ihn, nein sie hatten ihn eingekreist, es war schon längst zu spät für ihn. Ob das der Fluch des Dead Bite war? Eine Ader plazte, das Blut schoss geradewegs durch die Gegend, auf Janosch zu. Das Blut tränkte das nichts und seine Sicht wurde rot. Ein grellender Schrei fuhr auf und alles rüttelte sich um ihn herum, die Gebisse klapperten zusammen, die Augen drehten sich, alles war so rot und so widerlich und so tot und so starr, Janosch wurde durchgeschüttelt, sein Körper zog ihn zurück, ein weiterer Schrei, die Puppen stürtzten sich auf ihn, mit ihren Augen und den klappernden Kiefern und sie bissen nach ihm, aber da sie keine Arme hatten kamen sie nicht weit, bissen sich selbst die Köpfe auf, es blutete alles über ihm blutete, Blut tropfte von der Decke, ein Tropfen tiefrotes Blut schwebte direkt über seinem Auge. Hatte er ein Auge? Der Tropfen fiel und sein gesammter Körper zog sich zusammen vor Schmerzen, er schrie, er schnappte nach Luft, aber da war keine. Seine Lunge verzog sich nach Sauerstoff, sein Körper brannte, seine Kehle röchelte beunruhigend, seine Augen schmerzten, seine Füße und Hände spürte er nicht, er wurde hoch gerissen, nach vorn geschleudert, wieder röchelte er nach Luft, diesmal erhaschte er welche und seine Lunge füllte sich prall, bis sein Brustkorb davon schmerzte.
Er sah sich um. Kamille war nicht da. Stattdessen war vor ihm grelles Licht, es zerstörte seine Augen und er kniff sie zu, zog das zu sich, was seine Hände sein mussten und legte sie über die Augen, ehe er wieder zurücksackte und hinter ihm gegen weiches Leder stieß. Er atmete schneller, weiches Leder hieß, er war nicht in seiner Zelle. Das bedeutete er war in der Gummizelle, in einer der unbekannten Gummizellen, keiner wusste wo sie waren und man kannte sich nicht aus, er zog die Hände weg und blickte sich panisch um. Zu. Vier Wände, weiches Leder, keine Fenster, keine Gitter, keine Tücher, zu. Er ließ den Kopf wieder in seine Hände sinken, sie waren eiskalt, dass spürte er, weil sein Kopf zu pochen begann, seine Hände kribbelten langsam, dann stach es heftig, tausend kleine Nadeln jagten durch seinen Körper, während seine Lunge sich dehnte wie zu wenig Gummiband für zu viel Umfassendes. Er zitterte und seine Zähne schlugen leicht übereinander, dann ließ er die Hände sinken in der Hoffnung sie würden aufhören zu schmerzen. Der Klang einer weiblichen Stimme durchfuhr ihn wie ein Blitz. Das war nicht Kamille. Er war nicht allein. War der Dead Bite...nein es war Ava. Er sah zur Seite und blickte sie stumm an. Ob es ihm gut ging? War das ein Scherz? Sie beide waren in dem Eiswasser fast ertränkt worden, er hoffte doch, dass sie das nicht vergessen hatte. Moment, was sollte sie eigentlich vergessen haben, was war denn passiert? Er war geschubst worden, dieser Wahnsinn hatte Janosch geschubst und Kamille hatte ihn ummantelt. Aber Ava war direkt neben ihm gewesen, seine Finger hatten sich um ihre Nummer geschlossen, dass wusste er. Wie hatten sie die steifen Finger nur von ihr lösen können? Das er nicht in die Leichenstarre verfallen war, musste einiges nur umso schwerer gemacht haben. "Ja...wir leben noch.", röchelte er. Sein Hals brannte von den wenigen Worten, seine Kehle schien wie herausgeschnitten und seine Stimme war nicht so wie eben noch. Nicht so lieb, sie war rau und schmerzverzogen, er musste zugeben, sie klang männlicher. Aber jetzt männlicher zu werden, war ein denkbar schlechter Zeitpunkt. Wenn sie ihn zu den Erwachsenen brachten, war er erledigt. Das hatte Kamille gesagt.
Er konnte nicht reden, aber er riss sich zusammen. Ava ging es genauso schlimm wie ihm, sie war noch früher in das Wasser gelassen worden, als er, ihr konnte es kein bisschen besser gehen. Er blinzelte erneut. "Kamille ist nicht hier. Aber warum bin ich dann nicht tot?" Das konnte nicht stimmen, denn wenn es auf dem Stand bleiben würde, dann würde Kamille kommen um ihn zu töten und wer bei ihm war starb auch. Kamille würde sie beide töten nicht der Dead Bite. Der Dead Bite, hatte man sie ihm ausgeliefert? Er wusste nicht wie viel Uhr es war, ob es Tag oder Nacht war, er fühlte sich so leer, nichtmal in der Lage sich zu übergeben ohne seine Innereien und nicht seinen nicht mehr vorhandenen Mageninhalt darzulegen. Er wollte nicht das Ava das sehen musste, also schluckte er nur, weiter röchelnd. Ihm tat immernoch alles weh. Er war zu schwach, Kamille hatte ihn nicht essen lassen. Vielleicht hatte sie es vorgehabt, aber er durfte ihr nichts böses unterstellen, sonst passierte viel schlimmeres.
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BeitragThema: Re: Dead Bite [Hope & Cube.]   Dead Bite [Hope & Cube.] EmptyDo März 14, 2013 9:07 am

Oh, er sah so verwirrt aus. Seine Augen wanderten so lange im Raum umher und registrierten alles um ihn herum, nur das Mädchen blieb unentdeckt, als wäre sie unsichtbar und nicht mehr Wert als ein Schatten. Sein starrer Blick machte ihr Angst, ein Knoten setzte sich in ihrem Hals fest und sie versuchte, ihn herunterzuschlucken, aber er blieb dort wo er war und für einen Moment dachte Ava, sie würde nun endgültig ersticken. Eine Woge der Ungläubigkeit erfüllte sie. So sollte sie sterben? Bloß ein Blick eines Irren, nachdem sie beinahe ertrunken war? Sie wollte lachen, doch mehr als ein ersticktes Husten bekam sie nicht heraus. Der Knoten löste sich und sie konnte das Wasser in ihren Lungen spüren. Es schien sie noch immer herunterzudrücken, nahm ihr den Platz für Luft.
Plötzlich sah er sie an und sie spürte seinen Blick auf sich. Sie fragte sich, ob sie genauso aussah wie er. Ob sie die gleichen geröteten Augen hatte und ob ihre Lippen ebenso gesprungen waren, ihr Gesicht so kalt und blass, dass sie hätten als Leichen durchgehen können. Sie blickte in seine Augen, konnte ihre eigene Reflexion sehen, jedoch blieben ihre Fragen unbeantwortet und ihr gelang es kaum, auf seine Worte zu achten. Sie gingen durch das eine Ohr rein und verschwanden irgendwo in ihrem Gehirn, das anscheinend noch voller Wasser war und dessen Gedanken sich um das Leder unter ihrem Körper drehte. Es war gleichzeitig kalt, schien aber auch warm zu pulsieren. Für einen kurzen Moment dachte sie, es würde atmen; es würde leben! Und für einen irrsinnigen Moment höchsten Wahnsinns kam ihr der Gedanke, dass es hätte Menschenhaut sein können. Was war denn der Unterschied zu einem Tier? Einen Mensch konnte man genauso gut häuten, wie ein Schwein oder eine Kuh. Es gab doch keinen Unterschied. Die Schreie .. sie würden anders klingen. Sie würden einen Sinn ergeben.
Der Gedanke erfüllte sie nicht mit Angst. Nicht mit Furcht und auch nicht mit Ekel. Ihr Bruder wäre in einer solchen Situation bestimmt aufgesprungen, hätte die Nerven verloren, würde schreien. Idiot. Sie nicht. Sie blickte sich um, sah nach Mustern. Vielleicht konnte sie ein Muttermal erkennen oder einen Schönheitsfleck. Etwas Menschliches im Leder. Sie strich gedankenversunken mit der flachen Hand über den Boden. Es fühlte sich an wie Leder, nicht mehr. Aber sie wurde das Gefühl nicht los, als würden viele Menschen sie beobachten. Jede Bewegung und jedes Zucken ihrer Muskeln. Du wirst verrückt. Du bist gesund im Kopf gewesen und nun wirst du verrückt. Das ist nicht gut. Je länger du hier bist, desto schneller sterben deine Gehirnzellen ab und du wirst zu einer Irren. Ich will doch nicht enden, wie diese sabbernden Idioten.
Seine Worte rissen Ava aus ihren Gedanken. Sie war dankbar dafür. Ihre eigenen Gedanken kamen ihr so 'falsch' vor. Alles an diesem Raum und an dieser Situation kam ihr falsch vor. Es fühlte sich nicht wirklich 'echt' an, obwohl sie die Schmerzen spüren konnte. Sie konnte ihren rasenden Herzschlag spüren, aber es fühlte sich nicht wirklich real an. Sie hatte von diesem Phänomen gehört: Das Gehirn bildete sich ein, zu träumen, um den Menschen nicht in Panik verfallen zu lassen. Ava wollte nicht in Panik verfallen.
"Ja, das ist die Hauptsache.", sagte sie, als er ihren Zustand bejahte. Alles andere war doch egal, oder nicht? Es war egal, dass Pfleger umher liefen, dessen Pupillen so schwarz waren, dass Ava es fröstelte und dass die Welt plötzlich so anders aussah. Und dass sie beinahe gestorben war, war ebenfalls Nebensache. Sie lebte. Ihr tat alles weh - ihre Stimme klang kratzig, ihre Augen brannten, sie konnte keinen geraden Schritt machen - und ihr Kopf begann dem Wahnsinn zu verfallen, aber sie lebte. Und nun waren sie in einer Zelle eingesperrt, die so klein war und so kalt. Eine Zelle, dessen Entrinnen vergeblich war. Die Bedrohung lag in aller Ecken und sie würde sich nicht einmal zu wehren wissen. Es gab kein Messer, keinen Stock, nichts und das machte Ava am meisten zu schaffen. Nicht, dass sie verrückt wurde, oder dass es sich alles falsch anfühlte: Sie war hilflos. Das machte ihr Angst.
Erneut war dort seine Stimme und das Szenario, wie sich Ava mit nichts verteidigte wurde aus ihrem Kopf gedrängt. "Kamille? Was redest du da? Ich habe nur dich gesehen und diese Schwester, du musst dir etwas eingebil- .." Sie verstummte und legte den Kopf leicht schräg. War es das, was ihn irre machte? Er sah Menschen, die es gar nicht gab? Und hing sein Leben etwa von dieser Kamille ab? Wie äußerst merkwürdig und welch Irrsinn in dieser Zelle herrschte. Sie hoffte, nicht ebenfalls bald Menschen zu sehen, die es gar nicht gab. Von deren Anwesenheit ihr Leben hing.
"Hier bin nur ich. Ava. A-V-A." Sie buchstabierte ihren Namen. Sie tat das gern. Er war so kurz und knapp, dass es gar nicht nötig gewesen wäre, aber es gab ihr etwas, dass immer gleich blieb. Ihr Name würde immer nur aus diesen Buchstaben bestehen; da gab es nichts Irrsinniges.
Sie merkte, wie nervös er zu sein schien. Aber war sie das nicht auch? Ihre Fingerkuppen fuhren immer wieder über das Leder und immer wieder schien sie zur Tür zu blicken, als würde sie gleich aufspringen und sie würde einem Feind gegenüberstehen. Einem Feind? Warum nannte sie es nicht beim Namen? Sie hatte Angst vor Dead Bite. Sie hatte nie wirklich daran geglaubt. Aber sie hatte die Geschichten, die vermeintlichen Fakten oft gehört. Die Grausamkeit, das viele Blut. Sie blickte zurück zu Janosch und erprobte ein ermunterndes Lächeln. Es gab keinen Grund für ein Lächeln, aber es tat gut.
Sie stand auf und ging mit zögernden Schritten zur Tür. Sie legte ihren Kopf an das kalte Leder und strengte sich an. Sie konnte keinen Laut hören, keine Bewegung spüren. Es war, als würde die ganze Welt still stehen und nur Janosch und Ava drehten sich mit der kleinen Gummizelle um die Zeit.
"Ich will hier raus.", sagte sie, noch immer den Kopf an die Tür angelehnt. "Sie können uns doch nicht für immer hier einsperren. Wir haben kein Essen, keine Decken. Und kein Klo.", sagte sie und verzog angewidert das Gesicht. Den Gedanke, dass die Leitung der Anstalt gar nicht vor hat, sie lange überleben zu lassen, wollte sie gar nicht aufkommen lassen. Sie löste sich bloß von der Tür und blickte Janosch mit großen fordernden Augen an. Sie wusste nicht, was er hätte tun können. Aber irgendetwas musste er tun! Oder sie wenigstens beruhigen, denn in diesem Moment, mit Dead Bite in Gedanken, spürte sie, wie die Panik mit klammen Händen nach ihr griff.
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BeitragThema: Re: Dead Bite [Hope & Cube.]   Dead Bite [Hope & Cube.] EmptySo März 17, 2013 1:31 am

Janosch blickte sie weiterhin steif an, so unbeweglich wie er sich fühlte, eingerostet wie ein altes Auto. Sein Motor lief im Sparmodus und sein Gehirn hatte nicht einmal vor sich besonders in seinen Gedanken zu beeilen, auch wenn die vielleicht angenehmer auszuführen waren als das sprechen, das rostige sprechen, das rasseln der Kehle. Er hatte sie gefragt, sie antwortete. Ihre Antwort überraschte ihn nicht besonders, immerhn war es nicht das erste mal, dass er diese Antwort erhielt, er war es fast schon gewöhnt. Es war töricht gewesen etwas anderes zu erwarten, zu erwarten, dass sie über Kamille bescheid wusste. Aber sie alle wussten nichts über Kamille, Kamille war noch besser gedeckt als der Dead Bite. Der Dead Bite hatte immerhin einen eigenen Mythos dem er all seine Ehre machen konnte. Er ermordete Menschen auf die grausamste Art und Weise und keiner nahm es ihm übel, denn wenn man ihm etwas übel nahm, dann konnte man damit rechnen, dass man bald auch zerfleischt in einer Zelle aufwachen...nein genau das eben nicht mehr tun würde. Mit einem mal würde alles vorbei sein, aber von Kamille wusste keiner. Ihre Gefahr wurde unterschätzt, dass war ihr Vorteil. Keiner wusste von ihr, sie war unsichtbar für jeden der sie nicht sehen sollte, aber sie war ein grausames Biest, wenn man so wollte, dass jeden umbringen würde, der ihre Pläne gefährdete. Sie war rastlos und sie hatte nichts zu verlieren, sie war selbst etwas wie ein Geist, weshalb sie keine füchten musste, keiner konnte ihr etwas zu leide tun, sie konnte das Böse in Person sein. Sie war das Böse in uns. Aber sie hatte auch ihre guten Seiten. Damals war sie lieber gewesen. Damals als sie kein Geist war, da war sie lieb. Da war sie ein unsichtbarer Mensch, die anderen hatten sie vergessen, sie war ein Mensch. Jetzt war sie kein Mensch. Kein Mensch zu sein, war nicht unbedingt schlecht wie Janosch fand. Wenn man kein Mensch war, musste man nicht menschlich sein, man musste nicht böse sein um Ziele zu erreichen, aber man konnte böse sein, weil keiner etwas anderes von einem erwartete. Es erwartete keiner mehr etwas von einem und das machte einen mächtig und zufrieden, dass machte einen sicher, eine bewegende Woge der Sicherheit war das Geschenk des nicht Mensch seins. Er blinzelte ein paar mal, ehe er einen Mundwinkel hob. Es war kein trauriges Lächeln, auch kein Lächeln das Verachtung oder Dummheit beschrieb, dieses Lächeln galt Ava, weil sie von dem nicht Mensch sein nichts wusste, es freute ihn. Sie schien fast ein bisschen besser als er dran zu sein. "Eingebildet - sag es ruhig, dass habe ich schon oft gehört. Das sagen sie mir immer wieder, aber sie ist nicht eingebildet. Sie existiert. Sie alle glauben an Monster, an Geister, an den Dead Bite, auch wenn sie sie nicht sehen oder hören. Aber an Kamille zweifelt jeder.", sagte er mit seiner rasselnden Stimme.
Männlicher, bestimmter, er wurde älter. Jeden Tod den er starb wurde er älter. Wie alt war er gleich nochmal? Siebzehn? Nein das war vorbei, wann war er geboren worden...Oh er war zwanzig. Er hatte noch kein Geburtstag feiern müssen. An Geburtstagen waren sie besonders gruselig, als wenn sie einem sagen wollten : "Du hättest nie geboren werden sollen.", ganz genau wie Kamille. Sie nahm kein Blatt vor den Mund wenn sie enttäuscht von Janosch war, er wusste das, er wusste, dass es gut war, dass er lebte. Er sah zu Ava herüber, als sie wieder sprach. Fast schon erstaunt lauschte er ihr wieder, sie buchstabierte ihren Namen. Er wusste nicht warum sie das tat, vielleicht wusste sie nicht, dass er wusste wie sie hieß. Wusste sie wie er hieß? Vielleicht sollte er seinen Namen auch buchstabieren. Janosch zu buchstabieren klang aber weniger schön, schaurig, interessant und hinreißend, als wenn man Ava buchstabierte. "Ich weiß wie du heißt.", sagte er also knapp und kein bisschen anklagend. Sie war jünger als er. Auch wenn sie erwachsener zu sein schien als er. Sie wusste was sie wollte, sie wollte hier heraus, dass sagte sie zumindest gerade laut. Und er wusste, dass es ihre Gedanken waren. Ihr ganzer Körper schien zu schreien, dass sie hier heraus wollte. Hier weg, von dem Leder, von den Wänden, von der Decke - was wenn sie näher kommen würden? Was wenn sie zerquetscht werden würden? Sie wollte weg von dem Licht der kleinen Lampe, bevor sie anfangen konnte zu flackern, sie wollte weg von dem Ort an dem der Dead Bite zuletzt zugeschlagen hatte, einige Jahre zuvor, als er tatsächlich noch Siebzehn gewesen war. Sie wollte auch weg von ihm, dass konnte er ihr nicht einmal übel nehmen. Was machte man schon in der Nähe eines Menschen, der Nichtmenschen sah und sie hörte, mit ihnen redete und das obwohl sie gefährlich für ihn und jeden anderen waren? Er musste gruselig wirken, er hatte ja kein bisschen Menschlichkeit mehr an sich.
Er hob die Hände wieder an, fuhr sich über das Gesicht. Es war tot. Eiskalt und seine Haut schien an manchen Stellen dem Druck des Wassers Platz geboten zu haben. Seine Lippen waren gesprungen, seine Lungen waren ertränkt, sein Körper wirkte fahl, tot in dem neonlicht. Er zog die Hände wieder von seinem Gesicht zu ihr sehend. Sie war kein bisschen so verloren, wie sie sich fühlen musste. Hier lief alles falsch. Sie war das mindestens genauso zerbrochene Mädchen, sie war verloren, aber sie musste überleben. Janosch sollte dafür sorgen, dass sie überlebte, aber er tat nicht besonders viel, er versuchte aufzustehen. Er war vielleicht etwas wackelig auf den Beinen, aber er schaffte es und nun wirkte er auch ein wenig gefasster. "Sie werden uns wieder heraus lassen, aber es wird dauern. Sie werden sich Zeit lassen. So viel sie wollen und dann werden die nächsten hier landen, während wir wieder in die Zellen kommen. Keine Sorge Ava." , murmelte er, sich um ein Lächeln bemüht. Kamille würde dafür sorgen, dass sie hier raus kamen. Janosch konnte sich nicht vorstellen, dass sie viel Interesse daran hatte ihn hier mit "342" allein zu lassen. Sie hatte bei jedem Angst der bei ihm war, dass er oder sie ihn schlauer machte. Sie wusste nicht, dass er selbst denken konnte. Das konnte gefährlich werden, wenn sie es herausfand, weshalb er es nicht tat. Er verheimlichte es ihr und das war schwer. Sehr schwer, aber machbar. Er betrachtete Ava. Viel zu schlau um hier zu sein, dass war sie.
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BeitragThema: Re: Dead Bite [Hope & Cube.]   Dead Bite [Hope & Cube.] EmptyMi März 20, 2013 9:36 am

Spoiler:

Ava wunderte sich sehr. Über dieses Lächeln. Es war kaum mehr als ein kurzes Hochzucken der Mundwinkel, nicht wirklich viel, aber ehrlich gemeint. Es war besser, als dieses Lächeln ihrer Therapeutin, das von einem Segelohr zum anderen ging, die Augen aber nie erreichte, sondern einfach wie eine schmerzhafte Starre der Gesichtsmuskeln aussah und dabei öffnete sie nicht einmal den Mund, sodass es nicht nur schmerzhaft, sondern auch äußerst gruselig aussah. Und es war besser, als das Lächeln ihrer Eltern. Als würden sie einem Monster gegenüberstehen. Als hätte Ava etwas falsch gemacht. Es war das Lächeln höchster Abscheu gewesen.
"Leg das Messer weg, Schatz.", hatte ihre Mutter gesagt und sie dabei angelächelt. Sie hatte so viel in diesem Lächeln sehen können. Abscheu, Hass, Verwunderung, Überraschung, aber vor allem Angst. Angst vor der eigenen Tochter, die ein Messer in der Hand hielt und Ava hatte nicht verstanden wieso. Ihr ging es doch gut, sie war in diesem Moment glücklich gewesen. Und waren ihre Eltern nicht immer glücklich gewesen, wenn es ihr Bruder war? Warum waren sie dann nicht dann glücklich, wenn Ava es einmal war? Und ein Lächeln sollte keineswegs gruselig oder angsterfüllt aussehen. Nein, ein Lächeln sollte so aussehen, wie dieses: ehrlich, obwohl Ava nicht verstand, wie Janosch ein solch ehrliches Lächeln zustande brachte.
"Natürlich ist sie eingebildet. Es gibt keine unsichtbare Menschen, das wäre ja noch schöner. Ich meine, ich kann mir nicht vorstellen, dass es sie geben könnte. Wenn es sie wirklich gibt, dann wärst du doch nicht hier.", sagte sie dann, als Janosch zu sprechen begann. Doch sie selbst zweifelte an ihren Worten. Janosch klang so ernst und so sicher, nicht als würde er an seiner eigenen Gesundheit zweifeln. Aber welcher Irre zweifelte schon an seiner geistlichen Gesundheit? Dachten Irre nicht immer, sie seien im Recht und sprächen die Wahrheit? Was war an Janosch anders, dass Ava dachte, er könnte die Wahrheit sprechen und sie wäre diejenige, die die Realität nicht von Fiktion unterscheiden konnte?
"Aber du glaubst doch nicht wirklich an den Dead Bite? Jemand, der in Zellen einbricht und Menschen ohne Grund tötet und das ohne eine Spur zu hinterlassen? Er, sie oder es ist eine Erfindung der Schwestern .. von denen uns beinahe eine umgebracht hätte." Sie stockte und blickte sich um. Sie zweifelte an ihren eigenen Worten und schüttelte den Kopf, als wolle sie die Gedanken aus ihrem Kopf vertreiben und sie vergessen. "Vergiss es. Alles existiert. Ich weiß nicht, was echt ist, nachdem ich beinahe .." Auch jetzt stockte sie und ließ den Satz unvollendet durch den Raum schweben, gegen die Gummiwände prallen und irgendwo zwischen den Rillen verschwinden. Für einen Moment ließ sie die Stille ihren Körper einnehmen, spürte wie die unausgesprochenen Gedanken an ihren Knochen nagten wie eine Schar Ratten. Wenn dieser Junge nun Recht hatte und es diese Kamille gab? Nein, Kamille gab es nicht. Sie war seine imaginäre Freundin, die nur er sehen konnte. So etwas wie körperlose Menschen gab es nicht und entzog sich der Vorstellungskraft des Mädchens. Doch an Dead Bite glaubte sie mit jeder Faser ihres Körpers. Sie hatte nur nicht in Panik verfallen wollen, aber genau das war sie. Ava war in einem Zustand höchster Panik. All dies in einem kleinen Raum gefangen, aus dem es kein Entrinnen gab, fiel auf sie herab und begrub sie unter den unterschiedlichsten Gedanken, die sie nicht denken wollte. Sie wollte nicht daran denken, dass es Kamille vielleicht wirklich geben konnte, so wie den Dead Bite. Wäre sie ebenfalls so gefährlich? Nur unbekannt und eine überraschenderer Tod als der durch die Klauen des Monsters? Sie schüttelte den Kopf, ungläubig, an den Vorstellungen ihres gesunden Menschenverstandes appellierend.
Sie bemerkte, wie erstaunt er war, dass sie einen solch simplen und banalen Namen buchstabieren musste. Vielleicht dachte er auch, dass sie selbst kaum schreiben konnte und sich an die Vorstellung, ihren eigenen Namen buchstabieren zu können, klammern musste. Beinahe hätte sie um ihrer eigenen Dummheit Willen gelacht, doch sie schluckte das Lachen hinunter, hatte Angst, es würde ebenfalls in den Wänden versickern. Doch als er sprach und ihr sagte, dass sie keine wirkliche Fremde für ihn war, tat er das nicht, als wäre sie ein Kleinkind und er müsste sie tadeln. Eher war er so freundlich, dass sie beinahe selbst an ihrem Verstand zweifelte. Wie konnte man so ruhig bleiben, wenn die Wände beinahe zu atmen schienen? Sie wollte schreien und mit den Fäusten auf die Wand einschlagen, blieb jedoch stumm an der Tür stehen und ballte ihre blassen Hände bloß zu Fäusten und beließ sie neben ihren Körper, nutzlos. Nutzlos. Sie selbst war nutzlos. Nie hat sie sich so verloren gefühlt. Jedes Mal hatte sie sich verteidigen können, jedes Mal hat sie ihre Rache bekommen und auch jedes Mal hat sie das Blut durch ihre Hände rinnen sehen, doch hier gab es niemandes Blut, das vergossen werden konnten. Diese Bedrohung war unsichtbar, hatte keinen Körper und kein Fleisch, in das sie hätte etwas rammen können. Das hier war eine viel größere Gefahr, als die, die sie bereits hatte vernichten können.
Ihre Beine zitterten und bebten. Sie konnten ihr Gewicht kaum noch tragen und knickten ein. Ava fiel auf die Knie neben der Tür und blieb dort reglos sitzen, blickte zu Janosch mit großen Augen, bewegte ihre Lippen jedoch nicht, um seinen Namen zu rufen, wie sie es vorhatte. Was gab ihr das Recht, ihn um Hilfe zu beten? Er war ebenfalls so gefangen wie sie, hatte mit einer Gefahr zu kämpfen, die nur er sehen konnte und nun sollte sie sich auf diesen Irren verlassen?
Doch er sprach weiter, sie musste nicht einmal seinen Namen schreien, der ihr bereits auf der Zunge gelegen hatte. Er sprach einfach weiter, ohne dass sie ihn zwingen musste. Ohne, dass sie ihm ein Messer an die Kehle setzen musste, wie sie es die letzten Male getan hatte, als sie jemandes Hilfe gebraucht hatte.
"Und wenn sie uns nicht rauslassen? Wenn sie uns hier sterben lassen, weil es im Wasser nicht funktioniert hat? Wenn dies ein Test ist und nur einer überlebt? Ich halte kaum diese Minuten aus, aber wenn ich länger als eine Woche hierbleiben muss, in diesem Raum voller .. " Sie wollte es nicht sagen. Sie wollte nicht Gesichter sagen, obwohl sie es so empfand. Oh, die Wände hatten Gesichter. Sie hatten weder Muster, noch Anzeichen menschlicher Haut, aber Ava sah, wie sie von den Wänden beobachtet wurden. "Ich möchte hier raus.", sagte sie erneut und blickte zur Tür, stand jedoch nicht auf, sondern sank vielmehr ein kleines Stück weiter zum Boden und umschlang ihre Beine. Doch sie konnte nicht lange auf die Tür sehen, ihr Blick glitt wieder zu Janosch und sie konnte das Lächeln für einen kurzen Moment noch sehen. Dieses Lächeln. Es brachte sie um. Es war so verdammt echt und sie fühlte sich wieder klein, als die ganze Welt noch nicht gegen sie war und sie sich nicht hatte mit allen Mitteln verteidigen müssen. Dieses Lächeln war nicht auf Angst und einer blitzenden Klinge aufgebaut. Es war auf ihrer eigenen Angst gebaut, um sie .. zu vertreiben.
Ava blinzelte, wagte sich an dem ersten Lächeln seit Jahren und spürte, wie ihre Mundwinkel nach oben gingen, die Ohren jedoch nicht erreichten, worüber sie mehr als froh war. Sie hatte verlernt zu lächeln.

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BeitragThema: Re: Dead Bite [Hope & Cube.]   Dead Bite [Hope & Cube.] EmptySo März 24, 2013 8:30 am

Janosch blickte wieder auf seine Knie, als sie begann zu erklären, dass Kamille nicht existierte. Er wusste nicht weshalb sie hier war, weshalb sie zu "342" geworden war und nicht Ava geblieben ist. Er kannte ihre Geschichte nicht, sie beide verband nichts, nur der Tag an dem sie zu einer Nummer geworden waren, aber nicht einmal jetzt gab es etwas, was die beiden gemeinsam hatten. Sie war ein hübsches und kluges Mädchen, kein bisschen irre, vielleicht war sie einfach nur gefährlich gewesen. Er hingegen war ein wandelndes Skellett, zu nichts zu gebrauchen und ließ sich von einem Nichtmensch kontrollieren. Er war eine Gefahr. Er lehnte sich gegen das Leder in seinem Rücken und betrachtete Ava eine Weile. Wie sie davon redete, dass es Kamille nicht gab, dass es den Dead Bite nicht gab, er hätte ihr so gern geglaubt, aber er wusste es einfach besser. Er konnte es sich nicht einreden. Sein Lächeln wieder verloren, blickte er sie wieder direkt an, beobachtete sie weiterhin, wie sie an der Tür lauschte, sie würde nichts, hören, da war sich Janosch sicher, er war sich nur nicht sicher, warum er hier war, ohne Kamille. Kamille war überall, seine kleine Göttin und eine Wand, sei sie auch aus Leder, hielt sie nicht auf in einen verschlossenen Raum oder aus einer Gummizelle wieder heraus zu treten. Hatte er sie verägert und sie hatte ihn allein gelassen, hatte gedacht 342 würde sich schon um ihn kümmern? Was sollte 342 denn mit ihm anstellen. Sie konnte ja schlecht der Dead Bite sein, wenn dieser so gefährlich wie Kamille war. Außerdem wäre es dann ein recht lächerliches Spielchen unter Schwestern um sich zu beweisen, dass der Dead Bite keine Legende sei, sondern ein ganz normaler Irrer, noch dazu einer aus Tulipvillage, als ob Tulipvillage so erhaben wäre und einen Dead Bite kreiieren könnte. Es war zu nichts zu gebrauchen, brutal, altbacken. Im Winter war es kalt, im Sommer war, die Temperaturregulierung scheiterte den ein oder anderen Tag, es gab schließlich kein Entkommen. Die Zellen waren kühl, warum auch wärmen, denn Irre haben keine Wärme verdient, nichtmal die kleinen Knirpse die die Arme um ihre Beinchen schlangen um sich selbst zu bemuttern. Ganz genauso, wie Janosch es seine ersten Tage lang auch gemacht hatte. Er hatte seine Eltern verflucht, weil sie ihn im Stich gelassen hatten, nach allem was er ihnen noch hätte geben können, hatten sie ihn zurück gelassen und waren weiter gezogen, lebten wahrscheinlich, als hätte es nie einen Janosch gegeben. Seinen Eltern würde er dies nicht verzeihen, aber Ava würde er verzeihen, wenn sie weiterleben würde, als wenn er nie in ihr Leben getreten wäre, denn sie verband nichts. Sie sah die Augen nicht, sie spürte seine Schmerzen nicht, sie sah Kamille nicht und wurde nicht von ihr geschlagen und unterdrückt. Ava war ein gesundes, Mädchen. Sie hatte hier bei ihm nichts verloren, sie hatte generell nichts zu verlieren, hatte keinen Verlust. Sie musste ihn nicht fürchten, sie musste sich selbst nicht fürchten und würde der Dead Bite kommen, würde er Janosch zerfleischen, denn er war größere, wenn auch nicht besonders fleischhaltig und konnte sich nicht wehren. Einen Moment überlegte er, ob sie ihm etwas tun würde, wenn er auf sie zu schritt, aber auch er hatte nichts zu verlieren und drückte seinen Rücken leicht durch um zu ihr zu torkeln. Er schwankte leicht nach links, sein Kopf drehte sich in die andere Richtung, seine Augen behielten das Ziel fest im Auge, nach rechts, sein Körper hatte sein Gleichgewicht wieder gefunden, sein Kopf war immernoch gedreht. Er legte sich eine Hand an die Schläfe, drohte Kopfschmerzen zu bekommen, lehnte sich mit seinem Kopf, seinem Ohr gegen die Umrisse des Eingangs und schloss die Augen um sich zu konzentrieren. Wenn Ava schon nichts hörte, vielleicht konnte er Kamille hören, oder einen von den anderen nicht Menschen? Denn Kamille war nicht da, was sollte sie nun von Janoschs Zerstörung abhalten? Er lauschte angestrengt, verzog das Gesicht wegen der leichten Kopfschmerzen die sich bildeten, drehte sich wieder um mit dem Rücken an die Tür gelehnt zu sein und legte Ava eine Hand auf die Schulter. "Sie lassen uns raus. Das einzige was du ertragen musst, bin ich. Du überlebst mich.", er zog die Hand wieder weg, hatte das beklemmende Gefühl etwas falsches getan zu haben und ließ die Knie wieder nachgeben, einsacken und rutschte mit dem Rücken an den Striemen der Tür hinab. Der Ort gefiel ihm ganz und garnicht. Wenn der Ort nicht einmal Nichtmenschen zusagte, dann waren sie nicht im irgendwo sondern im nirgendwo gelandet. Sie waren in einem Nirgendwo aus Leder, einer kleinen Lampe, und dem Nichts. Er verzog das Gesicht zu einem grämenden Grinsen. Zu zweit im Nichts, hatte er sich immer schöner vorgestellt. Viel schöner und ruhiger, gelassender, angenehm. Sie würde ihn und das Nirgendwo überleben, ja wirklich über - leben. Sie würde leben, wenn er bereits dahin geschwunden war. Was wohl nach seinem Tod passieren würde? "Was denkst du, tun sie gerade mit den anderen?" Das Becken würde ihnen nicht reichen. Einer nach dem anderen würde schwerere Lasten zu tragen bekommen. Er war sich sicher.
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BeitragThema: Re: Dead Bite [Hope & Cube.]   Dead Bite [Hope & Cube.] EmptyFr März 29, 2013 1:38 pm

Als er auf sie zu kam, rutschte Ava das Herz bis zum Hals. Seine Beine waren so ungelenk, dass sie dachte, er würde fallen und sie sich brechen. Und sein ganzer Körper .. als wäre er nicht wirklich echt, als würde er von jemanden gesteuert, der gar nicht in diesem Raum war. Eine Gänsehaut bildete sich auf ihren Armen und verschwand in ihren T-Shirt-Ärmeln. Doch er ging gar nicht wirklich auf sie zu .. eher war die Tür sein Ziel und so wie sie zuvor, lauschte auch er an dem Leder - vom Flur konnte er schließlich nichts hören. Es war so, als würde die Außenwelt gar nicht mehr existieren, als ob das Nichts die Welt verschlungen hatte, einfach nichts mehr dort war und nur noch Dunkelheit herrschte, vielleicht ein paar schwarze Löcher und Dämonen, doch kein Mensch mehr und keine Anstalt, nur noch eine schwebende Gummizelle, in der zwei Jugendliche saßen, in einem großen Meer aus schwarzen Nichts inmitten der Galaxie; die Welt war zusammen gebrochen und ganz allein die kleine Zelle wurde verschont, von Gott zum Beispiel, wenn man an einen Allmächtigen glauben wollte. Doch Ava tat es nicht. Sie glaubte an einen Satan, einen Luzifer, oder auch an eine Lillith, die sie in diese Hölle gebracht hatte. Sollte ein barmherziger Gott etwa, zwei Kinder, die sich nichts zu schulden kommen gelassen haben - dabei vergaß sie den Grund ihres Aufenthaltes -, in eine solche Hölle schicken? Wie hätte jemand Allmächtiges zulassen können, dass sie beinahe ertrank und nun vor Panik umkam, die ihr nach wie vor die Kehle zuschnürte und ihre Gedanken zerquetschte wie kleine Termiten? Nein, an einen Gott glaubte sie nicht, aber an den Wahnsinn, der sich um sie abspielte, glaubte sie nur allzu sehr. Sie glaubte nun auch an Kamille. Als Ava sprach, da hatte Janosch diesen Blick, der nicht dem eines Irren glich, eher eines Gefangenen, dem niemand glaubte, dass er gefangen sei. Sie glaubte auch an Dead Bite, irgendwie. Sie hatte sogar Angst, dass er innerhalb der nächsten Stunden eindringen würde. Sie hatte Angst, sie würde fliehen wollen, doch kaum 9 Schritte und sie würde wieder vor einer Wand stehen, die so weich und hart zugleich war. Sie würde zitternd dort stehen, weinen, schreien und kreischen. Sie würde zusehen, wie Dead Bite vielleicht zuerst Janosch und dann sie fraß. Und wenn es umgekehrt war, dann konnte sie nur von Glück sprechen. Sie wollte nicht sehen, wie Janosch starb. Es hatte ihr nichts ausgemacht, zu sehen, wie ihre Eltern starben, ihr Bruder oder dieser Obdachlose, der sie um eine Gefälligkeit gebeten hatte. Es war nicht einmal schlimm gewesen, dass sie das Messer geführt hatte. Sie waren schlechte Menschen gewesen und der Tod war nichts, was sie nicht verdient hätten. Aber Janosch .. sie konnte nicht diesen schlechten Funken in seinen Augen sehen .. dieses kleine Stückchen Pest, das sich in den Augen vieler Menschen ausbreitet. Sie würde ihn nicht sterben sehen wollen.
Er sah sie an, hatte sich neben sie gesetzt, nachdem seine Hand auf ihre Schulter gelegen hatte. Einen Moment lang durchfuhr sie ein Gefühl von Panik; dieses Mal, war es das gewohnte Gefühl von Panik. Niemand durfte sie anfassen. Doch die Panik legte sich, noch ehe er seine Hand wieder zurückzog. Doch was sie wunderte: Sie hatte nicht das Gefühl gehabt, seine Hand abschneiden zu müssen, so wie sie es oft genug gespürt hatte. Sie hatte nach oben geblickt, war irritiert. Doch schon saß er neben ihr auf dem Boden, als wären seine Beine es müde, sein Gewicht halten zu müssen.
"Ertragen?", fragte sie. Sie hatte nicht das Gefühl, ihn ertragen zu müssen. Er war ruhig geblieben, hatte nicht geschrien, war eher zerstört, als in Panik, so wie sie. Ava dachte eher daran, dass sie ihn in Rage versetzte. Sie würde sich selbst nicht ausstehen können. Zu viele Worte, zu laut. "Ich will dich nicht überleben.", sagte sie dann. Der Gedanke, jemanden sterben zu sehen, der sie nicht in Hass und Verachtung versetzte, machte sie mehr wahnsinnig, als den, selbst zu sterben. Sie hatte viele Menschen sterben sehen, sie selbst in die Hölle geschickt; sie wusste, dass sie nichts falsch gemacht hatte; aber trotzdem hatte sie den Tod verdient - das hatten die Medien in ihrem Vorort gesagt, das sagten die Eltern ihrer ehemaligen Klassenkameraden. Es war nur fair, wenn sie zuerst starb. "Du wirst nicht sterben. Der Dead Bite wird sich die Zähne an uns ausbeißen." Sie lachte, ohne Grund, als hätte sie einen guten Witz gemacht. Doch ihr Lachen war nur von kurzer Dauer; es tat zu sehr in ihrem Hals weh, es scheuerte und brannte und sie musste husten.
Außerdem sprach er von "den anderen", was ihr Lachen auch so unterbrochen hätte, wäre das Wasser auch nicht in ihren Lungen gewesen. Sie hatte gar nicht daran gedacht, dass es noch die anderen gab. Die Seelen, die ebenfalls in dieser Anstalt gefangen waren. Wie konnte sie so dumm sein und glauben, sie waren die Einzigen, zu glauben, dass wirklich nur noch das kleine Fleck Gummizelle existierte? Es gab noch mehr, mehrere Schicksale und vielleicht gab es eine handvoll, die es nicht geschafft hatten, die ertrunken waren, vielleicht auch in Feuer aufgegangen, zu Tode gefoltert. Würden sie die Leichen verbrennen? Oder war das Fleisch, das Ava mit einem Löffel hatte schneiden müssen, aus den Menschen gemacht, die sie Tage zuvor noch gesehen hatte? Ein Schauer überfiel sie und Gräueltaten, vor denen sie zurückschreckte, schimmerten vor ihren Augen wie kleine Glühwürmchen, erfüllten ihre Gedanken und prasselten auf sie ein wie Regen.
Sie brauchte ein paar Augenblicke, um sprechen zu können. "Sie sterben. Und wenn sie es nicht tun, geht es weiter. Ich weiß nicht wieso, aber sie wollen uns loswerden, meinst du nicht? Wir sind doch eine Last, für die Gesellschaft. Oder denkst du, dass wir irgendwann wieder auf normale Menschen losgelassen werden können? Ich werde hier nicht rauskommen, dafür haben Menschen mit hohen Perücken gesorgt. Ob ich hier in Dead Bites Armen sterbe oder nicht, ist dann eigentlich egal, oder? Das Letzte, was ich sehen werde, sind diese dreckigen Wände." Die Erkenntnis schlug ihr ins Gesicht, noch ehe sie die Worte aussprach, brachte einen schrecklichen Schmerz in ihren Bauch und sie hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Ihr Magen rebellierte. Sie würde niemals wieder aus dieser Anstalt rauskommen. Es war schon von Anfang an klar, dass sie bis zu ihrem Tod in den Gemäuern von Tulipvillage harren würde. Sie hatte nie daran gedacht. Sie hatte jedoch auch nie daran gedacht, dass sie irgendwann wieder heraus kam, aber .. Ava wollte es nie wahr haben. Für eine handvoll Menschen gab es Heilung, sie waren krank. Doch Ava war nicht krank, sie war völlig gesund. Sie hatte nur schreckliche Dinge getan und musste dafür büßen - auch wenn sie diese Dinge nicht als schrecklich ansah. Richter und Anwälte hatten beschlossen, dass sie hier drinnen starb, nicht in einem Gefängnis. Doch was machte das für einen Unterschied?
Sie würde niemals herauskommen, ob Dead Bite sie erwischte oder nicht, sie würde in Tulipvillage sterben und dieser Gedanke erfüllte sie mit Angst. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, dabei hatte sie nie geweint. Sie wollte auch jetzt nicht weinen, sie blickte zu Boden und schluckte. Das Schlucken fiel ihr schwer und tat weh. Ihre Augen brannten, doch nachdem sie einmal mit dem Handrücken darüber fuhr, konnte sie wieder nach vorne sehen, ohne Angst zu haben, in Tränen auszubrechen.
"Tut mir Leid.", sagte sie dann. "Ich sollte nicht so negativ denken oder es aussprechen." Sie neigte ihren Kopf in Janoschs Richtung und versuchte sich an einem kläglichen Lächeln, das kurz danach jedoch wieder in den Tiefen ihrer Gedanken verschwand.
Sie atmete einmal tief und und stieß die Luft aus ihrem Mund wieder aus. Sie wusste nicht, was sie tun sollte - es schien so aussichtslos. Es war aussichtslos. Sie konnten nichts tun, außer warten. "Ich habe Angst, dass sie weitermachen, Janosch. Dass sie uns doch noch ertränken oder in Flammen aufgehen lassen. Ich will nicht sterben, nicht jetzt. Nicht so. Ich will nicht von Dead Bite geschlachtet werden." Sie blickte an die Decke. "Oh, ich rede wie ein kleines Kind. Tut mir Leid, dass du dir das anhören musst." Und sie meinte es ernst. Sie hatte das Gefühl, ihm auf die Nerven zu gehen - wären sie nicht gefangen, da war sie sich sicher, würde er einfach gehen und sie alleine lassen, doch er hatte keine andere Wahl, als ihren Schwachsinn mit anzuhören.
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BeitragThema: Re: Dead Bite [Hope & Cube.]   Dead Bite [Hope & Cube.] EmptyMi Apr 03, 2013 11:13 am

Janosch sah leicht bekümmert zu ihr auf. Sie schien scheinbar stärker zu sein, als sie es war. Nein vielleicht hing es auch einfach mit dem Moment zusammen. Sie hatten viel über sich ergehen lassen, als sie Kinder gewesen waren, aber jetzt da sie langsam älter waren, schienen sie tatsächlich wie ein Störenfried in Feindgebiet. Und überall waren Tretmienen ausgelegt worden, für die Überlebenden der Torturen um sie daran zu hindern der Außenwelt, den liebevollen Nachbarn im Polohemd und mit Goldschläger und Spendendose in der Hand davon erzählen zu können. Janosch würde sich wirklich nicht wundern, wenn der ein oder andere Golfball jemals hinten im Wald wiedergefunden werden könnte. Er würde Kamille einmal danach befragen, was in dem Wald war. In all seinen Gedanken über das Nichts der Welt, hatte er sich selbst doch auch in diesem Nichts verloren, oder nicht? Wenn er im Nichts angelangt war, was glaubte er zu was er werden würde? In das Nichts würde man nicht so einfach hineinspazieren können und wieder gehen, wenn das Nichts einem zu viel oder zu wenig wurde. Man blieb nicht ein Janosch so wie man gewesen war, bevor man das Nichts gefunden hatte. Was wenn das der Ort war, an dem Menschen zu Nichtmenschen wurden? Der Ort , das Nichts, an dem ein Etwas zu einem Nicht-Etwas wurde, etwas körperlosem, etwas so faszinierend erschreckendem , dass man es nicht in bereits existierende Worte fassen konnte.
Ava redete weiter. Sie hatte Angst und die Angst lag schwer auf ihrer Zunge, ihre Worte trugen eine Wucht mit sich, die Janosch wie Hagel ins Gesichts schlug, kleine gezielte Schläge, die seine Haut strapazierten. Die Schläge fruchteten und Janosch dachte weniger über das Nichts, als über das Jetzt & Hier nach. Richtig, fast gänzlich verdrängt hatte er es für einen Moment, dass sie von Leder ummantelt in einem kleinen Raum eingeschlossen waren. Er hörte ihr wieder aufmerksam zu, ließ den Hagel über sich ergehen und erreichte dann endlich den süßen Kern ihrer Worte. Spontan empfand er soetwas wie einen Beschützerinstinkt, aber er legte es nicht darauf an, viel eher versuchte er sich auf seine wackeligen Beine zu stützen um seinen Körper wieder in die Höhe zu hiefen, die vielleicht außerhalb dieses Gebäudes hätte eindrucksvoll wirken können. Wäre er nicht so dürr dabei. Sie sah aus als wolle sie in Tränen ausbrechen, als würde sie nicht lange mehr den Schein der Stärke im Gesicht wahren, strich sich über die Augen und blieb doch gerade stehen und weinte nicht. Er hatte kein Mitleid mit ihr, wie konnte er auch, er war in der selben Situation und musste in gewissen Maßen darüber nachdenken auch seinen Tod zu akzeptieren. Aber er war nicht daran interessiert. Seinen Tod zu akzeptieren, würde die letzte Tätigkeit die er tun würde, bevor er wirklich starb. Dann hatte er die Zeit und die Gedult dazu, das hoffte er zumindest, so würde es sich ergeben. Er sah zu Ava, leidend wie sie dort stand und so verloren wie sie leicht wirkte. Er lehnte sich gegen die Wand hinter sich, ach nein die Tür, er vergaß. Eine Tür die nicht wirklich eine Tür war, konnte man schnell vergessen, wurde ihm bewusst. Einen Janosch der kein Janosch sondern ein Janosch mit einer Kamille war konnte man auch schnell vergessen. Ob seine Eltern ihn vergessen hatten? Ihn und Kamille? Immerhin hatte keiner Anstalten gemacht ihnen auch nur einen kleinen Kontakt zur Außenwelt entgegenzubringen. Aber bald war Besuchstag, nicht wahr? Wenn bald Besuchstag war, was würde dann passieren? Würden seine Eltern zu besuch kommen? Sie waren schon eine ganze Zeit nicht mehr gekommen, vermutlich weil er kein kleiner Junge mehr war, der nicht auf sich aufpassen konnte, sondern jetzt ein großer Junge, der für sich selbst sorgen sollte. In einer Irrenanstalt, in einer Anstalt für Irre, die nicht für sich sorgen konnten. Er schüttelte leicht den Kopf und fuhr sich wieder über das Gesicht. Sie brauchte sich doch nicht entschuldigen, alles nur nicht entschuldigen. Er musste sich entschuldigen, dass er sie nicht vor all dem beschützen konnte. Aber er konnte nicht wirklich reden. Seine Stimme rasselte und ein rasseln wirkte nicht beruhigend.
Er wusste nicht was er tun sollte, also legte er ihr wieder eine Hand auf die Schulter, auch wenn es sich immernoch nach Fehler anfühlte. Diesmal war der Fehler kleiner und nicht beängstigend. Er zog nicht die Hand weg, sondern Ava zu sich heran. "Wenn es das ist, was du möchtest, dann werde ich versuchen das geschehen zu lassen. Dann bringe ich dich hier heraus." , murmelte er also immernoch stockend und überzeugt von der Richtigkeit seiner Worte. Kamille war noch nicht da, noch nicht zurück gekommen, aber er wusste sie würde wieder auftauchen. Das hatte sie im Krankenhaus auch einmal gemacht. Er hatte gedacht sie wäre für immer weg und seine Eltern hatten aufgeatmet und dann war sie wiedergekommen , gleich doppelt so stark und kräftig beim Schlagen. Auch gleich weniger zögerlich, als hätte sie ihre Kräfte gespart, obwohl sie sich in dem Krankenhaus nur umgesehen hatte und bei einer Leichenkammer festgesteckt war. Vielleicht steckte sie auch jetzt wieder bei einer... Nicht zu fassen, was wenn sie hier eine Leichenkammer hatten? Er legte ihr die Hände auf den Rücken und blieb still stehen, drückte nicht fest zu, so dass sie sich jederzeit befreien konnte. Das letzte bisschen Freiheit wollte er ihr nicht stehlen, nicht in dieser Zelle.
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BeitragThema: Re: Dead Bite [Hope & Cube.]   Dead Bite [Hope & Cube.] EmptyMo Apr 15, 2013 4:08 am

Er hatte die Hände auf sein Gesicht gelegt. Das war es! Er ist endgültig genervt, dachte Ava und ihr Herz machte einen kleinen Sprung, da sie so dumm war und ihre eigene Zunge nicht im Zaum halten konnte. Sie hatte so viel geredet, den Raum mit bedeutungslosen Worten gefüllt, die sie nun beide angriffen.
Er würde fortrennen, wenn er könnte, bestimmt. Fort von ihr und ihren ewigen Gedanken, die sich nur im Kreis drehten. Er würde sie von sich fortstoßen und fortgehen.
Sie würden hier sterben – dieser Satz echote ihr noch immer im Kopf und brachte sie beinahe noch um den Verstand. Ja, als sie hier ankam, noch mit einem seligen Lächeln auf dem Gesicht, da war sie ahnungslos, hatte den Geschmack eines Lebens auf der Zunge und die Wörter eines Toten im Kopf. Sie war nicht verstört, nicht einsam, nicht krank. Es ging ihr gut. Doch die Mauern hatten sie gebrochen. Schon lange bevor sie in diese Zelle gelangt war. Man hatte ihr eine Kette angelegt, eine Leine, die sie würgte, bewegte sie sich ein Stück vor. Und nun? Nun hatte man sie in einen Hundehütte gesperrt, ohne Ausweg, noch viel schlimmer als die Leine; ihr fehlte die Luft zum Atmen.
Sie blickte auf. Man hatte sie nicht alleine eingesperrt. Ein besorgter Blick sprang ihr entgegen und sie schluckte ihre Angst hinunter. Was brachte ihr es, wenn er Mitleid hatte? Und wieso sollte er Mitleid haben? Waren sie nicht beide in derselben aussichtlosen Situation? Waren sie nicht beide gefangen und drohten zu ersticken? Was erlaubte es ihr, vor Panik durchzudrehen und von ihm zu erwarten, dass er ruhig blieb? Noch ehe sie etwas hätte sagen können, lagen seine Hände auf ihrem Rücken und Ava zuckte unter seiner Berührung zusammen. Sie hatte es nicht erwartet, dass er sie an sich heranzog und sie hatte es nicht erwartet, dass ihr Körper nicht von Hass und Wut überfallen wurde, so wie er es immer wurde. Niemand durfte sie anfassen; Sünde. Dieses Mädchen hatte es gebüßt. Die Schere steckte in ihrem Arm, noch ehe, dass sie sich hätte entschuldigen können. Sie alle hatten es büßen müssen, keiner hatte sie ungestraft berühren dürfen. Niemand durfte sie ungestraft anfassen – eine Regel. Eine unsinnige Regel von einem Mädchen erschaffen, das Berührungen nie zu schätzen gewusst hatte, das Berührungen verabscheute und sie mit Hass und Furcht beantwortete.
Und doch brach er sie und sie konnte nichts dagegen tun. Sie hätte ihn fortschubsen können, ihn anschreien. Doch noch viel schlimmer war es, dass sie nicht dagegen tun wollte. Es fühlte sich nicht an, als würde er eine Regel brechen. Er bog die Regeln und es war nicht einmal schlecht.
Sie sah in sein Gesicht und legte ihren Kopf schief, nur leicht, suchte in seinen Augen einen Ausdruck, der ihr bekannt vorkam, doch weder Abscheu, Hass oder Angst vor ihr konnte sie erblicken.
„Wie willst du uns hier rausbringen? Die Tür .. man sieht sie kaum.“ Sie sah über ihre Schulter, zu der Tür und für einen Moment dachte sie, sie würde sich einen Spalt breit bewegen. Halluzinationen. Nichts weiter. Sie bezweifelte langsam, dass sich diese Tür überhaupt öffnen würde. Es gab bestimmt Kameras in dieser Zelle, irgendwo hinter oder zwischen dem Leder versteckt. Kameras, die jedes Geräusch und jede Bewegung erfassen konnten und die jeden Schritt und jedes Wort aufzeichneten. Es war bestimmt ein großer Spaß für jemanden, der vor den Monitoren sitzt und sich die zitternden schreienden Gestalten der Zelle ansah. Sie dachte daran, wie viele Menschen vor ihr bereits ihren Gedanken nachgingen und hier vielleicht sogar ihr Leben ließen. Wie viele würden folgen, wenn Ava und Janosch bloß nur noch Nummern in einer Kartei waren, die mit einem Kreuz gekennzeichnet waren? Hier den Tod zu finden wäre um einiges einfacher, als in einem eiskalten Becken nach Luft zu greifen.
Tiefe Dunkelheit brach über sie herein; stockfinster und auf einmal so eiskalt. Ein Schrei entkam aus ihrer Kehle und kratze an ihrem Gaumen, ließ ihren eigenen Körper erzittern und sie ergriff Janonsch‘s Nacken. Sie warf sich dem Jungen buchstäblich in die Arme, während die Todesangst sie ergriff und sie schüttelte.
Jetzt war er vorbei, schoss es ihr durch den Kopf. Der Dead Bite war gekommen, hatte das Licht gelöscht, um ihnen den Anblick zu ersparen. Selbst der Dead Bite war so gnädig und genehmigte ihnen ohne schreckliche Bilder vor den Augen zu sterben. Sie zitterte und ihr Herz setzte mehrere Schläge aus – und wenn es schlug, dann bis zu ihrem Hals. Doch es tat sich nichts. Das Licht blieb fort und die Dunkelheit leckte an ihren Beinen, doch keine Krallen griffen nach ihr und kein Messer bohrte sich in ihren Rücken, auch ihre Arme blieben um Janonschs Hals geschlungen. Sie konnte nur den Brustkorb des Jungen an ihrem spüren; auch sein Herz schlug unregelmäßig, aber es schlug noch. Oder vielleicht war es bereits vorbei. Vielleicht brauchte es gar keine großen Krallen und gewaltige Zähne, um sie umzubringen? Vielleicht war es das – die Ewigkeit. Ein Raum voller Dunkelheit mit der Illusion nicht alleine zu sein – der Tod. Sie bebte und wagte nicht, etwas zu sagen. Ihre Worte würden doch nur im Hals stecken bleiben und sie ersticken; würde der Dead Bite es nicht tun. Denn bestimmt wartete er auf sie, dass sie sich bewegten und würde dann zuschlagen. Kalt und heiß wechselten in ihrem Körper und sie wollte schreien; konnte jedoch nicht – wagte es nicht.


Out:
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BeitragThema: Re: Dead Bite [Hope & Cube.]   Dead Bite [Hope & Cube.] EmptyFr Apr 19, 2013 5:59 am

Als Ava sich an ihn lehnte und fragte wie er sie hier herausbringen wollte, hatte er das Gefühl ihr über den Kopf streicheln zu müssen, die Haare aus dem Gesicht zu schieben und ihr einen Kuss auf die Stirn zu geben, aber das war zu viel. Das war zu viel für ihn. Sein Körper blieb so fast auf den Beinen und er hatte Glück nicht schon umgekippt zu sein, seine Füße kribbelten, verlangten nach mehr Blut, dass seinen Körper mit Sauerstoff versorgen sollte, aber es kam nicht mehr, er blieb blass und es kribbelte weiter. Seine Lippen waren gesprungen von der Kälte, von dem Wasser, von den Augen, die nach seiner Haut gegriffen hatten, die Puppen ohne Arme, sich an ihn zerrten, ihn auseinander reißen wollten und seine Haut gesprungen war, gerissen, tiefe Furchen hinterlassen hatte. Überall würde er bald blaue Flecke von ihnen tragen, würde aussehen, als hätte Kamille ihn misshandelt, dabei hatte sie ihn beschützt. Und er hatte Ava beschützt, aber sie so nah an sich zu haben, war etwas anderes, als ihre Hand zu halten, wenn sie unterzugehen drohte. Wenn er unterging und sich nicht mehr winden konnte, aus den Klammergriffen der Puppen, der Schachfigur seiner Dunkelheit. Das war zu viel für sie. Er würde sie überfordern und ihr weh tun, wenn er ging. Denn er würde gehen, damit sie laufen konnte. Langsam ist sicher, sicher ist schnell und schnell ist tödlich. Und Ava würde tödlich für all ihre Feinde werden. Gerade als er die Hand heben wollte um über ihren Rücken zu streichen, legte jemand die Hände über seine Augen, ließ sein Herz schneller schlagen und seine Lunge verschreckt nach Luft schnappen, während sein Körper Ava mit einem Ruck weiter an sich spüren konnte. Ihre Hände in seinem Nacken, sie waren so warm. Sie drückte sich an ihn, so dass er Angst hatte nie wieder eine solche Wärme spüren zu können. Aber die Hände auf seinen Augen, sie waren kalt.
Es war so finster, die Hände auf seinen Augen waren kalt, kälter, eiskalt. Er vermochte nicht zu denken, es hätten die des Dead Bite sein können, er dachte auch einen Moment nicht an die in seinen Armen schlotternde Ava, wie sie sich sorgen musste zu leben, erneut atmen zu können. Hier in diesem kleinen Quadrat aus Leder ohne Fenster in der Dunkelheit zu stehen, war nicht das, was man sich wünschte, was sie sich wünschten. Zwei Lippen legten sich sanft an sein Ohr heran, er hörte den Atem, ruhig und kontrolliert, leise und kaum zu verstehen, aber er war da und die Hände und nun auch ihr Flüstern. Kamille war zurück gekehrt. "Keine Bange, erschrick nicht, ich bin es doch." , säuselte sie in einer höheren Tonlage als es für sie üblich war. Sie klang zufrieden und besorgt, aber er konnte sich denken, dass sie ihn gleich schlagen würde und wütend war, da Ava in seinen Armen lag. "Ich bin gekommen um dich hier heraus zu holen, nachdem ich deinen Körper hielt, bis du wieder atmen konntest. Ich war bei dir und habe dir geholfen das zu überstehen, wie ich es dir versprochen habe. Du hast mir vertraut und dich von mir führen lassen, weißt du noch? Und nun lebst du wieder." Sie zog die Hände von seinen Augen, fühlte sich an, als wenn Wasser über sie hinweg plätschern würde. Wasser eines lebendigen und frohen Baches, schnell und bitterkalt, tödlich für jeden, der ihn unterschätzt. Das Licht flackerte und flammte wieder auf, er erschrak heftiger, als zuvor, vor der Dunkelheit und kniff die Augen kurz zusammen, ehe er sie öffnete und in Kamilles trostlose Augen sah, wie sie in der Mitte des Raumes stand und etwas silbriges vor ihren Füßen liegen hatte. Er betrachtete es nicht weiter, rührte sich nicht mehr, als das er den Kopf zu ihr drehte und sie anblickte. Er bemühte sich ein Lächeln aufzusetzen, aber es gelang ihm nicht und so blickte er sie lediglich scheu an. Untertänig. Er hatte nicht auf sie gehört und Ava in alles mit hinein gezogen. "Ich bin gekommen um dich zu retten. Ich bin losgezogen um dir den Schlüssel zu bringen um dich hier heraus zu holen und mit dir glücklich zu werden, damit du überlebst, dafür zu sorgen - habe mich um dich gesorgt. Immer. IMMER." Ihre Stimme bebte und wurde immer schriller und lauter. Sie riss den kleinen Mund immer weiter auf bei jedem immer weiter. Ihre Stimme schrie nun aus der Kehle, schallte zurück, sobald sie seine Ohren berührt hatte und wurde scharf als Windböe eingesogen. Sein Körper fühlte sich an, als würde er einfrieren, während Avas Hände seine Haut verbrannten. Sie drehte sich um und faltete die Hände hinter dem Rücken. Nun sah sie wieder aus wie ein liebes kleines Mädchen, trat verlegen von einem Fuß auf den anderen und sprach wieder in einer normalen Tonlage. "Ich habe dir den Schlüssel gebracht um dich hier heraus zu holen. Ich habe mich wirklich bemüht, es war nicht einfach, es war wirklich nicht einfach, aber ich habe es geschafft. Es hätte keiner sonst geschafft. Du solltest froh sein jemanden wie mich zu haben." Promt trat der Unterton von Bitterkeit zerfressen wieder auf. Zugleich drehte sie sich auch wieder um und ihre lila schimmernden Augen traten bedrohlich hervor, schienen ihn fesseln und erwürgen zu wollen, während ihre Hände sich verkrampft von ihrem Körper abwanden. "Und alles was dir zum Dank einfällt ist, sich dem 342 Mädchen an den Hals zu werfen, sie an dich zu ziehen und sie lieb zu haben? Verrotten in der Hölle sollst du, fleh sie doch an, dich da draußen zu beschützen. Ich werde keinen Finger mehr für dich krümmen!", schrie sie ihm wieder an die Ohren, während sie sich bei jedem Wort mehr zu Nebel auflöste, der zu Boden kroch und sich unter dem schmalen Türspalt durchwand, keine Spur zurücklassend.
Er hatte den Mund geöffnet um ihr etwas zu entgegnen, aber er sah der kleinen Nebelwolke nur stumm nach. Sie hatte es nicht drauf angelegt ihm ein Wort zu gewähren, sie hatte ihre Meinung bereits gefasst und sie würde nicht zögern sie auch in die Tat umzusetzen. Er holte tief Luft und wandte den Kopf wieder zu dem Silber am Boden, betrachtete es einen Moment und erfasste dann, dass es ein Schlüssel war. Ein Schlüssel um hier heraus zu kommen. Er legte seine Hände auf Avas und zog sie vorsichtig von seinem Nacken, behielt die eine in seiner linken und griff mit der rechten nach dem Schlüssel, den er dann wieder in seiner Handfläche betrachtete. Er sah zurück zu Ava und betrachtete sie. Bis jetzt hatte er ihr noch nichts gutes getan und das sollte er eigentlich ändern, aber er wusste nicht, was er tun sollte, also lächelte er sie aufmunternd an. Sie musste sich nicht mit Problemen wie Kamille rumschlagen, um sie würde er sich später kümmern, wenn er sie wieder sah. Jetzt galt es hier heraus zu kommen, also schob er einen Fetzen des Leders zur Seite und drehte den Schlüssel im Schloss, öffnete die Tür, nachdem sie mit einem Klicken nachgegeben hatte und zog sie mit einem Ruck auf. Die Wucht der schweren Tür überraschte ihn leicht und ließ ihn etwas wanken, dann fasste er sich aber wieder und trat über die Schwelle die Leder und kalte Fliesen von einander trennte. Der Flur war hell erleuchtet, aber das Licht flackerte hin und wieder, vielleicht hatte es einen Stromausfall gegeben und die Klinik lief nun über einen Notstromagregat. Er sah sich weiter um und zog Ava langsam hinter sich her, er war sich nicht sicher, ob er erklären musste, was passiert war und woher der Schlüssel kam. Sie würde fragen, beschloss er also.
Patsch,patsch,patsch. Einen Moment dachte er, ein weiterer Insasse hatte fliehen können und trottete barfuß über den Boden, kichernd, aber es war nicht das, wonach es aussah, das war ihm klar. Ein kleines Mädchen mit weiß blondem langem Haar trat kichernd von Fliese zu Fliese. Patsch , patsch. Sie blieb stehen, die Füße direkt nebeneinander, die Hände an ihren Seiten herab hängend habend, zu hell wirkend neben dem blutroten Kleid. Sie hob den Kopf und entbloßte ein breites Grinsen, gefolgt von einem kleinen Kichern. Er legte den Kopf schief und weitete die Augen und diese Augen ließen seinen Körper gefrieren. Sie sahen fast aus wie Kamilles. Sie würde ihn nicht jagen, sie würde ihn vernichten und zerstören, wenn er ihr nicht gab, was sie wollte, das wurde ihm nun mehr als deutlich und sofort ließ er Avas Hand los um den Arm vor sie zu schieben. Das Mädchen kicherte nun nicht mehr, es lachte schrill, schallend. "Und wer ist dieses Mädchen? Und wer ist dieser Junge? Und was treiben sie wohl hier?", fragte sie in einer ebenso schrillen Tonlage, das Lachen ersterbend in der Kehle herunterschluckend. Sie sah an ihnen beiden vorbei und so drehte er sich wieder um und erblickte ein weiteres Mädchen. Dieses hatte die Haare schrill, so rot, dass es in den Augen schmerzte, aber ein blütenreines Kleid, so weiß, dass es blenden mochte. "Glaubst du sie spielen? Glaubst du sie spielen so wie wir? Glaubst du sie sind wie wir?", antwortete dieses also ebenso schrill und Janosch drehte den Körper wieder, diesmal um Ava zu verdecken. Die mit dem roten Kleid, setzte zur Antwort an. "Sieh nur ihr Haar. Sieh es dir an. So Rabenschwarz.", kicherte diese und öffnete den Mund dann erstaunt zu einem stummen O. Das Mädchen im weißen Kleid tat es ihr gleich und rückte mit einem Patsch, patsch, gleich zwei Fliesen näher. "Er verdeckt sie. Dabei will ich sie sehen. Oh wie wahr, ihre Haare sind wunderschön." Sie schlossen ihre Münder wieder und starrten beide reglos an.
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BeitragThema: Re: Dead Bite [Hope & Cube.]   Dead Bite [Hope & Cube.] EmptyDo Mai 09, 2013 6:15 am

Die Dunkelheit .. sie war nicht lange dort. Eher verschwand sie schneller, als dass Ava hätte die Sekunden zählen können. Und dennoch waren es unendliche Sekunden gewesen, die ihr Herz in der Hand gehalten hatten. Die Dunkelheit hatte sich um ihren Körper gelegt und ihr Janosch entrissen. Sie konnte ihn nicht mehr an ihrem Körper spüren und Ava geriet in Panik, doch blieb wo sie war; nicht fähig sich zu bewegen. Doch Lösen konnte sie ihre Hände auch nicht mehr und die Dunkelheit hielt sie in einem Schraubstock fest. Auf ihren Augen lag die Schwärze, undurchdringbar, auf ihren Ohren lag die Stille und auf ihrem Körper lag die Taubheit.
Tod zu sein. So war es. Nichts fühlen, nicht hören können, nichts sehen. Ihr Körper war nutzlos - eine Hülle, von einem Wesen bemächtigt, dass sie nicht kannte. Ihr Geist, ihre Gedanken waren nutzlos ohne einen Körper. Das Gefühl, nicht mehr zu existieren - währte dieses Gefühl auch nur einen Bruchteil ihres Lebens - übermannte sie und unbändige Wut und Furcht hielten sie in Schach. Zu versuchen zu fliehen, war aussichtslos - ohne einen Weg, ohne einen Körper? Sie konnte nicht fort - nicht nach außen.

"Der Tod ist nichts, Liebes - wenn du ihn beherrschen kannst." Den Tod zu beherrschen. Eine Leichtigkeit. Er hatte es ihr gezeigt - ihr die Furcht genommen und ihr den Tod in die Hände gelegt, ihr schmackhaft gemacht. Hatte sie zu etwas gemacht, das keinen Namen mehr trug. A-V-A. Drei Buchstaben. T-O-D. Drei Buchstaben. So hatte er es ihr gezeigt.

Und nun glaubte sie, dem echten Tod gegenüber zu stehen, von ihm umgeben zu sein und nicht mehr in Janosch’s Armen zu liegen. Die Angst, zu sterben war da. Doch viel schlimmer und unerträglicher war die Angst, ihren Eltern in die Augen sehen zu müssen, wie sie sie antraf. Ob Schuld sie übermannen würde? Die Erkenntnis, dass der Tod nicht doch nach ihr gegriffen hatte, traf sie wie ein Schlag in den Magen.
Das Licht begann zu flackern und ihre Augen erfassten den Raum, ihre Ohren hörten ihre Herzen pochen und ihre Hände spürten die kalte Haut unter ihren Fingern und sie blickte in Janoschs Gesicht.
Er schien so starr und ernst und nachdenklich. Als würde er nachdenken, ein Problem lösen oder mit jemanden reden. Sie wagte es nicht, sich zu bewegen, auch wenn ihr Herz gegen seine Brust zu schlagen schien und wohl stören musste. Doch er sah sie nicht einmal an, er blickte in die Mitte des Raumes und ihre Augen folgten den seinen. Sie konnte nichts sehen, nichts spüren. Sie wusste nur, dass dort etwas sein musste.
Seine Hände waren plötzlich auf ihren. Sie wollte sie lösen, sofort zurücktreten und sich für ihre Unverfrorenheit entschuldigen – sich für ihre Panik schämen und die Schwäche tief in sich vergraben. Sie war noch nie schwach gewesen oder voller Angst.
Angst war etwas, das sie hier gelernt hatte. In dem Becken, in diesem Raum, in seiner Nähe. Die Angst schien mit ihm erschienen zu sein. Sie war ihm gefolgt und nun heftete sie an Ava’s Gedanken und machte das Mädchen schwach.
Sie blickte genauer hin. Etwas Silbernes erregte ihre Aufmerksamkeit und nun nahm Janosch ihre Hände von seinem Nacken, sie regte sich nicht – war nicht fortgelaufen -, und behielt ihre rechte Hand in seiner, schien sie nicht loslassen zu wollen. Er beugte sich zu dem Schlüssel hinunter und nahm ihn in die andere Hand.
Sie blickte ihn an. Sie verstand nicht. Einen Moment lang hatte sie gedacht, nun endgültig zu sterben und dem nicht entkommen zu können und nun war die Freiheit zum Greifen nahe und sie konnte nichts anderes tun, als stumm und verwirrt in die Augen eines Jungen zu schauen, der offensichtlich nicht bei gesundem Verstand war.
„Wie zur Hölle … ?“, fragte sie und ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, das seicht durch den Raum schwebte. Janosch ging, seine Hand um ihre, zu der Tür und fand das Schlüsselloch. Ohne zu zögern traten die beiden hindurch. Nein, das kleine Zimmer war nicht alleine auf der Welt geblieben. Da war noch so viel mehr. Ein breiter Flur, von kleinen Lampen, die regelmäßig flackerten, jedoch so hell erleuchtet, dass Ava ihre Augen mit der freien Hand hatte abschirmen müssen, erstreckte sich vor ihrem kleinen Gefängnis aus Leder. Sie blickte zu Boden, auf die Fliesen, konnte ihren Kopf nicht heben, nicht einmal, als sie die Geräusch hörte und die Hand um ihre auf einmal fehlte. Erst als der Arm vor ihrer Brust Halt machte und sie vor etwas abzuschirmen schien. Ava hob ihren Kopf und sah in die eiskalten Augen eines kleinen Mädchens. Kein Insasse. Sie konnte kein Insasse sein. Sie war zu jung, sie trug nicht die Kleider eines Insassen. Ihr Lachen tat in den Ohren weh, ließ ihre Eingeweide zu einem Knoten werden und Ava trat einen Schritt vor, war bereit zu kämpfen. Sie hatte nicht das Gefühl, fliehen zu wollen. Der Drang sich zu verteidigen war größer. Doch wovor sollte sie sich verteidigen? Vor einem verrückten Mädchen, das wohl eine weitere missverstanden Seele war; eingesperrt in einem Gebäude aus Glas und umgeben von Krankenschwestern und Ärzten?
Die Augen des Mädchens hefteten sich plötzlich nicht mehr auf Ava und Janosch, sondern an etwas, das sich hinter ihnen befand und das Mädchen und der Junge konnten nicht anders, als sich herumzudrehen. Plötzlich war kein Arm mehr vor ihrem Körper, doch ehe sie auf das andere Mädchen hätte zugehen können, verdeckte Janosch die Schwarzhaarige ganz und sie ballte ihre Hände zu Fäusten. Die beiden Mädchen schienen ebenfalls von dieser Geste provoziert worden zu sein – sie kamen näher und Ava legte ihren Kopf schief. Ihre Worte machten keinen Sinn und waren doch so voll von Bedeutung, die Ava nicht erfassen konnte.
„Welches Spiel spielt ihr?“, fragte sie und ihre Stimme schien ihr selbst so fremd, dass sie sich einen Moment vor ihr erschreckt hatte. Sie war jünger. Sie legte die Hand auf Janoschs Arm und wollte ihn fortschieben, entschied sich jedoch, sich einfach neben den Jungen zu stellen, damit sie beide Mädchen sehen konnte.
Sowohl die Rothaarige, als auch die Blonde, öffneten ihre Münder zu einem Grinsen, antworteten aber nicht. Sie kamen auch nicht näher, eher wiegten sie sich auf ihren nackten Füßen und schienen Ava neugierig zu mustern, antworteten jedoch nicht auf ihre Frage.
„Glaubst du, sie könnte?“ Die Rothaarige grinste.
„Glaubst du, er könnte?“ Auch die Blonde verzog die Lippen zu einem großen Grinsen und ihre Augen schienen erwartungsvoll zu leuchten. „Sie würden. Oh, sie können nicht anders. Sieh sie dir an. Sie sind nicht wie wir. Sind nicht wie wir. Noch nicht.“ Das rote Kleid wallte auf und entblößte ein kleines Stück ihres aufgeschlagenen Knies.
Ava drehte sich herum, um das andere Mädchen betrachten zu können und blickte danach zu Janosch hoch, heischte nach einer Reaktion, wie sie sich zu verhalten hatte. Sie konnte diese Kinder schließlich nicht niederschlagen – auch wegen der Tatsache, dass sie kaum wirklich zu sein schienen -, aber sie mussten hier raus. Wer wusste, wann die nächsten Krankenschwestern kamen und Janosch und Ava wieder fangen würden? Ava verlagerte ihr Gewicht auf das linke Bein, blickte die Blonde an und danach die Rothaarige.
Doch Ava musste gar nichts tun. Das Lachen der Mädchen erschallte und das Licht flackerte stärker denn je. Sie konnte zwischen der Dunkelheit sehen, wie die Mädchen sich umdrehten und kichernd und lachend, mit ihren Worten und Kleidern verschwindend, durch die Flure rannten.
„Wir müssen hier weg.“ Ava schien keine Zeit verlieren zu wollen und wandte sich zu der Richtung, in die das Mädchen mit dem weißen Kleid verschwunden war. Sie wollte nicht über die Begegnung nachdenken. Aber hätte sie es getan, dann hätte sie sich keinen Reim daraus machen können.
Es war nicht echt, dachte sie. Es konnte einfach nicht echt sein. Dieses Gebäude war voll von Dingen, die nicht echt waren und Ava war unentschlossen, ob sie selbst und Janosch vielleicht zu der Fantasie gehörten, die dieses Gebäude zu umgeben schien. Doch sie konnte sich keine weiteren Gedanken machen. Sie ging neben Janosch durch die Flure und wartete, dass er reagierte. Etwas sagte, sie vielleicht sogar beruhigen wollte, obwohl Ava gar nicht mehr aufgebracht und ängstlich war. Sie war nur verwirrt und wütend, dass sie keine Kontrolle über die Dinge hatte, die dauernd passierten und die von Göttern gelenkt wurden – Göttern ohne Sinn und Verstand, mit dem Ziel, den ihren zu rauben.

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BeitragThema: Re: Dead Bite [Hope & Cube.]   Dead Bite [Hope & Cube.] EmptyDo Mai 30, 2013 1:10 pm

Janosch hatte Sorge, die ihm auch im Gesicht abzulesen war. Er war sich ziemlich sicher, dass er Kamilles Gesicht gesehen hatte und er war sich nicht ganz sicher, in wie weit diese Kinder mit ihr wirklich Ähnlichkeit hatten, geschweige denn, ob sie sie erschaffen, oder ob er sie sich eingebildet hatte. Rücksichtsloser sprachen sie weiter, hatten weniger skrupell, hatten nicht mehr diesen Singsang, vielmehr waren sie jetzt schärfer im sprechen, stachen mit ihren Worten da zu, wo es wehtat. Bei Janosch war das sein Gehör. Ihre Worte schallten und seine eigene Stimme schallte mitten unter ihnen, da er die Bedeutung ihrer Worte nicht verstand. Welches Spiel, was spielten sie, sie waren Kinder, verstecken? Vor wem. Fangen? Mit wem. Er konnte sich ja nicht einmal sicher sein, dass diese Kinder die einzigen bleiben würde, aber er war sich sicher, dass sie in irgendeiner Verbindung zu Kamille standen. Er traute ihr nicht zu, dass sie ihn jetzt umbringen wollte, auch wenn er sich vor Ava gestellt hatte und wenn er sich selbst bei Ava wohl fühlte, wenn er sie beschützen wollte, dann wäre das doch kein Grund, ihn dafür umzubringen. Er hatte sich nicht für Ava entschieden um sich von Kamille loszulösen. Sie war ihm wichtig, sie war sein Halt, er war ihr weltliches, aber sie sie war das geistliche, dass was ihn beeinflusste. Und im Moment war sie nicht da. Das verwirrte ihn, aber es machte ihn nicht panisch. Es war anders, aber auszuhalten. Ava war bei ihm.
Er konnte Ava nicht einschätzen, er kannte sie ja garnicht, wusste nichts über sie. Ava war ein Mädchen, dass auch in dieser Psychiatrie war. Sie war jünger als er, aber sie war nicht wie er. Sie war anders, ganz anders als er oder Kamille. Diese Mädchen waren wiederum anders als Ava, als er oder als Kamille. Sie waren noch einmal anders, als die andere und generell alles war anders, so anders, dass sein Kopf zu pulsieren begann, sein Gehirn wehrte sich gegen zu viel anderes, lähmte ihn in seiner Bewegung, er wusste nicht, was sie hier suchten, er wusste nicht was er hier suchte. Doch wusste er. Einen Ausweg aus allem hier heraus. Mit Ava. Er suchte einen Ausweg für sich und einen Ausweg für Ava. Er suchte einen Ausweg aus all dem in dem sie steckte. Gerade wollte er sich wieder bewegen, da war es Ava, die sich vor ihn schob, sich an ihm vorbei schlängelte. Fast schon wirkte sie elegant in dem bisschen, was die Psychiatrie einem auf den Körper schnitt. Was sie einem mitgab, war nichts gutes, nichts hübsches, aber sie taten es um ihren Willen - den Willen der Öffentlichkeit. Was würde da draußen passieren? Ava sprach. Die Mädchen sprachen, die Laute schallten wieder in seinem Kopf, es schallte erneut. Jetzt begann sogar das Licht zu flackern und die Mädchen entfernten sich. Einen Moment dachte er darüber nach, ob Kamille wieder auftauchen würde um ihm einen Schlüssel zu bringen, aber er war sich nicht sicher, dass es auch genauso passieren würde. Jemals wieder. Kamille war sauer und das Licht könnte ein Ausdruck davon sein, aber so sicher konnte er sich auch wieder nicht sein. Er konnte sich über nichts , nichts , nichts in der ganzen großen weiten Welt mehr sicher sein. Und dieser Gedanke machte ihm Angst, er verschlug ihm die Sprache.
Aber Ava verschlug dies nicht die Stimme, sie schien sogar beweglicher und wieder kräftiger als er zu sein. Sie dachte weniger nach, das musste es sein, beschloss er für sich selbst und lauschte ihren Worten wie sie in seinem Kopf noch eine Weile nachschallten, während sie sich bewegte und einem der Mädchen zu folgen schien. Er folgte Avas Schritten, bemühte sich im selben Tackt wie sie zu laufen, damit weitere Schritte hinter ihnen schneller auffallen könnten. Er wollte nicht verfolgt werden, während er etwas nachjagdte, dessen Existenz er nicht einmal bejahen konnte. Aber Ava war bei ihm, sie war echt, sie war warm, sie war bei ihm. Er hob den Kopf und schüttelte ihn leicht. Was passierte jetzt ? Auf einem Flur mit Flackerlich und Fliesen an Wänden , Boden und der Decke die allesamt gleich aussahen. "Du hast Recht. Aber ich glaube wir laufen im Kreis. Wir laufen ganz sicher im Kreis, alles sieht gleich aus und selbst wenn wir nicht im Kreis laufen, wo laufen wir hin?" Die Schritte patschten nicht, wie bei den Mädchen, sie wirkten trockener, ruhiger, leiser. Wieso waren ihre Schritte so leise. Wieso war es hier so leise, so gefährlich, so dunkel. Gefährlich. Das Wort gefiel ihm ganz und garnicht. Gefahr, dass war nicht sein Wort. Er war nicht gefährlich, genau genommen wusste er nichtmal, warum seine Eltern ihn hier her gebracht hatten. Er hatte nie jemandem weh getan. Kamille war es, gewesen, die ihm weh getan hatte. Er war auch kein Mensch, kein Mann für die Gefahr. Er war nicht gefährlich und die Gefahr war viel bedrohlicher, als er auf sie reagieren konnte. Er war ja so ungefährlich um Gefahr zu verspüren. Das hieß nichts Gutes und das konnten sie jetzt ein bisschen gebrauchen.
Das Mädchen vor ihnen ließ kein Patschen mehr ertönen, ihr gesammter Körper war nicht mehr auffindbar. Ein kratzen, ein scharren, dann Stille und sie waren mit dem Flackerlicht wieder allein. Nicht lange und sie erreichten eine Wand. Der Gang war geschlossen, das Mädchen war weg, die Geräusche verstummten. Janosch sah die Wand an und dann zu Ava. Eine Wand eine Sackgasse, ein geschlossener Weg auf dem ein Mädchen verschwunden war. Er hatte sich das Mädchen nicht eingebildet. Zwei Mädchen konnten sich nicht zwei verschiedene Menschen einbilden. Das ging nicht. "Sie war echt. Sie wird immer echt sein. Ava sie war echt.", sprach er langsam, fast wie eine Formel. Er sprach zu ihr, als wenn er ihr eine Matheformel erklären wollte. Eine einfache Mathe...formel. Ihm wurde bewusst, dass er garnicht viele Matheformeln kannte. Er war zu jung um viele Formeln zu kennen. Man lerne die wirklichen Formeln doch erst, wenn man besonders alt für einen Schüler war. Er war ein guter Schüler gewesen. Er war wirklich gut gewesen. Er legte die Hände an die Wand. So kalt, aber sie wirkte nicht schwer, nicht erschlagend.
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BeitragThema: Re: Dead Bite [Hope & Cube.]   Dead Bite [Hope & Cube.] EmptySa Jun 08, 2013 10:55 am

Sie waren weiter gelaufen und Ava hatte ihre Gedanken fortgeweht, hatte sie aus ihrem Kopf verbannt. Sie wogen so schwer und sie machten ihre Beine so schwer, dass sie gar nicht hätte laufen können; aber sie brauchte federleichte Beine. Sie brauchte die Streckung in den Sehnen und Muskeln, um so schnell wie möglich von diesem Ort fliehen zu können. Keine Minute, keine Stunde, nicht ihr Leben lang, konnte sie in diesem Gebäude ausharren. Eher würde sie früher wahnsinnig werden und an ihren Gedanken sterben, würden sie die Schwestern und Pfleger nicht früher töten. Sie blickte stur gerade aus, biss sich auf die Unterlippe, so wie sie es immer tat, wenn sie sich auf Körper und nicht auf den Geist konzentrieren musste. Der Geist macht den Körper schwer und stoppt ihn; zeigt ihm Grenzen auf, die es gar nicht gab. Und diese Grenzen galt es nun zu überwinden. Ava und Janosch mussten hier fort. Fort von den Bädern und Zellen und Gestalten. Sie brauchten ihre Stärke und konnten sich nicht an Kindern und flackernden Lichtern aufhalten. Eben diese schienen sich nicht entscheiden zu können, was sie nun taten. Sollten sie flackern oder stetig bleiben? Oder vielleicht ganz ausfallen?
Sie stand ratlos vor der Wand. Diese Mädchen waren dort gewesen, sie hatte es sich nicht eingebildet. Es gab sie. "Es gibt keinen Weg - sie kann doch nicht einfach so verschwunden sein.", murmelte Ava, nachdem auch Janosch ihr bestätigt hatte, dass es diese Kinder gab; dass sie sich nichts eingebildet hatte und nicht verrückt war. Sie konnte nicht verrückt werden. Alles war doch real, alles was hier passierte, konnte kein Konstrukt aus ihren Gedanken und einer Krankheit sein. Solch ein Konstrukt aus Absurdität konnte nicht aus ihrem Kopf stammen.
Doch sie machte sich nicht die Mühe, sich an die Wand zu lehnen, auf die Knie zu fallen und zu weinen. Die Situation war vielleicht aussichtslos, schließlich sah sie keinen Unterschied an den Wänden und sie sah auch keine Tür, kein Geheimversteck, das das Mädchen vielleicht hätte verbergen können, aber sie sah auch keinen Grund, um zu resignieren. Sie umfasste Janoschs Arm und blickte ihm starr in die Augen. Konnte man mentale Krankheit in den Augen sehen? War seine Iris anders als die ihre? Aber sie sah nichts; sie sah bloß, wie verloren sie beide doch waren. Wie Geschichten hinter diesen Augen standen und wie sie diese Geschichte nie wirklich verstehen würde. Was sah er wohl in ihren Augen? Die Mörderin, die jeder in ihr sah? Das Wort, die Bezeichnung, den Titel, hatte man ihr aufgedrückt; sie in eine Rolle gezwängt, die gar nicht ihre war. Und nachdem sie in Handschellen vom Gericht heruntergeführt wurde, war dies ihr Name: Mörderin. Es gab plötzlich keine Ava mehr, man sah in ihren Augen kein Mädchen mehr, sondern bloß nur noch ein Monster. Und sie verstand es nicht. Sie verstand nicht, warum man sie schnitt und warum man sie hier eingesperrt hatte.
Sie drehte sich um und zog den Jungen hinter sich her. "Dann gehen wir eben in die andere Richtung. Es muss eine Tür geben. Dies kann einfach nicht eine gewaltige Sackgasse sein.", sagte sie und ihre Stimme klang nicht so, als wäre sie selbst davon überzeugt. Eher haschte sie nach der Zustimmung von Janosch, dass er ihr sagt, dass alles okay werden würde und dass sie verschwinden könnten. Dass sie durch die nächste Tür traten und einem Wald gegenüberstehen. Natürlich wusste sie, dass sie nicht einfach in den Schatten untertauchen könnten. Selbst wenn sie, durch ein Wunder, durch diese Gängen fliehen konnten, selbst wenn sie, nicht von Häschern gefangen werden, dann würden sie in dieser Welt dort draußen doch kaum überleben. Sie hatten kein Geld, keinen Pass, keine Daseinsberechtigung. Sie waren verstoßen, auf eine verquere Weise. Sie waren doch kaum mehr existent. Sie könnten nicht mehr zur Schule gehen; dafür brauchte man Zeugnisse. Sie konnten auch nicht arbeiten; sie waren zu jung, zu dumm, zu weltfremd. Niemals könnten sie wieder ein Teil der Gesellschaft sein. Doch allemal war es besser ein Monster zwischen so vielen Menschen zu sein, als ein Mensch inmitten von einer Masse von Monstern.
Ava verdrängte diese Gedanken. Sie konnte nicht erneut über solche Dinge nachdenken - es brachte sie nicht weiter. Es zog sie bloß weiter hinein in einen Strudel aus weiteren Gedanken. Jeder Gedanke löste einen anderen aus und irgendwann drehten sie sich bloß nur noch umeinander, wie eine Schlange, die sich selbst in den Schwanz biss. Verschlang sie sich oder würde sie an ihrem eigenen Leib ersticken?
Sie ging weiter und begann mit den Augen über die Wände zu fahren und nach einem Weg zu suchen. Als dies nicht viel Erfolg mit sich brachte, streckte sie ihre Hände aus und begann an den Wänden zu tasten. Irgendwo würde es einen Spalt geben und dann würde sie wissen, dass sich dahinter etwas verbarg. Sie mussten eine Tür, ein Fenster, einen Weg finden. Sie konnten für immer auf einem unbekannten Weg wandeln, ohne ein Ziel zu kennen. Sie blickte sich zu Janosch um. Und wenn er nicht echt war? Wer sagte ihr, dass er wirklich real war? Dass sie nicht nur seinen Vorstellungen eines Jungen entsprach, den sie mal irgendwann gesehen hatte? Vielleicht hatte sie nach jemanden gesucht, der sie beschützte. In diesem Bad. In dem schwarzen Tod. Er konnte nicht echt sein und sie konnte nicht echt sein. Es war ein solches Paradox, dass sie schreien wollte. Sie schüttelte den Kopf. "Ich werde verrückt. Ich werde wirklich verrückt. Stell dir das vor.", lachte sie und tastete weiter mit den Fingern nach einem Spalt in der Wand. "Ich kam gesund herein und werde langsam verrückt, oder was denkst du? Sehe ich verrückt aus?" Bevor er sie jedoch mustern konnte, drehte sie ihren Kopf wieder nach vorne und versuchte sich, auf den Flur vor sich zu konzentrieren. Wenn sie es sich recht überlegte, hatte sie Angst vor der Antwort und würde die Frage wieder zurücknehmen, hätte sie dies gekonnt.
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BeitragThema: Re: Dead Bite [Hope & Cube.]   Dead Bite [Hope & Cube.] EmptyMo Jun 17, 2013 4:57 am

Janosch sprach nicht, für einen kurzen Moment dachte er nichteinmal besonders viel. Dass er über Mathematik nachgedacht hatte war ihm so sinnlos und irreführend vorgekommen, dass er sich nicht mehr traute dem Gedanken weiter ins Gesicht zu blicken, oder sogar dem, der darauf folgen wollte. Gedanken waren nichts auf das er sich jetzt verlassen konnte. Er lehnte sich mit beiden Händen gegen die Wand, stützte sich einen Moment daran ab und sog die Luft scharf ein, ganz tief, seine Lungen ausfüllend, seinen Verstand benebelnd. Er wiederholte das ganze, atmete erst aus, sog die Luft dann wieder in sich hinein, so dass der Brustkorb gespannt war. Es schmerzte leicht. Beim dritten mal sah er sogar kleine Sternchen. Vielleicht hatte er sein Gehirn überfordert, es hatte noch nie so viel denken müssen, es war eher den Gedanken ausgewichen und hatte getan, was Kamille für ihn überdacht hatte. Er hätte heute einfach seinen Brei essen und sich an Kamille klammern sollen. Aber dann wäre er Ava nicht so nah - war er nah an ihr? Konnte er sie überhaupt wahrnehmen, nahm sie ihn wahr? - gekommen und hätte vermutlich nie ein einziges Wort mit ihr gewechselt. Kamille hatte sie nicht gemochte, sie hatte bestimmt gewusst, dass er Ava mögen würde. Kamille duldete kaum Menschen in seinem Leben und seid seine Eltern nicht mehr da waren, hatte sich die Zahl auf 0 reduziert. Keine weiteren Wesen oder Menschen in seinem Leben außer ihr. Keiner der ihm Standhilfe geben konnte, keine Unterstützung, keine zweite Meinung. Kamille dachte ohnehin für alle anderen mit, aber jetzt, jetzt dachte sie an sich.
War sie egoistisch geworden, weil sie ihn nicht hatte teilen wollen? Waren sie hier gefangen, weil Kamille ihn nicht hätte teilen wollen, wenn Ava darauf bestand? Bestand Ava darauf ihn zu teilen? Wollte sie ihn überhaupt zu nur einem kleinen winzigen Stückchen vom Ganzen Janosch? Richtig er hieß Janosch. Beinahe hätte er es vergessen. Wie konnte er nur seinen eigenen Namen vergessen...Vermutlich lag es daran, dass ihn keiner damit ansprach und dass er Angst hatte ihn vor Kamille auszusprechen - er mochte ihr zumuten, dass sie ihn heimlich umbenannt hatte. Still und heimlich nur für sich.
Ava legte die Hand auf seinen Arm und zog ihn von der Wand weg, sie wollte sich einen weiteren, einen anderen Weg, den Weg zurück suchen. Janosch bezweifelte, dass es der selbe Weg war, auch wenn alles gleich aussah, aber es sah immer gleich aus, jede Fliese glich der anderen und es gab nichtmal mehr ein Patschen, dass die eine Stelle von der anderen hätte unterscheiden können. Er ließ sich ohne große Mühen von Ava hinter ihr herziehen, warum hätte er protestieren sollen, warum sollte er. Sie war nicht Kamille, vermutlich nannte sie ihn Janosch, wenn sie ihn ansprach, wenn sie über ihn dachte. Dachte sie an ihn? Dann ließ sie ihn los, wissend, dass er folgen würde. Er folgte tatsächlich. Darin war er gut, in folgen und nicht wehren. Vielleicht hätte Kamille ihn besser anders erzogen, zu etwas abscheulichem, dass sich immerhin durchsetzen und wehren konnte. Anderen gegenüber - gegen sie hätte er sich nie gestellt, er wusste auch jetzt nicht, was er ihr getan hatte. Zumindest nicht genau. "Nein nein, mach dir keine Sorgen. Sorge dich nicht, Ava!" , sprach er zu ihr, als sie das erste mal an der Wand hielt und sich vor tastete. Allerdings so leise, dass sie es wohl kaum hören konnte. Seine Lunge rasselte leicht, aber seine Brust tat nicht mehr weh, auch sein Gehirn schien wieder mit und nicht gegen ihn zu spielen. Das tat gut. Sie waren jetzt ein Team. Ava, Janosch und Janoschs Gehirn. Er wollte sich nicht darüber klar werden, warum er sich unterteilte. Vielleicht sagte er das Ava auch besser nicht, sie schien einen Spaß an Teilen zu haben, er mochte sie trotzdem.
Vielleicht auch deswegen.
Kamille teilte nichts.
Ava sah ihn an, fragte und wandte sich dann ab. Er legte ihr eine Hand auf die Schulter sich leicht zu sich um drehend und blickte ihr dann in die Augen. Die Luft schien wieder knapper zu werden, weshalb er ebenfalls die Hände an die Wand legte und dann an der Wand hinab rutschte, er rutschte einfach ab, sackte nach unten, die Knie wölbend, die Beine einziehend, die Hände an der Wand haltend und sich hinein krallend. Ava stand aufrecht neben ihm. Er lächelte ihr zu. "Du siehst kein bisschen verrückt aus. Du siehst schlaflos aus. Hast du gut geschlafen? Hast du geschlafen?" Die Luftlosigkeit in seinem Gehirn ging mit ihm durch - aber er kratzte an der Wand, er harkte sich mit den Fingern unter den Spalt der die Wand vom Boden abtat und stemmte sich hoch, mit der Wand. Er hielt die Wand über sich, sich nicht wagen in das "Dahinter" zu blicken, die Hand wieder auf Avas Schulter legend. Die Lichter gingen aus und es war Pechschwarz, Kamilleschwarz. Avahaareschwarz. Er zog sie an sich unter der Wand hindurch und ließ sie dann fallen, einfach hinter sich zufallen, Ava an seiner Hand wissend. "Ich habe kein bisschen geschlafen." , sagte er ehe er die Augen schloss und sich nicht sicher war, ob er der Dunkelheit mehr als dem Licht vertraute.
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BeitragThema: Re: Dead Bite [Hope & Cube.]   Dead Bite [Hope & Cube.] EmptySo Jul 07, 2013 4:26 am

Ava horchte auf. Ihr Blick war verwirrt und doch irgendwie .. gleichgültig. Ob sie geschlafen habe?
Sie störte sich nicht an der Frage. Sie war weder seltsam, noch war sie unpassend, befand sie. Es war eine gewöhnliche Frage, die bloß in diesem Umfeld aussah, als wäre sie eine Unverschämtheit. Die Frage wäre an einem anderen Ort, an einem anderen Zeitpunkt wunderbar gewesen. Säßen sie nicht in einem Haus voller Irren fest, wäre diese Frage einfach zu beantworten gewesen. Dann wäre diese Frage nicht das, was sie nun war; ein Rätsel. Hatte Ava denn geschlafen? Vielleicht schlief sie noch. Aber nein, dann würden ihre Lungen nicht noch immer nass sein und ihr Atem würde nicht rasselnd gehen. Dann würden ihre Beine nicht schmerzen und ihre Handgelenke würden sich nicht anfühlen wie alte Scharniere. Ein Traum war dies gewiss nicht. Welcher Geist würde eine solche Welt erschaffen wollen? Selbst ein Alptraum war nicht so nervenaufreibend, nicht so dunkel, nicht so ... echt. Und sollte sie sich richtig erinnern, hatte sie auch noch nie einen Alptraum gehabt. Wäre dies ihr erster, wäre dies ein grausamer Anfang.
Aber nein, Ava schlief nicht und hätte sie geschlafen, hätte sie nicht gut geschlafen. Und das letzte Mal, das sie wirklich geschlafen hatte, war nicht allzu lange her. Doch der Schlaf nach einem Tod war nicht so erholsam, wie man es sich allgemein vorstellte.
Kein Wunder, dass sie müde aussah.
Sie sah zu, wie Janosch sich an der Wand zu schaffen machte. Es sah hoffnungslos aus. Dieser Gang war unendlich, ein gerades Labyrinth ohne Ecken. Wie weit würden sie noch laufen müssen, bis sie eine Tür fanden? Würden sie überhaupt eine Tür finden?
Sie sah tatenlos zu. Zwei Hände an einer Wand reichten. Außerdem war ihre Hoffnung bereits gestorben; vielleicht war sie nicht ganz tot, aber im Koma befand sie sich bestimmt. Ob jemand Gnädiges ihr endlich ein Kissen aufs Gesicht drücken würde? Sie seufzte und fuhr sich mit der freien Hand über ihre Haare. Sie ließ sie durch ihre Finger gleiten und das Schwarz schien so unwirklich in dem ekelhaften Licht des Ganges.
Seine Finger fanden Halt. Seine Finger zogen diesen Halt nach oben und plötzlich war Avas Hoffnung erwacht und das Kissen wurde nicht mehr benötigt.
Voller Staunen und mit einem müden Lächeln, blickte Ava zu Janosch, wie er die Wand nach oben schob. "Ein Genie .. du bist ein Genie.", hauchte sie und ihre Worte waren so leise, dass sie auch hätten nie ausgesprochen werden müssen. Doch zu Weiterem war ihre Stimme nicht mehr zu gebrauchen. Ava war erschöpft, am Rand ihrer Kräfte angekommen. All dies überforderte sie. All dies machte sie schwach und stark zugleich. Sie wusste nicht, was sie tun sollte und Ungewissheit war eine so schwere Bürde. Ungewissheit und Ratlosigkeit. Wenn sie Dinge nicht verstanden hatte, damals, dann war es das Leichteste gewesen, Dinge zu tun, die sie verstanden hatte. Verletzen und Zerstören waren Dinge, die sie verstand, die man ihr beigebracht hatte. Und nun? Sie hatte kaum das Bedürfnis etwas, jemanden, zu zerstören. Sie wollte verstehen. Sie wollte dies alles begreifen, sie wollte einen Ausweg finden, diesen Weg und ihre Situation verstehen. Und dieses Gefühl war etwas Neues, das sie versuchte fortzuschieben. Neue Gefühle waren Schwachsinn. Altes hatte sich doch schon immer bewährt, oder?
Sie ließ sich von Janosch ziehen. Sie ließ sich an seine Hand nehmen. Nun war es andersherum. Er führte sie. Sie folgte. Sie war noch nie jemandem gefolgt. Sie hatte niemandem mit geschlossenen Augen gehorcht. Und nun hatte sie keine Wahl. Ava war nie jemand gewesen, der sich führen ließ und diese Tatsache wurde nun einfach hinfort gefegt, als wäre sie nie dagewesen.
Als er sprach, merkte sie, dass sie den Atem angehalten hatte. "Was ist schon Schlaf?", fragte sie leise und ein sanftes Lächeln huschte auf ihr Gesicht. So unpassend.
Und es war so dunkel. Sie konnte nichts sehen, die Schwärze vor ihrem Gesicht war so dicht, dass sie befürchtete, gegen sie zu laufen. Und es war so still. Was ist, wenn sie in eine Falle liefen? Sie würden sie nicht sehen können. Sie würden es erst bemerken, wenn es zu spät war. Sie hatte kein gutes Gefühl. Sie könnten nun überall sein und sie waren blind. Sie klammerte sich noch viel mehr an die Hand, die er ihr angeboten hatte und hoffte gleichzeitig, ihm nicht wehzutun.
Jeder ihrer Schritte war in der Dunkelheit zaghaft, beinahe ängstlich. Ihre Bewegungen waren sanft und langsam. Diese Dunkelheit war wie ein Minenfeld. Überall könnte etwas lauern-
Sie spürte, wie sein Körper verschwand. So schnell und wie sein Körper sie nach unten zog. Sie schrie und klammerte sich an seinen Arm. Sie wollte ihn hochziehen, doch sie war zu schwach, zu langsam und stürzte. Sie stürzte nicht zu Boden. Der Boden war so weit weg. Sie stürzte tief hinab und hielt sich an ihm fest. Sie schrie seinen Namen und Panik stieg in ihr auf. Licht flackerte auf und sie sah seinen Blick. Seine weit aufgerissenen Augen und sie spürte, wie ihr Herz aussetzte. Sie stürzten tief; sie wagte jedoch nicht, nach unten zu blicken. Doch die Wände waren glatt. Und die Wände waren weit von ihr entfernt. Dieses Loch war so groß wie das Zimmer, in dem sie aufgewacht war. Sie konnte  jedoch nicht mehr sehen; die Dunkelheit empfing sie erneut und die Schwärze machte sie tatenlos. Sie konnte nur noch nach seiner anderen Hand greifen und gemeinsam in die Tiefe stürzen.
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BeitragThema: Re: Dead Bite [Hope & Cube.]   Dead Bite [Hope & Cube.] EmptyDo Jul 18, 2013 8:14 am

Avas Hand ruhte in seiner, war fast wirklich ruhig, wenn auch fest an die seine geklammert. Er wusste sie fest an seiner Hand, war es eigentlich nicht gewohnt überhaupt die Hand eines Menschen zu halten, die in seiner ruhte, die er beschützen würde - irgendwie. Er war unsicher in seiner neuen Rolle, so unsicher, dass er nicht aufpasste. Er war sich nicht sicher, was passieren sollte, wenn er jemanden beschützte, er hatte nie jemanden beschützt. Er war immer allein gewesen, allein mit Kamille und Kamille musste nicht beschützt werden. Kamille hatte auch ihn nicht beschützt. Sie hatte ihm gesagt, was er tun solle und er hatte es getan und damit hatte sie ihm Schutz vor dem Beschützen geboten. Sie hatte ihn nicht aufgezogen wenn er hingefallen war. Sie hatte ihn nicht hochgehoben, wenn er flüchten musste. Sie hatte seine Wunden nicht verarztet, sie hatte ihm keinen Mut zugesprochen. Doch er war ihr dankbar dafür, dass sie ihn nie belogen hatte, in all den Gesprächen in denen er sich an sie gewandt hatte, in denen er ihr zugehört hatte, in denen sie wohl am besten wusste, was er hatte tun sollen, was er hatte tun müssen. Er hatte sich die Knie aufgescheuert, hatte sämtliche Knochen in seinem Körper zu brechen verstanden, auch mehrmals. Das er noch nicht tot war, war das einzige, was Kamille vielleicht gutes gehabt hatte. Bis jetzt. Jetzt...
Hier in dem schwarz, hier wo er nur spürte und nichts sah, riss es ihm die Beine weg. Kein Halt, kein Stand, er fiel und das tief. Tiefer, tiefer, tiefer, ohne Blick in das Schwarz unter ihm, ohne dass etwas ihm verraten würde, wie tief er fiel. Einen Moment hatte er gebraucht um zu realisieren, dass in dem schwarzen Nichts ein Unten und ein Oben existierte, einen Moment hatte er gebraucht um zu realisieren, dass er jetzt nicht mehr Oben war. Und Ava auch nicht. Er hatte es nicht geschafft sie in der Sekunde des Fallens los zulassen, damit sie oben bleiben konnte, selbst wenn er nicht wusste, ob oben besser als das war, wo sie hin kamen. Ob das Unten war, oder ob es noch viel weiter herunter gehen würde? Was wenn das eben auch garnicht oben gewesen war. Er stoppte den Gedankengang, bevor er sich fragen konnte, ob er nach oben fiel. Stattdessen klammerte er sich nun ebenfalls an Avas Hand, hatte Angst sie zu zerquetschen, weil er nicht wusste wo er war, weil er keinen Halt hatte, weil Ava alles war, was er noch hatte. Sie war jetzt sein ein und alles, egal wie gut es ihm gefiel - beklagen würde er sich nicht. Sie schrie leicht und er hatte Sorge, sein Körper begann zu zittern, so klammerte sie sich an ihn und er streckte den Arm aus, begriff langsam, dass es nicht mehr nur schwarz war, sondern sie nun auch von Flackerlicht umgeben waren und klammerte sich an sie.
Flacker - Wände, die kaum in Reichweite waren. Flacker - Ava, wie sie Janosch panisch entgegen blickte, wie er registrierte, dass er einen ähnlichen Blick haben musste, voller Panik. Flacker - kein Boden. Wo war der Boden? Flacker - Immernoch kein Boden. Kein Boden in Sichtweite. War da überhaupt ein Boden? Flacker - waren da überhaupt andere Dinge als Flackerlich? War da wer anders als Ava. Flacker - wartete der Dead Bite? Ein letztes Flackern : War das das Maul des Dead Bite, oder war das das Ende. Ein Ende ohne Dead Bite, ein Ende ohne alles, ein Ende mit Ava im Nichts. Das Nichts? War es das? Dafür, dass es das Nichts hätte sein können, flackerte es. Das war ein Etwas. War das Kamille? Er klammerte sich an Avas Schulter, zog sie nahe an sich, ließ sich leicht nach hinten kippen, zog sie schützend an sich. Sie fielen, sie würden aufschlagen. So sollte er aufschlagen und Kamille um ihn trauern. Konnte Kamille bedauern? Ava würde leben, da war er sich sicher. Leben klang gerade sehr gut. Die Psychatrie klang gerade sehr gut. Geregelter. Weniger Schwarz - Mehr Grau.
Ein sanftes Puff erklang, direkt neben seinen Ohren, so als wolle dieses Puff sagen, dass sie nun in Sicherheit waren, dass sie sich bewegen konnte, dass er noch hören konnte, dass er lebte. Wie auf einer Wolke, es war weich und nichts tat weh. Ob er gerade gestorben war? Jetzt ein schrabben, ein Knarzen, ein kratzen...wieder schrabben. Es klang nicht menschlich, aber auch nicht tot. Es klang nicht nach Mord, es klang eher nach...Grusel. Verdammt wo waren sie hier? Flacker - Licht. Flacker - Schrabben...shrrrakkz shrrrraaaaaakz. Flacker - das war nicht das was er sehen wollte.
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BeitragThema: Re: Dead Bite [Hope & Cube.]   Dead Bite [Hope & Cube.] EmptySa Aug 10, 2013 12:37 pm

Wo war das Ende? Gab es ein Ende? Sie sah nichts, spürte nur seinen Körper an ihren und den großen fetten Klumpen in ihrem Hals, der sie erstickte. Licht - sein Gesicht und seine weiten Augen. Dunkel - wo war das Licht hin? Sie krallte sich mit den Fingern an das weiße Shirt der Klinik. Sie sorgte sich, ob sie ihm wehtun könnte. Ausgerechnet sie, die ihren eigenen Bruder das Küchenmesser in den Hals gestoßen hatte. Licht - sie blickte nach oben und konnte kaum mehr das Loch sehen, in das sie gefallen waren. Sie fühlte sich wie Alice im Kaninchenbau. Wo war oben und unten? Fielen sie oder flogen sie dem Himmel entgegen, der Hölle? Was würde sie in der Hölle erwarten? Ihre Eltern, ihr Bruder, der Obdachlose? Würden es diese Krankenschwestern sein, die sie an das Tartarusfeuer banden? Licht - die Welt kippte. Nein, sie kippten. Dunkel - sie konnte nicht glauben, was Janosch tat. Oder tat er es gar nicht? Was tat sie? Sie klammerte sich an einen Verrückten. Oh, sie war doch selbst verrückt. Oder waren sie die einzig Richtigen? Oben oder Unten, Alice? Wo ist das weiße Kaninchen und der verrückte Hutmacher. Oh nein, der Hutmacher ist der einzig richtige und oben ist unten und dunkel ist hell. Ava, bist du Alice oder die weiße Königin? Nein, du dummes Ding - du bist die rote Königin. Du trachtest nach den Köpfen Unschuldiger. Ava mit der roten Krone. Doch über was regierte sie? Dann war sie doch eher Alice. Alice mit dem Messer und mit der Angst. Alice, die fiel und sich an die andere Alice klammerte. Alice und Alice fielen und flogen dem Himmel entgegen und würden auftreffen, zerschellen wie Glas und nie wieder fallen. Wäre es das Ende des Märchens? Was kam danach? Ein Neues, es ging immer weiter, entschied sie. Einer verschwand, der andere kam. Perfide.
Ein letztes Mal flackerte das Licht - und PUFF war es wieder weg. Wo war es hin? Das weiße Kaninchen hat es mitgenommen und nun waren Ava und Janosch alleine im Bau und fielen und fielen der Unendlichkeit entgegen. Doch sie fielen gar nicht mehr, oder? Es schien so bewegungslos um sie geworden zu sein. Hatte die Welt aufgehört sie zu verschlingen? War sie etwa schon fertig mit dem Mahl? War das das Ende und ging es nicht mehr weiter?
Sie lag auf seinem Körper und als sie dies bemerkte, rollte sie sich schleunigst von ihm herunter. Sie wollte ihn nicht herunterdrücken, ihn nicht zerquetschen. Sie spürte Boden unter den Händen, unter den Knien. Aber der Boden war kein Boden. Er war weich, wie das Fell des weißen Kaninchens. Und Alice, nein Ava, griff mit den Fingern hinein. Der Boden war kein Boden und der Boden war kein weiches Fell. Der Boden war bedeckt von etwas weichem, das sie nicht mit den Fingerspitzen erfassen konnte und Ekel stieg in ihr auf. Sie löste ihre Hände vom Boden und war erstarrt. In welcher Hölle waren sie gelandet? Welche Welt hatte sie nun wieder verschluckt und würde sie wieder ausspucken? Sie krabbelte im Flackerlicht wieder auf Janosch zu, setzte sich neben ihn auf den Boden und erst dann hörte sie es. Was wollte sie verschlingen? Ein Tier, ein Monster? Das Monster kam nicht auf sie zu, das Geräusch blieb stetig. Es wollte sie nicht fressen, es wollte sie leiden sehen und Ava schloss die Augen. Das Flackerlicht tat weh. Es konnte sich nicht entscheiden ob es grell oder stockfinster sein sollte. Hell dunkel hell dunkel. Sie wollte sich selbst nicht leiden sehen. "Was ist es?", hauchte sie und ihre Stimme kam wieder und wieder, wurde von Wänden zurückgeworfen und brannte in den Ohren. Sie schwieg. Sie wollte ihre eigene Stimme nicht hören, die zitterte und kaum mehr zu ihr passen wollte. Wo war die Stärke hin, der Mut? Der Dead Bite hatte es ihr gestohlen. Er hatte ihr die Kraft aus den Gliedern und dem Geist gestohlen und für einen Bruchteil wurde sie wütend. Wie konnte er ihr das antun?! Ausgerechnet ihr, die von Stärke lebte! Und nun war sie nur noch eine kleine Alice, die wimmernd und ängstlich auf einem gewaltigen weißen Kaninchen saß und sich fressen ließ.
Sie blickte in Janoschs Augen. Was er dachte? Dachte er, sie drohte verrückt zu werden? Dabei war sie nicht verrückt. Sie war es nicht, als sie eingeliefert worden war und sie wollte es auch jetzt nicht sein. Oder dachte er, er wäre verrückt? Willst du mich beschützen, andere Alice? Soll ich dich auch beschützen? Das Kratzen war noch da und es wurde mal lauter und leiser, sodass Ava sich nicht traute, ihren Körper zu bewegen. Ihr Herz raste und ihre Finger verkrampften sich erneut in dem Boden, der weder fest, noch weich zu sein schien. Unter ihren nackten Knien konnte sie den Boden ebenfalls spüren und am liebsten wäre sie aufgesprungen, doch sie blieb an Janoschs Seite sitzen und blickt ein die Richtung, in der sie das Monster vermutete. Dead Bites Sohn? Eine Krankenschwester? Ein Schatten? Eines der Kinder? Was ist, wenn es noch viel mehr von ihnen gab? Hätte Dead Bite ihr den Mut nicht gestohlen, wäre sie aufgestanden und hätte dem Ding in die Augen geblickt, egal wie viele es wohl hatte. Doch der Mut fehlte ihr und dort wo er hätte sitzen sollen, war die Angst. Verzweifelt versuchte sie die Angst aus ihr auszutreiben und so atmete sie ruhig und leise, konzentrierte sich auf ihren Herzschlag, nicht auf den Boden, nicht auf das Geräusch. Atmen, Ava. Sie wandte ihr Gesicht wieder Janosch zu. Sie konnte seine Gesichtszüge im Flackerlicht nicht lesen. "Ich habe Angst, Janosch. Wirklich und echt.", gab sie flüsternd zu und schüttelte den Kopf, legte ein Lächeln auf ihr Gesicht. Sie hatte es gesagt und damit war es viel weniger echt. Worte machten Dinge zu Nichte. Und mit der Wahrheit wurden ihre Worte zur Lüge, doch sie rückte ein Stück näher an Janosch heran, ohne ihn jedoch zu berühren.
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