Leon
Lacroix
Es war noch früher Morgen, die ersten Sonnenstrahlen grade so durchs Fenster scheinend. In der Wohngemeinschaft, in welcher Leon lebte, war noch keiner wach. Alle samt schliefen sie noch, fest wie Steine, auch Leon. Was dieser nicht wusste, Jemand wartete auf ihn, auf sein Erwachen und diese Person war nah, sehr nah, wenn man es genau nahm. Doch er würde nicht mehr lange schlafen. Er wachte immer kurz vor dem Wecker auf, um nicht von diesem gequält zu werden, da sich die anderen ja nicht an diesen Zeitplan halten konnten und einen Wecker benötigten. Langsam aber sicher wachte der junge Knabe mit dem tief blauen Haar auf, die Augen öffnend, als er auch direkt spürte, dass Jemand bei ihm war. Die Atmosphäre war jedoch sehr fragwürdig. Es war... Neblig? In einem Raum im dritten Stockwerk eines Wolkenkratzers war es Neblig. Ein Widerspruch gegen jeglichen Sinn und verstand. Wenn man die Dichte des Nebels betrachten wurde, war auch klar, das es vollkommener Humbug war, doch er war da. Er konnte nicht weit über das Bett hinausgucken, als er plötzlich spürte, wie sich Arme um seinen Körper legten. Der ursprung war ganz klar eine Person, welche hinter seinem Rücken lag. Auf seiner Brust konnte er einen metallischen Gegenstand erfühlen. Lang und Spitz, so konnte man es vom reinen erfühlen beschreiben, doch was es war, dass wusste der Junge nicht. Im nächsten Moment spürte er, wie sich ein samtweicher Körper an seinen Rücken heranschmiegte. Ein Gefühlsdisput. Auf der Front dieser unbeschreibliche, kalte Gegenstand, auf der anderen Seite die warme und weiche Haut einer Frau. Das es eine Frau war, das konnte der blauhaarige ohne Schwierigkeiten erspüren, doch darauf eingehen? Unnötig. Seine Ohren vernahmen das flache Atmen der Frau, da der Atem immer und immer wieder gegen seinen Rücken schlug. Ein weiterer Gedanke, Verwirrung kam in ihm auf. Er spürte den Atem der Frau an seinem Rücken, doch den Herzschlag konnte er nicht erfühlen, auch wenn die Beiden Haut an Haut im Bett lagen, verdeckt durch die dicke Decke des Jungen.
"Keine Neugierde, keine Angst?", fragte die beruhigend sanfte und friedlich klingende Stimme der Frau, welche diesen dezenten, weiblichen Ton in sich trug, mit welchem man jede Frauenstimme erkennen könnte. Leon brauchte für seine Antwort jedoch nicht lange überlegen, als er bereits genickt hatte, ein interessiertes Lächeln auflegend und weiterhin still liegenbleibend,
"Was ist der Grund dafür, Angst zu haben? Wenn man es sich eingesteht, stirbt jeder Mensch früher oder später und wenn du mich verletzen wollen würdest, dann würdest du auch deine Gründe dafür haben."Der Blick der Frau war erstaunt, was Leon jedoch nicht sehen konnte, als sie die Hand um den metallenen Stift zu einer Faust ballte und die Spitze auf Leons Brustkorb ansetzte. Würde sie zustehen, würde sie seinen linken Lungenflügel aufreißen und ihn in kürzester Zeit sterben lassen. Doch noch rührte sie sich nicht. Ihr Körper war wie festgefrohren, während Leon lediglich die Augen schloß, langsam atmend. Das kitzelnde Gefühl der Spitze des Metallenen Stiftes Entfernte sich von seiner Brust, als der silberne Brieföffner im nächsten Moment auf seinen Brustkorb zu raste. Das Blut fing an, gleichermaßen aus der Wunde zu spritzen, wie es auch in den Lungenflügel hereinfloß. Ein stechender Schmerz war durch seinen Körper gerannt, weshalb Leon die Augen weit aufreißen musste, als das Blut bereits durch verkrampftes Husten aus seinem Mund befördert wurde. Während des Durchstehens der letzten paar Sekunden spürte der junge Mann, wie sich die Frau langsam auflöste, ihn komplett alleine lassend, während er weiterhin am Blutspucken war, die Decke und das Lacken dabei bereits rote Farbe annehmend, als der Wecker klingelte und die anderen aus ihrem Schlaf gerissen wurden. Doch mitbekommen tat er davon rein gar nichts mehr, als sich seine Augen nur langsam schloßen, während sein Blick verschwommen war. ich war tot, das war die einzige Erklärung, dafür, weil ein schlechter Traum war das sicherlich nicht. Außerdem war es auch nicht unbedingt unangenehm. Sicherlich, ein Schuss in den Hinterkopf wäre weniger schmerzhaft gewesen, aber es ist kein Problem. Trotz allem würde Leon gerne den Grund des Mädchens wissen, weshalb sie mich getötet hat. Ob ihr oder ihrer Familie wegen ihm oder seiner Familie etwas passiert ist? Oder ob sie vielleicht eine zukünftige Heiratsanwärterin gewesen wäre? Naja, jetzt ist es dafür auch zu spät. Seinen letzten Gedanken folgend, wurde dann auch endgültig alles pechschwarz. Doch irgendwie blieb dem Jungen immer noch das Gefühl, als wäre er noch am Leben, als würde er einfach nur schlafen. Vielleicht doch nur ein böser Traum? Es würde die bizarre Logik erklären. Eine ganze Weile war dem Jungen einfach nur schwarz vor Augen, als er plötzlich das Gefühl hatte, das Jemand an ihm rütteln würde. Dazu gesellte sich die wahrnahme von vereinzelten Tropfen, die auf sein Gesicht regneten.
"Habe ich Meister getötet, bevor er überhaupt gelebt hat?", hallte es plötzlich von außerhalb durch seinen Kopf. Die Stimme kam ihm bekannt vor, er hatte sie heute schon gehört. War das nicht die Stimme seiner Mörderin? Wieso hörte er die Stimme und weshalb fühlte er sich grade so lebendig. Dann spürte er bereits die Wärme des Sonnenscheins auf seinem Körper, jedoch immer nur an ein paar Stellen. Vorsichtig schlug der junge Mann seine Augen auf, mit dem Blick nach oben in eine Baumkrone blickend, als sein Atem einsetzte, damit auch sein Herzschlag. Dann erst fiel ihm auf, das ihm das Licht der Sonne durch die Baumkrone direkt ins Gesicht fiel. Den Kopf nach links gedreht, bemerkte er plötzlich ein Mädchen neben sich, ihr grünes Haar bis zur über die Taile gehend, die Tränen aus ihren goldenen Augen quellen. Scheinbar hatte sie das Gefühl, er wäre tot, doch sollte er nicht tot sein? Das musste es sein, sie musste ihn getötet haben. Aber wieso weinte sie dann. Enthusiastisch legte ich ihr die Hand auf die Wange und streichelte sie sanft,
"Warum weinst du den nun?"Als das Mädchen die Stimme Leons hörte und die Hand auf ihrer Wange vernahm, schreckte sie auf, den blauhaarigen Mann erstaunt anguckend.
"M-Meister, sie leben noch..", stammelte diese etwas und leon legte derweil seine Hand auf den Brustkorb, die Stichwunde von vorher vermissend,
"Sieht so aus. Aber dürfte ich erklärt haben, wo ich jetzt grade bin?" "In Maiore", kam die Antwort der Frau, welche da von einem Umhang umhüllt vor mir hockt, scheinbar auf den Knien sitzend. Maiore, damit konnte Leon gar nichts Anfangen. Was sollte Maiore sein? Doch wahrscheinlich könnte ihm das Mädchen das nicht wirklich erklären.
"Sag mal, wieso nennst du mich eigentlich Meister?", fragte Leon dann und guckte sie neugierig an, während sie sich vor Leon verbeugte, was ihn dann doch verwirrte,
"Weil du mein Meister bist.""Hat es einen bestimmten Grund, dass ich dein Meister bin?", kam im Anschluss die Frage von Leon, worauf das Mädchen nur nickte,
"Ich habe dich getötet und nach Maiore gebracht. Deswegen bist du mein Meister", meinte sie und Leon kratzte sich am Hinterkopf,
"Du sprichst nicht viel, hab ich dabei Recht?", fragte Leon dann und bekam ein Nicken als Antwort, "Hmm, Schade eigentlich, du hast eine sehr schöne Stimme." Das Mädchen errötete direkt, fing jedoch an, den Kopf stark zu schütteln,
"Menschen weinen wegen ihr", kam es von ihr, aber Leon lächelte sie nur an,
"Das wird kaum an deiner Stimme liegen. Menschen weinen wegen Dingen die sie gesehen haben, Ereignissen die sie erleben oder Erinnerungen, die sie einholen, aber nicht einfach nur wegen einer Stimme." "Meine Stimme bedeutete Tod!", schrie sie dann und in dem Moment schlug Leon ihr leicht mit der flachen Hand auf den Kopf, bevor er ihr etwas durchs grüne Haare streichelte,
"Mythologie, hört sich schwer nach Banshee an. Aber du hast bedeutete gesagt, also muss sich das geändert haben", meinte Leon und das Mädchen guckte ihn an,
"Ich hab lange nicht mehr gesprochen.""Dann sprichst du ab sofort öfter, anstatt nur zu nicken oder den Kopf zu schütteln", meinte Leon und das Mädchen guckte ihn mit großen Augen an,
"War das ein Befehl Meister?", fragte sie und Leon musste ein wenig seufzen,
"Seh es wie du magst, aber sag mir doch erstmal deinen Namen." "Ich heiße Thalia, glaube ich", meinte sie und kratzte sich dabei leicht an der Wange, Leon lachte aber nur freundlich,
"Solange dir der Name gefällt, behalt ihn."