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 FALL OF MAN [Beerige Fiction :D]

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BeitragThema: FALL OF MAN [Beerige Fiction :D]   FALL OF MAN [Beerige Fiction :D] EmptyFr Dez 14, 2012 9:02 am


The Fall of Man
Und er trieb den Menschen hinaus und ließ lagern vor dem Garten Eden die Cherubim
mit dem flammenden, blitzenden Schwert, zu bewachen den Weg zu dem Baum des Lebens.

kapitel ; #001

"… und den Rest dieser Aufgabe erarbeitet ihr bitte in Stillarbeit." Resigniert setzte Amelie einen Strich zur Vollendung ihres Meisterwerkes, dass sich ein Blatt mit komplizierten mathematischen Formeln teilen musste. Es war die schemenhafte Figur eines kleinen Mädchens, dass mit ausgebreiteten Armen im Regen tanzte, so wie sie es selbst früher so gerne getan hatte. Sie beugte sich gerade hinüber zu ihrer Sitznachbarin, um die Aufgabe in Augenschein zu nehmen, die sie jetzt offenbar ihrer Zeichnung vorziehen sollte, als durchdringend und laut ein Ton das sonst klare Klanggefüge des Raumes durchschnitt. Sie alle kannten dieses Geräusch, es hatte zahllose Übungen gegeben, damit sie ja nie vergessen würden, wie es klang. Feueralarm. An der unsicheren Reaktion des Lehrers konnte man klar erkennen, dass es diesmal offenbar keine von den geplanten Übungen war. Aufgeregt bildeten ihre Freunde eine Traube, die sich in Richtung Ausgang bewegte. Amelie schloss sich an, ebenfalls eifrig an der Debatte beteiligt, wie vorteilhaft es wäre, wenn es wirklich brennen würde. Und wie aufregend. Tatsächlich, kaum hatten sie das Gebäude verlassen und sich mit der gesamten Schülerschaft auf dem Rasenplatz versammelt, fuhren Feuerwehrfahrzeuge vor. Amelie schluckte. Die Scherze und Neckereien erstarben, als auch dem letzten klar wurde, dass das hier kein Spiel war. In stummer Beklemmung starrten sie abwechselnd zu den Rettungsmännern, zu dem still daliegenden Gebäude und zum Rektor, der quälend langsam fortfuhr, die Schüler zu zählen. Amelie biss sich auf die Lippe. Ihre Freundinnen und sie hielten sich ängstlich bei den Händen. Da nahm Amelie aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr. Ein schwarzer, ausladender Geländewagen mit getönten Scheiben rollte über die Auffahrt auf sie zu. Irritiert sah Amelie hinüber. "Amy?" Eine ihrer Freundinnen sah sie besorgt an, dann folgte sie ihrem Blick. "Ah, das sind bestimmt Leute, die hier verantwortlich sind oder so." Sie drückte Amelies Hand und lächelte beruhigend. "Wir sind alle in Sicherheit." Amelie nickte lächelnd, noch immer den Jeep beäugend. Die Türen öffneten sich jetzt, und es stiegen vier Menschen aus. Einer davon lief zielgerichtet auf den Pulk von Schülern zu, die anderen blieben am Auto stehen. Beim Näherkommen erkannte man, dass es sich um eine hochgewachsene Frau mit beeindruckend roten, kurz geschnittenen Haaren handelte. Sie trat auf den Direktor zu, schüttelte kurz seine Hand und wechselte ein paar leise Worte mit ihm. Dann wandte sie sich an die Schüler, mit einem unbewegtem Gesichtsausdruck. "Es besteht kein weiterer Grund zur Sorge. Ein Team von Spezialisten wird sich dieses Problems annehmen. Bitte bewahren sie Ruhe." Mit diesen Worten drehte sie sich auch schon wieder weg, und nickte den Personen zu, die noch am Auto standen. Wortlos setzten die drei komplett schwarz gekleideten Menschen sich in Bewegung, in Richtung der Schule. Der Direktor stotterte leicht, als er fortfuhr, die Namen der Schüler zu verlesen. Offenbar behagte ihm das ganze genauso wenig wie allen anderen. Dann, als er bei den unteren Klassenstufen angekommen war, geschahen zwei Dinge unmittelbar gleichzeitig. Der Direktor rief einen Namen aus. Rief einen Namen als vermisst aus. Ein Name, der Amelie schrecklich bekannt war. Und im gleichen Moment bekamen alle Umstehenden das erste Mal etwas von dem Feuer mit. In einer gewaltigen Feuersäule zerbarst eine Fensterfront des altehrwürdigen Gebäudes, lodernde Flammen zuckten in den Himmel. Amelie starrte mit trockenem Mund das Geschehen an, während sich in ihr die beiden, verheerenden Puzzleteile zusammenfügten. Entsetzt riss sie sich aus der Hand ihrer Freundin los, und starrte in das gleißende Feuer, bis ihre Augen tränten. Dann, plötzlich, kehrte die Energie in ihre Glieder zurück. Sie rannte los. Sie war schon immer eine gute Sprinterin gewesen. Ihre Freundinnen schrieen ihr nach, doch das nahm sie nur am Rande wahr. Womit sie nicht gerechnet hatte, war, dass die fremde Frau noch schneller war. Mit festem Griff wurde sie am Handgelenk gepackt und zurückgerissen. "Was glaubst du tust du da, Fräulein?" Die stahlgrauen Augen, die sie musterten, waren unerbittlich. Amelie holte tief Luft. "Lassen sie mich los! Meine Schwester ist da noch drin, verdammte Scheiße!" Voller Verzweiflung bäumte sie sich auf, und riss sich mit aller Kraft los. Stolpernd fand sie ihr Gleichgewicht wieder, und rannte wieder auf die Schule zu, ohne sich umzusehen. Amelie passierte den immer noch sperrangelweit offen stehenden Notausgang, und sah sich um. Am wahrscheinlichsten war es, dass sie ihre Schwester an ihrem Klassenzimmer finden würde. Entschlossen lief sie weiter. Im oberen Stockwerk war die Hitze drückend, und ein unangenehmer, stechender Geruch lag in der Luft. Amelie hustete unterdrückt, während sie sich zwang, weiterzugehen. Gang A. Gang B. Der nächste war es. Gang- Plötzlich wurde Amelie von einer Druckwelle zurückgeschleudert, die die Tür, durch die sie eben noch hatte gehen wollen, aus den Angeln riss. Hart prallte sie auf den Boden, nach Luft schnappend und hustend. Feuer leckte aus der Tür. Ungläubig starrte Amelie das Feuer an. Da drin… da drin war doch ihre Schwester. Mit tränenden Augen raffte sie sich wieder auf. Nein. Das konnte doch nicht… Nicht ihre Josy. Nicht ihre kleine Schwester. Sie würgte. Sie würde es nicht glauben. Sie wollte es nicht glauben. Nicht bis sie einen Beweis hatte. Unsicher mit einer Hand an der Wand entlang tastend, schob sie sich Schritt für Schritt auf die Tür zu.
"Ich habe zwar keine Ahnung wer du bist, aber ich halte das was du da vorhast für eine beeindruckend dumme Idee." Ruckartig fuhr Amelies Kopf herum. Hinter ihr im Gang stand plötzlich ein Mann. Einer von denen, die vorhin aus dem Auto gestiegen waren. Die Kapuze, die er vorher über seine Haare gezogen hatte, lag jetzt locker in seinem Nacken, sodass seine goldblonden, leicht gelockten Haare im Feuer glänzten wie das Edelmetall selbst. Normalerweise wären Amelie und ihre Freunde bestimmt hin und weg von seinem Aussehen gewesen, jetzt sah sie ihn nur verzweifelt an. "Meine Schwester… Da drin…" Hilflos stammelnd zeigte sie auf den in Flammen stehenden Gang. Der Mann, der bei näherer Betrachtung vielleicht grade mal zwanzig war, schüttelte ruhig den Kopf. "Nicht mehr. Deine Schwester ist in Sicherheit." Als Amelie diese Worte vernahm war ihr, als würde eine gewaltige Last von ihr abfallen. Sie schloss die Augen, und ließ sich zu Boden sinken. "Was nicht bedeutet, dass das hier plötzlich der ideale Ort für ein Nickerchen wäre. Es brennt, schon vergessen?" Die Stimme, in der ein Grinsen schon fast mitschwang, war warm und kam während dieser Worte beständig näher. Amelie öffnete vorsichtig blinzelnd die Augen wieder. Er stand vor ihr, und ging leicht in die Knie, um sich ihrer Höhe etwas anzupassen. "Ich bring dich hier raus, okay?" Er schenkte ihr ein Grinsen, und bot ihr seine Hand an. Amelie streckte gerade ihre Hand aus, um sich von ihm aufhelfen zu lassen, als plötzlich eine Flammenzunge mit einem beängstigenden Zischen aus dem Flur herausschoss und blitzschnell ihre Umgebung in Brand setzte. Verstört blickte Amelie das Feuer an. So schnell geriet doch eigentlich nichts in Brand. Und Feuer breitete sich doch auch nicht so präzise aus. Der Mann runzelte die Stirn. "Verdammt. Ich dachte, er wäre noch weiter weg." Mit einer eleganten Bewegung stand er auf. "Du hast dich also entschieden, nicht feige wegzulaufen? Wie überraschend!" Er lachte. Okay, super. Ein Geistesgestörter. Oder seit wann ließ Feuer mit sich reden? Amelie kroch vorsichtig ein Stück weg. Der blonde Mann blickte forschend in die Flammen, während er nach etwas auf seinem Rücken griff. "Komm schon… Oder hast du Angst vor mir?" Langsam zog er die Hand wieder hervor, und darin schimmerte eine eigenartige Klinge. Amelie erstarrte. Das machte die Situation nicht gerade besser. Das war nicht nur ein Irrer, das war auch noch ein bewaffneter Irrer. Sie unterdrückte mühsam einen weiteren, aufkommenden Hustenreiz und drückte sich gegen die Wand. Der Mann spielte lässig mit der Klinge, während er weiter ganz offensichtlich das… Feuer provozierte. Sie plante gerade, wie sie zumindest versuchen konnte, zu entkommen, als das Feuer - antwortete. Amelie starrte geschockt in die Flammen, sie sich feindselig in ihre Richtung krümmten, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. In einer zischenden, wütenden Stimme und in Worten, die sie nicht verstand, schimpfte das Feuer ganz offensichtlich zurück. Der Mann grinste. "Da bist du ja." In einer einzigen, beinahe beängstigend gekonnten Bewegung hechtete er mitten in die Flammen, einen Arm schützend vor sein Gesicht geschlagen, das seltsame Schwert im Anschlag. Vollkommen überfordert sah Amelie ihm nach. Nur einen Augenblick später kam er wieder in Sicht, das glänzende Schwert erhoben und sich unter dem Schlag von etwas duckend. Geschickt wich er aus, und hieb seinerseits zu. Das alles registrierte Amelies vom Adrenalin geschärftes Gehirn jedoch nur am Rande. Hauptsächlich war es mit der gnomenartigen Gestalt beschäftigt, gegen die der Mann da kämpfte. Einen festen Körper konnte sie nicht ausmachen, es schien komplett aus Feuer zu bestehen. Das einzige was sie ausmachen konnte, war ein gedrungenes, diffuses Wesen mit einem riesigen Kopf und übergroßen feurigen Klauen, mit denen es um sich hieb. Fauchend parierte es den Stoß des Mannes. Der verzog überrascht den Mund, und machte einen Ausfallschritt nach hinten. Mit einem siegessicheren, schmerzhaft hohen Kichern holte der Gnom erneut aus, und Amelie wollte grade eine Warnung schreien, als das Wesen von hinten von einer Klinge durchbohrt wurde. Das Feuer loderte schlagartig bestimmt noch einen halben Meter auf, als der durchdringende Schmerzensschrei der sterbenden Kreatur erklang. Dann fiel es in sich zusammen, während das Feuerwesen verendete, zuckend und wimmernd. Hinter dem zu Asche zerfallenden Leichnam trat eine andere menschliche Figur hervor. "Wie oft habe ich dir gesagt, du sollst nicht so unachtsam sein?" Der Blonde zuckte nur entschuldigend lachend die Schultern. "Ich wäre mit dem Feuerteufel auch ohne dich fertig geworden, damit du da nicht auf falsche Gedanken kommst!" Spöttisch erwiderte der andere, "Das war dann wohl nur ein taktischer Rückzug, huh", während er durch die jetzt nur noch natürlich hoch flackernden Flammen zu dem Blonden trat. Der Blonde runzelte die Stirn. "Genau. Wenn du nicht eingegriffen hättest, wäre das alles wunderbar gelaufen." Der andere war jetzt so nahe hinzugetreten, dass Amelie sein Kopfschütteln erkennen konnte. Argwöhnisch musterte sie ihn, aber alles was sie durch das flackernde Licht erkennen konnte, war, dass er ziemlich groß war, fast noch größer als der Blonde, und im Gegensatz zu ihm seine Kapuze noch aufhatte, aus der ein paar halblange, tiefschwarze Strähnen fielen, deren Schatten seine hohen, markanten Wangenknochen noch untermalten. In seiner linken Augenbraue funkelte ein metallischer Piercing. Amelie hustete. Der Rauch verpestete ihr die Lunge. Der Schwarzhaarige schien jetzt erst auf sie aufmerksam zu werden. "Und wer ist das?" Der Blond zuckte die Schultern und fuhr sich durch die Haare. "Keine Ahnung. Sie kam hier rein gestürmt und wollte mitten ins Nest." "Sie ist ein Mensch, oder?" "Vermutlich." "Das andere kleine Mädchen?" "In Sicherheit, kein Angst." Der Schwarzhaarige nickte zufrieden. "Dann lass uns das Mädchen hier rausbringen. Den Rest übernimmt diese Feuerwehr." Er steckte seine glänzende Waffe weg, und trat auf Amelie zu. "Sie sieht irgendwie nicht so gut aus." Der Blonde hockte sich neben ihn und starrte Amelie leicht besorgt an. "Das muss an dem Rauch hier drin liegen. Bringen wir sie raus. Menschen können nicht so viel ab wie wir." Der Blonde nickte noch einmal. Amelies vorher schon tränende Augen verdunkelten sich, sie hustete krampfhaft. Das letzte was sie sah und spürte war, wie der Blonde sie aus tiefgoldenen Augen unsicher ansah, und dass der Schwarzhaarige sie vorsichtig hochhob, ihr ebenfalls einen prüfenden Blick in die Augen werfend. Seine Augen waren strahlend silbern. Silber und Gold… Amelie hustete so stark, dass sie das Gefühl hatte, ihr ganzer Köper würde sich verkrampfen. Dann fiel sie in die gnädigen Arme der Ohnmacht.
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BeitragThema: Re: FALL OF MAN [Beerige Fiction :D]   FALL OF MAN [Beerige Fiction :D] EmptyDo Dez 20, 2012 12:16 pm


kapitel ; #002

Feuer. Strahlend helle Klingen. Die beiden Männer. Schimmernd helle Augenpaare. Schlagartig riss Amelie die Lieder auf. Das Bild, was sich langsam vor ihren Augen scharf stellte, war umrahmt von erleichterten Gesichtern - den Gesichtern ihrer Familie. Während ihr Gehirn noch versuchte, die Situation zu verarbeiten, fiel ihre Mutter ihr auch schon um den Hals. "Schatz! Du bist wach!" Reflexartig schlang Amelie die Arme um ihre Mutter. Ihr Vater stand lächelnd daneben. Amelie warf ihm einen verwirrten, fragenden Blick zu. "Wir haben gehört, was passiert ist", sagte er ruhig und setzte sich auf ihre Bettkante. "Du bist in die brennende Schule wieder hineingerannt, weil du gehört hast, dass deine Schwester noch da drin ist, das haben uns deine Freundinnen erzählt. Zwei nette Herren vom Evakuierungsteam der Feuerwehr haben dich, ohnmächtig vom eingeatmeten Rauch, wieder rausgetragen. Wir sind ihnen zu Dank verpflichtet." Ihre Mutter ließ von ihr ab, und warf ihrem Mann einen zweifelnden Blick zu. "Sie wirkten nicht, als ob Dank jetzt so nötig wäre. Als wir angekommen sind und zu ihr in den Krankenwagen gestiegen sind, sind sie weggegangen, so als ob sie das nicht weiter interessieren würde. Haben nicht mal nachgefragt wie es Amy geht!" Ihr Vater hob beschwichtigend die Hände. "Aber sie haben unserer Tochter das Leben gerettet, oder nicht?" Amelies Mutter rümpfte die Nase. "Aber ausgesehen haben die… wie die übelste Sorte Punks!" Amelie musste lachen. Da der Rauch immer noch in ihrer Kehle brannte, wurde es ein heiseres Lachen, das schnell in ein Husten überging. Ihre Mutter hatte immer solche Vorurteile gegenüber Leuten, die nicht so aussahen, als wären ihre Möbel zuhause mit Spitzendecken belegt. Alle Blicke schnellten besorgt zu ihr, und sie gab mit einem Handzeichen zu verstehen, dass sie in Ordnung war. Ihre Mutter bot ihr ein Glas Wasser, aus dem sie dankend einen Schluck nahm. "Wie geht es Josy und Marcel?" Gott, ihre Stimme klang, als wäre sie eine Kettenraucherin. Wie auf Stichwort schoben sich der kleine Blondschopf mit dem Milchzahngrinsen und seine etwas ältere Schwester ins Bild. "Uns geht's gut, keine Angst." Josy sah Amelie mit zitternder Unterlippe an. Besorgt richtete sich Amelie etwas auf. "Wirklich? Du siehst nicht gerade nach 'gut' aus." Eine Träne lief über Josy's Wange, ehe sie sich mit einem Aufschluchzen in Amelies Arme warf. "Ich hatte solche Angst um dich… Ich dachte du warst tot! Und es wäre meine Schuld gewesen!" Sie hickste unbeholfen. Amelie lächelte sanft und strich ihr über den Rücken. "Aber wie du siehst, ist diesmal alles gut gegangen." Das kleine Mädchen nickte, und presste sich noch enger an Amelie, leise in ihr Krankenhaushemd weinend. Amelie wollte grade zu weiteren tröstenden Worten ansetzen, als die Tür zu ihrem Zimmer aufschwang, und der Arzt eintrat. Ihr Vater wandte sich dem Neuankömmling gespannt zu. Der räusperte sich, und warf einen Blick auf sein Klemmbrett. "Also, die Rauchvergiftung ist nicht halb so schlimm, wie sie hätte sein können - ihren Rettern sei Dank. Ihr Sauerstoffgehalt im Blut müsste durch die intravenöse Behandlung soweit wieder stabil sein. Wenn sie also versprechen, sich zu schonen, können sie gerne mit ihrer Familie nach Hause fahren." Er schenkte ihr ein breites, viel zu geübtes Lächeln. Amelie lächelte etwas verhalten zurück, während ihre Mutter ihr wieder voller Freude um den Hals fiel. Jeder hier verhielt sich, als sei das ein ganz normales Feuer gewesen. Hatte sie sich das alles, benebelt vom Rauch, eingebildet? Aber ihre beiden Retter waren immerhin auch real gewesen, offensichtlich. Sie beschloss, vorerst nichts zu sagen. Vermutlich war das alles eine Überreaktion ihrer ja schon immer lebhaften Fantasie gewesen.
Zuhause wurde sie von ihrer Mutter erst einmal direkt wieder ins Bett gesteckt, umsorgt und verhätschelt, wie sie es das letzte Mal getan hatte, als Amelie noch zwölf gewesen war. Amelie ließ sich in ihr vertrautes, weiches Kissen sinken, und starrte an die himmelblau gestrichene Zimmerdecke. Jetzt gestattete sie sich erstmalig, die Ereignisse, die ihr soviel Rätsel aufgaben, vollständig Revue passieren zu lassen. Vor ihren halb geschlossenen Augen sah sie wieder diese seltsame Kreatur im Feuer, den Mann mit den Goldhaaren, den Kampf und den Schwarzhaarigen mit seinem eindringlichen Blick. Frustriert starrte sie das klare Himmelblau ihrer Decke noch intensiver an, als wenn da eine Antwort versteckt läge. Sie hatte sich das eingebildet, oder? Die beiden waren vielleicht real gewesen, aber das bedeutete ja nicht, dass sie wirklich gegen irgendwelche Monster gekämpft hatten. Amelie atmete tief durch. Genau. Das war vermutlich alles ein abstruses Produkt ihrer Fantasie. In diesem Moment wurden ihre Überlegungen vom Klingen der Türglocke unterbrochen. Sie lauschte den emsigen Schritten ihrer Mutter, die die Tür öffnen lief. Aufgeregte Stimmen füllten den Flur. "Ist sie wach? Können wir sie besuchen?" Meine Mutter öffnete vorsichtig meine Zimmertür. "Schatz? Deine Freundinnen sind zu Besuch. Können sie reinkommen?" Amelie lächelte. "Klar!" Innerhalb von wenigen Minuten hatte sich ein Pulk um ihr Bett gebildet, und fünf besorgte Augenpaare starrten sie an. Unablässig wurde sie mit Fragen gelöchert, wie es ihr gehe, und ob das alles sehr schlimm gewesen wäre. Lachend beschwichtigte Amelie ihre besorgten Freundinnen. Eine Blonde, die erst seit Kurzem Zeit mit Amelie und ihren Freundinnen verbrachte und auch nur auf Bitten einer anderen geduldet wurde, warf einen betont unbeteiligten Blick in die Runde. "Aber die Typen, die dich gerettet haben, die waren echt heiß. Hast du zufällig 'ne Nummer oder so von denen?" Amelie blickte sie skeptisch an. "Ich war ohnmächtig - was erwartest du?" Blondie zuckte die Schultern und studierte ihre Nägel. "Schade." Viel offensichtlicher hätte es kaum sein können, dass sie nur deswegen gekommen war. Amelie verdrehte die Augen. "Der Unterricht findet leider morgen wieder statt, in ein Ersatzgebäude verlegt." Amelie stöhnte gequält auf, und alle lachten. "Meinst du, du kommst wieder?" Amelie nickte lächelnd. "Klar, ich bin ja nun auch nicht todkrank oder so."
Tatsächlich schaffte sie es, sich gegen ihre Mutter durchzusetzen, dass sie am nächsten Tag den Unterricht wieder würde besuchen dürfen. Obwohl die sterilen Gebäude, die sie sich mit einer anderen Schule teilten, ihnen ständig ins Gedächtnis riefen, versuchten alle krampfhaft, sich normal zu verhalten, als wäre alles wie immer. Als wäre nicht ihre Schule in Flammen aufgegangen. Nicht, als wüsste immer noch niemand, warum. Und ganz speziell Amelie versuchte sich so zu verhalten, als wäre sie von zwei gut aussehenden Männern vor etwas gerettet worden, was gar nicht existierte.    Es zogen Tage ins Land, Wochen. Der Arzt bestätigte bei einer letzten Untersuchung, dass Amelies Rauchvergiftung vollständig abgeklungen und ohne Nachwirkungen verzogen war. Und mit jedem Tag war Amelie sich sicherer, dass sie sich alles, was in dem Feuer passiert war, eingebildet hatte. Langsam aber sicher pendelte sich wieder eine gewisse Normalität ein. Amelie bestieg morgens mit ihren Freundinnen den Bus, sie fuhren zu ihrer Ersatz-Schule, sie scherzten, lästerten hinter ihrem Rücken ein wenig über Blondie, sie schrieben in aller Hektik morgens vergessene Hausaufgaben ab. Ihr Umfeld beruhigte sich langsam, irgendwann war der Brand in der Schule nicht mehr Thema Nummer Eins. Auch wenn Amelie immer noch hin und wieder nachts wach lag und vor ihrem inneren Auge die Geschehnisse von jenem Tag wiederholte, langsam rückte das alles in die Ferne. Nach anderthalb Monaten fühlte es sich langsam an, wie etwas, das jemand anderem passiert war.

Amelie winkte ihren Freundinnen, die jetzt noch einen Nachmittagskurs hatten. Der Wind wehte ihr einige ihrer Haare ins Gesicht, in Gedanken versunken wischte sie sie wieder beiseite. Wieder einmal spukten ihr die beiden Fremden durch den Kopf. Die beiden, von denen offenbar jeder mehr gesehen hatte als sie. In sich hinein lächelnd schüttelte sie den Kopf, und trat durch das Schultor. Sie war bereits einige Schritte in Richtung der Bushaltestelle gegangen, als ihr etwas sanft auf die Schulter tippte. Erschrocken fuhr sie herum, die Hände in die Tasche gekrallt. Und von dem, was sie da sah, erschrak sie so zutiefst, dass sie einen Schritt rückwärts stolperte. Der Mann, der ihr eben so intensiv aus seinen goldenen Augen in ihre eigenen gesehen hatte, verzog den Mund zu einem Grinsen. "So erschreckend sehe ich doch nun auch nicht aus." Amelie starrte ihn an, unfähig ein Wort herauszubringen. Die tiefsilbernen Augen verdrehend trat der andere auch neben ihn. "Könnte daran liegen, dass du ihr so aus dem Nichts heraus auf die Schulter getippt hast." Der Blonde senkte einlenkend den Kopf. Amelie starrte die beiden immer noch an wie einer Erscheinung. Das waren sie wirklich. Das waren die beiden. Die beiden, die sie aus dem Feuer gerettet hatten.
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BeitragThema: Re: FALL OF MAN [Beerige Fiction :D]   FALL OF MAN [Beerige Fiction :D] EmptyMo Jan 28, 2013 3:10 am


kapitel ; #003

Unsicher bedachte Amelie die beiden mit einem musternden Blick. "Seid ihr … echt?" Der Blonde schenkte ihr seinerseits einen verwirrten Blick. "Ich würde davon ausgehen. Es sei denn, wir sind von einer bösartigen Macht projizierte Trugbilder. Aber das können wir hoffentlich ausschließen!" Amelie schluckte. Was wollten die beiden von ihr? Plötzlich schien ihr alles, was in dem Gang passiert war, wieder real. War sie jetzt verrückt geworden? Ihr Blick irrte zwischen den beiden hin und her. Der Blonde lachte noch einmal leise. "Wir haben etwas mit dir zu besprechen, kommst du mit? Deinen Lebensrettern wirst du ja wohl kaum einen Wunsch abschlagen." Plötzlich hatte Amelie ihre Stimme wiedergefunden. "Nein! Was denkst du denn! Ich gehe doch nicht einfach mit irgendwelchen Wildfremden mit!" Sie hob ihre Stimme etwas, und die umstehenden Leute blickten sich um. Der Blonde sah sie genervt an. "Okay, war das jetzt echt nötig?" Amelie wich noch einen Schritt zurück. "Haut ab! Ihr habt mir eventuell das Leben gerettet, und dafür bin ich auch dankbar, aber die Tatsache, dass ihr mich gerettet habt, berechtigt euch noch lange nicht, mich mitzunehmen und mich dafür irgendwie… bezahlen zu lassen!" Leicht außer Atem starrte sie die beiden an, die Hände zu Fäusten geballt. In ihrem Kopf wirbelten die wildesten Szenen, was die beiden wohl mit ihre anstellen würden. Da brach der Schwarzhaarige in Gelächter aus. Zu Atem kommend grinste er sie breit an. "Was stellst du dir denn bitte grade vor? Sehen wir so aus?" Amelie musterte ihn vorsichtig. "Ehrlich gesagt, ja." Er zog nur eine Augenbraue hoch. Die mit dem Piercing. Leise musste Amelie sich eingestehen, dass sie zuvor noch gar nicht darauf geachtet hatte, wie verdammt gut die beiden aussahen. Der Blonde hatte tatsächlich wie Gold schimmernde Haare und Augen, war groß, und der Körper, der unter seinen Sachen nur zu erahnen war, ließ anscheinend auch kaum einen Wunsch offen. Sein Freund war mit den silbernen Augen und den leicht ins Gesicht fallenden Strähnen seines mittellangen, schwarzen Haares auch nicht grade zu verachten. Das markanteste in seinem Gesicht waren die hohen Wangenknochen und das silberne Piercing. Seinem Teint nach war er Südländer. Er verschränkte die Arme und sah sie abschätzend an. "Wir sind nur aus einem Grund hier. Du bist in Gefahr. Du hast das gesehen, was in deiner Schule passiert ist, richtig? Das, was wirklich passiert ist. Denkst du, du könntest mit so was alleine fertig werden?" Er trat einen Schritt auf sie zu und blickte leicht herablassend auf sie hinunter. "Also, kommst du mit? Das ist unser einziges Angebot, dir und deiner Familie zu helfen." Amelie schluckte. Tief in ihrem Inneren hatte sie es ja gewusst. Gewusst, dass sie all das nicht nur geträumt hatte. Gewusst, dass da wirklich etwas geschehen war, was kein Mensch ihr je glauben würde. Außer den beiden. Der Schwarzhaarige schüttelte entnervt den Kopf. "Wir sind lange nicht so böse, wie wir aussehen. Kommst du nun mit, oder nicht?" Amelie heftete beide Augen fest auf die beiden locker dastehenden jungen Männer. Das war vielleicht ihre einzige Chance, sich nicht selbst ihr ganzes Leben lang für verrückt zu halten. Langsam nickte sie und packte mit einer Hand den Riemen ihrer Tasche, die auf ihrer Schulter lag, als könne er ihr halt geben. Der Blonde lächelte erfreut, und deutete mit einer leichten Verneigung die Straße hinunter. "Wenn ich dann bitten dürfte?" Amelie nickte noch einmal, unsicher und ruckartig. Der Schwarzhaarige schob seine Hände in die Hosentaschen und trat an ihre andere Seite. Flankiert von den beiden setzte Amelie sich in Bewegung, die Straße hinunter, auf die der Blonde gezeigt hatte. "Ah ja", der Blonde warf ihr einen Blick von der Seite zu, "Ich bin übrigens James, lieber aber Jamie. Und der schweigsame Indianer da hört normalerweise auf Leon." Amelie konnte nicht anders, sie musste ein wenig lächeln. "Okay… James." Sie sah die beiden noch einmal an. Den Blonden konnte sie in ihrem Kopf jetzt also zu James umtaufen, und den Schwarzhaarigen zu Leon.
Ziel ihres Weges war der schwarze Geländewagen, den Amelie am Tag des Feuers schon gesehen hatte. Mit einem frechen Grinsen schob James die Mitteltür auf und streckte den Kopf hinein. "Wir haben sie! Ich hab' euch doch gesagt, wir brauchen keine Gewalt." Fröhlich zog er sich hoch ins Wageninnere, und drehte sich dann zu Amelie um. Die warf einen verunsicherten Blick zu dem, der offenbar Leon hieß. "Gewalt?" Er zuckte nur entschuldigend die Schultern. "Wir mussten unbedingt mit dir sprechen. Aber es hat ja friedlich funktioniert." "Moment. Das bedeutet, wenn ich nein gesagt hätte, hättet ihr mich entführt? Und ihr denkt ernsthaft, ich steige jetzt da in den Wagen ein?!" Leon legte den Kopf schief. "Entführt würde ich es nicht nennen… Eher drastisch überredet. Und nach dem Gespräch hätten wir dich sofort wieder gehen lassen." Amelie blickte, nicht wirklich überzeugt von dem Gehörten, zwischen Leo, James und dem hinter James liegenden, schummrigen Wageninneren umher. James hockte immer noch in der Tür. "Ich schwöre dir, ich tue dir nichts. Wir tuen dir nichts." "JAMES", zischte eine Frauenstimme wütend aus dem Wagen. "Ist ja schon gut. Ich habe ihr ja nicht meine Seele verpfändet oder ewige Knechtschaft angeboten oder so." Freundlich lächelnd streckte er eine Hand zu ihr herab, um ihr in den Wagen zu helfen. Es war eine elegante, gepflegte Männerhand mit langen Fingern, aber als sie zugriff spürte sie deutlich die raue Haut der Handinnenflächen, als würde er regelmäßig belastende Arbeit mit ihnen verrichten. Seine Hand war warm und umschloss ihre fast vollkommen, als er fester zugriff um ihr hoch zu helfen. Diese Hilfe war auch bitter nötig, denn was diese Leute fuhren war ein waschechter Geländewagen. Der Einstieg war verdammt hoch. Halb aus eigener Kraft, halb durch die Hilfe von James schaffte sie es, und blinzelte ins Wageninnere. Es bestens aus zwei gegenüberliegenden Sitzbänken, zwischen denen eine breite Erhöhung auf Tischhöhe verlief. "Macht ihr mal Platz da oben? Ich kenn' doch Diane. Wenn ich nicht gleich einsteige, muss ich laufen." Leon stand noch immer mit verschränkten Armen vor dem Wagen. Eilig bemühte Amelie sich, aus dem Weg zu gehen. James rutschte auf eine der beiden Bänke, und weiß einladend auf den Platz neben sich. Zögernd, und einen gewissen Sicherheitsabstand wahrend ließ Amelie sich neben ihm nieder. Als sei es ein leichtes, zog sich Leo in den Wagen und schloss die Tür hinter sich. "Wir können!" Er ließ sich in die Bank gegenüber fallen und verschränkte die Arme. Nervös knetete Amelie ihre Hände im Schoß. Am anderen Ende der Bank saß die hochgewachsene, rothaarige Frau die sie am Tag des Feuers versucht hatte aufzuhalten. Amelie gab sich die größte Mühe, nicht hinzusehen, besonders da die stahlgrauen Augen sie musterten. Mit einem gedämpften Knurren startete der Motor. James hielt ihr einen Gurt hin, sich selbst mit der anderen Hand ebenfalls anschnallend. "Hier, ist besser. David fährt wie der Teufel." Mit einem dankenden Blick schlang Amelie den Sicherheitsgurt um sich, gerade rechtzeitig, bevor das Auto hart um eine Kurve bog. Ein Blick durch die getönten Scheiben verriet ihr, dass sie jetzt auf der Hauptstraße fuhren. Die rothaarige Frau lehnte sich vor. "Warum glaubst du, bist du hier?" Amelie überlegte kurz, aber ihr fiel nur ein einziger Grund ein. "Weil ich das Feuer gesehen habe? Und das seltsame Wesen?" Die Rothaarige schüttelte den Kopf. "Dann hätten wir einfach dein Gedächtnis gelöscht." Entsetzt starrte Amelie sie an. "Sie hätten WAS?!" James lehnte sich vor und hob beschwichtigend die Hände. "Du musst verzeihen, Diane ist meistens sehr direkt mit dem was sie denkt. Höflichkeit ist bei ihr nur zu finden, wenn sie sich in irgendeiner Beziehung unterlegen glaubt." Er warf der Rothaarigen - Diane - einen warnenden Blick zu. "Und das mit deinem Gedächtnis… Das machen wir normalerweise so, wenn Menschen einen Blick auf die versteckte Welt erhascht haben. Immer noch besser als eine Massenpanik oder eine Einweisung des Betreffenden, nicht?" Amelie sträubte sich innerlich gegen die Logik in seinen Worten. "Also, offenbar scheine ich ja an dieser Behandlung vorbeigekommen zu sein." Sie atmete tief durch und drückte ihren Rücken durch. "Aber ich habe keine Ahnung, warum ich hier bin. Aber ich habe eine Frage an sie: Was war das, was ich da gesehen habe?" Diane verengte ihre Augen zu Schlitzen. "Ich stelle hier die-" "Ein Feuerteufel", fiel Leon ihr ins Wort, Amelie interessiert musternd. "Ein Elementargeist, allerdings eher mit dem Gemüt eines Gnoms." Diane warf ihm einen bitterbösen Blick zu, den er gelassen erwiderte. "Denkst du, sie wird irgendwie kooperieren, wenn wir ihr nicht immerhin ihre Fragen beantworten?" Diane schob ärgerlich den Kiefer leicht vor, entgegnete aber nichts. Stattdessen richtete sie ihren Blick wieder auf Amelie. "Alle anderen Fragen werden die beiden dir beantworten, wenn wir fertig sind." Sie lehnte sich in ihren Sitz zurück und perforierte Amelie weiterhin mit Blicken aus ihren unerbittlichen stahlfarbenen Augen. "Du denkst, du bist hier, weil du den Elementargeist gesehen hast?" Amelie nickte nur. Diane verzog die schmalen Lippen zu einem höhnischen Grinsen. "So simpel gestrickt wäre ich auch gerne." Wieder erntete sie einen bösen Blick von James. "Elementargeister", fuhr Diane fort, "werden meistens von einem Hexer beschworen und müssen ihm dienen, wie es die Vertragsbedingungen erfordern. Das bedeutet, dieser Geist hatte den vorsätzlichen Auftrag, eure Schule zu zerstören. Und er hat ihn von einem Hexer bekommen. Wir haben den Beschwörer gefunden, aber auch er war nur jemand, der einen Auftrag ausführte. Dieser Jemand hatte es auf irgendjemanden abgesehen, denn wer über so viele Mittelsmänner agiert hat meist keine Vorliebe für blinden Vandalismus. Wir haben nachgeforscht, und alle Spuren führen zu dir." Sie schloss mit einem eindringlichen Blick ihren Redefluss. Während sie zugehört hatte, war Amelies Mund immer größer geworden. Geister? Hexer? Und schlussendlich sie als Ziel des ganzen? Das war zu abwegig. Sie musste lachen. "Entschuldige, aber das klingt alles etwas absurd. Wieso sollten diese Leute es auf mich abgesehen haben? Ich bin nur eine ganz normale Schülerin." Diane sah sie forschend an. "Bist du das wirklich? Vielleicht lügst du uns an, um jemanden zu schützen? Bist du in suspekte Geschäfte verwickelt?" Amelie schüttelte entschieden den Kopf, aber Diane bohrte weiter nach. "Irgendwelche Mutproben? Experimentelle schwarze Magie? Legenden über deine Blutlinie?" Amelie warf ihr einen entnervten Blick zu. "Ich sagte bereits, dass ich von nichts derartigem weiß!" Diane lehnte sich enttäuscht zurück. "Aber was sollte ein so mächtiger Auftraggeber mit einem ganz normalen Mädchen wollen?" Amelie zuckte die Schultern. "Vielleicht irren sie sich ja auch selbst. Vielleicht bin gar nicht ich gemeint." Diane fasste sich an die Schläfe, als ob sie Schmerzen hätte. "Du stellst also unsere Nachforschungen in Frage?" Amelie beschlich das untrügliche Gefühl, dass sie in ein Fettnäpfchen getreten war, und sie wollte gerade etwas Beschwichtigendes anfügen, als Leon ihr ins Wort fiel. "Er kann auch einfach an ihr interessiert sein, weil er sie weiterverkaufen möchte - für jemanden wie sie bekommst du viel Geld auf deren Markt." Amelie überlief es kalt, zum einen wegen seiner Worte, zum anderen wegen seinen Blicken, die an ihrem Körper hinab wanderten, nicht im geringsten bemüht es zu verbergen. Sie hatte sich noch nie vollständig bekleidet derart nackt gefühlt. Sie war erleichtert, als er den Blick wieder in die Runde richtete. Diane steckte sich eine Zigarette an und seufzte. "Ich glaube nicht, dass sich jemand für ihren Körper die Mühe machen würde, so viele Umwege zu gehen." James lachte leise. "Wollen wir hier jetzt eine Diskussion über ihre körperlichen Vorzüge führen?" Diane schüttelte den Kopf, und wandte sich wieder an Amelie. "Du bist dir ganz sicher, nicht in irgendwelche zwielichtigen Vorgänge verstrickt zu sein? Keine alten Familiengeheimnisse oder Ähnliches?" Amelie überlegte angestrengt. "Nein, meines Wissens nach nicht." Diane warf die noch glühende Zigarette aus dem Fenster, was sie zu diesem Zweck ein kleines Stück öffnete. "In Ordnung. Wir behalten dich trotzdem im Auge. Irgendeinen Grund muss es haben, dass dich ein Feuerteufel im Auftrag eines Magiers töten sollte. Wie dem auch sei, betrachte diese Fahrt als Shuttleservice direkt vor deine Haustür." Sie grinste, oder wie man passender sagen müsste: Sie zuckte kurz mit den Mundwinkeln. Still fragte Amelie sich, ob diese Frau tatsächlich zu einem wirklich freudigen Gesichtsausdruck fähig war. Ruckartig kam der Wagen zum Stillstand, ebenso abrupt wie er angefahren war. Leon schnallte sich ab, erhob sich und öffnete schwungvoll die Tür. Strahlend helles Sonnenlicht flutete den Wagen, und Amelie kniff die Augen zusammen und fädelte sich aus ihrem Gurt. Einen Moment wartete sie, ob Diane noch irgendetwas sagen würde, um sie zu entlassen, aber als sie schwieg, stand Amelie auf. Auf dem Boden vor dem Wagen stand Leon, der ihr amüsiert eine Hand hinhielt, als er ihren skeptischen Blick zu dem Höhenunterschied sah. Unschlüssig griff sie danach, eine Hand an ihren Rock klammernd, um zu verhindern, dass er bei dem kleinen Sprung hochwehen würde. Sie zögerte noch einen Moment, und warf einen noch einen Blick zu Leon. Er erwiderte ihn aus seinen silbern leuchtenden Augen ein wenig spöttisch, so als würde er denken 'Spring doch endlich'. Nichtsdestotrotz waren seine Hand warm und sein Griff fest und beruhigend. Kurz entschlossen machte Amelie einen kleinen Satz, und landete hart auf dein Steinplatten vor ihrem Haus. In dem Moment, wo sie gesprungen war, war Leins Griff noch etwas fester geworden, als fürchtete er, dass sie stolpern könnte. Als sie sicher auf beiden Beinen stand und ihm ein kleines, dankendes Lächeln schenkte, ließ er von ihren Fingern ab. Hinter Amelie hüpfte James aus dem Auto, leichtfüßig wie eine verspielte Hauskatze. Amelie drehte sich um und zuckte etwas ratlos die Schultern. "Also, danke dafür, dass ihr mich gebracht habt. Ihr werdet ja angeblich ein Auge auf mich haben, also sieht man sich vielleicht bald noch mal." Sie warf den beiden ein freundliches Lächeln zu, ehe sie ihnen und dem ungelogen monströsen Auto den Rücken zuwandte. Als sie den Schlüssel ins Türschloss steckte, warf sie noch einen Blick über die Schulter. James stand da und winkte, Leon hatte die Arme vor der Brust verschränkt, und starrte misstrauisch in ihre Richtung. Allerdings nicht genau auf sie, sondern auf etwas anderes. Irritiert drehte Amelie die Klinke und trat ein.
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BeitragThema: Re: FALL OF MAN [Beerige Fiction :D]   FALL OF MAN [Beerige Fiction :D] EmptySa März 09, 2013 4:55 am

(Ich lasse hier auch nach Ewigkeiten mal wieder von mir hören :D)

kapitel ; #004

Von innen lehnte sie sich gegen die Tür, und erlaubte ihrem Verstand erst einmal, das alles zu erfassen. Was sie im Feuer gesehen hatte, war real gewesen. Und es stand in direkter Verbindung mit jemandem, der versuchen wollte, sie zu töten. Sie zu töten. Amelie schluckte, ihr Mund wurde trocken. Das musste eine Verwechslung sein. Was sollte sie denn getan haben? Leicht zitternd atmete sie durch, und richtete sich auf. "Hallo, ich bin wieder da", rief sie in einem gezwungen fröhlichen Tonfall in die Wohnung. Keine Antwort. "Hallo?" Amelie lauschte. Die Wohnung war still. Totenstill. "Mom? Dad? Josy? Marcel?" Keine Antwort. "Hey, das ist nicht witzig!" Vorsichtig machte sie einen Schritt in den Raum. Es war zu leise. Ängstlich griff sie nach dem Gurt ihrer Tasche und spähte um sich. Keine einzige Lampe brannte, es war kühl, fiel ihr jetzt auf. Es fühlte sich an, als würde alles den Atem anhalten. Amelie schluckte und drehte sich ein kleines Stück auf der Stelle. Plötzlich beschlich sie ein Gefühl von Angst, das beinahe einem Instinkt gleichkam, als wäre da irgendetwas jenseits ihrer Wahrnehmung. Eine eiskalte Gänsehaut lief ihr über den Rücken. Und dann, wie aus dem Nichts, kippte die komplette Welt um sie herum. Mit einem erstickten Lauft wurde sie von den Füßen gerissen, in Richtung Decke. Reflexartig schlug sie um sich, und traf auf etwas Klebriges, in dem ihre Hände sofort haften blieben. Angeekelt blickte sie hin. Ihre Hände, ihr ganzer Körper hin in einem fadenartigen, klebrigen weißen Zeug. Plötzlich hörte sie ein eigenartiges Geräusch über sich. Es klang wie eine feine Schere, deren Hälften aufeinander trafen. Ein klickendes, ein wenig schabendes Geräusch. In einem plötzlichen Anfall von Erkennen riss Amelie den Kopf herum. Dort, in der Zimmerecke, oben an der Decke saß eine rissige Spinne. Amelie stufte es auf den ersten Blick unterbewusst als Spinne ein, da Spinnen dieser Größenordnung beliebte Darsteller in einigen von ihr heiß geliebten Filmen waren. Denn mit dem, was man normalerweise in ihrer Welt antreffen würde, hatte die groteske Größe dieses Wesens rein gar nichts gemein. Die schwarzen Augen funkelten feucht, das klackende Geräusch wiederholte sich, als die beiden Greifzähne in ihrem Vorderkörper gegeneinander schlugen. Geifer tropfte von einem Zahn. Langsam, mit der Ruhe eines Gegners, der seinen Gefangenen gefesselt weiß, bewegte die Spinne sich auf sie zu. Amelies Herz raste vor Angst, sie brachte nicht einen Ton über die Lippen. Sie konnte jedes drahtige Haar an dem hässlichen Körper erkennen. War es das? Sie schnappte nach Luft. Nein. Die beiden Kerle. Sie waren doch noch da? Sie mussten noch da sein. "Hilfe!" Sie schrie mit aller Kraft, schrie die ganze Angst, die Abscheu und die soeben in ihrem Unterbewusstsein entdeckte Wut heraus. Warum? Warum schon wieder sie? Warum konnte sie nicht einfach in Frieden weiter leben? Ihr Hals schmerzte von dem Schrei, die Spinne hielt eine Sekunde inne. Eine Sekunde. Eine Sekunde zu lang, abgelenkt von ihrer schreienden Beute. Mit einem lauten Krachen brach die Tür aus den Angeln, und zwei Gestalten stürmten hinein, glänzende Klingen in hellem Tageslicht. Erst jetzt drang zu Amelie durch, dass die Wohnung schummrig dunkel gewesen war. Unglaublich schnell realisierten die Neuankömmlinge die Situation, und stürzten sich hinein. Eine sicher geführte Klinge durchtrennte in wenigen Hieben die Fäden, die Amelie hielten, entkräftet fiel sie in ein Paar starker Arme. Ein wütendes Zischen zeugte von dem am anderen Ende des Raumes ausgetragenen Kampf. Amelie hob den schmerzenden Kopf. Woher kamen die Schmerzen? Sie waren noch diffus, am Rande ihres adrenalingepeitschten Bewusstseins, aber sie waren bohrend und lähmend. Leon riss wütend seinen Arm aus einer klebrigen Spinnenwebe, und stach mit entschiedener Gewalt zu. Die Kreatur starb lautlos. James blickte sie besorgt an, hielt sie immer noch auf seinen Armen. "Kannst du stehen?" Amelie nickte, wortlos, mit trockenem Mund. Vorsichtig setzte er sie ab. Sie blickte sich um. Wenn man nicht an die Decke sah, wirkte fast alles wie immer. Dann kam ihr ein Gedanke in den Kopf, der mit der Gewalt einer Ozeanwelle über ihr zusammenschlug und sie unter die Oberfläche zu ziehen drohte. "Meine Familie. Wo sind sie alle?" Verzweifelt sah sie James an, krallte ihre Finger in seinen Arm. Ihr Verstand sagte ihr, dass so ein Wesen nicht in aller Ruhe in der Ecke sitzen würde, wenn in diesem Haus noch jemand leben würde. Ihr Herz schrie laut Nein, versuchte diese logischen Sätze zu übertönen. Stechender Schmerz, einen Schritt näher an ihr Bewusstsein herangerückt, hinderte sie daran, klar weiter zu denken. James nickte Leon zu, der sich durch die erstbeste Tür schob. Vorsichtig legte er eine Hand auf Amelies verkrampfte Finger, die sich in seine Muskeln bohrten, seine goldenen Augen musterten sie sorgenvoll. Warum machte er sich Sorgen um sie? Er sollte lieber nach ihrer Familie suchen! Der Schmerz zog an ihrem Bewusstsein, schlich sich langsam, aber nagend in ihre Glieder. Übelkeit stieg aus ihrem Magen auf. Sie schwankte. Was passierte hier? James stützte sie, erschreckt aufblickend. "Amelie? Hey, hörst du mich?" Antworte, wollte Amelie sich zwingen. Sag ihm, dass alles bestens ist, und er lieber nach Josy und den anderen suchen soll. Doch ihre Zunge war träge, schwer wie Blei, wie ein Werkzeug mit dem sie umzugehen verlernt hatte, lag sie nutzlos in ihrem Mund. "Scheiße", fluchte der Goldblonde halblaut, sie im Fallen auffangend und gegen die Wand lehnend. "Hörst du mich? Nick mit dem Kopf, wenn du mich hörst!" Schwerfällig bewegte Amelie ihren Kopf. "Verlier jetzt bloß nicht das Bewusstsein, okay?" Er schob mit einer vorsichtigen Bewegung ihre Haare beiseite und beute sich über sie. Seine Hand glitt in ihren Nacken, seine Haare streiften ihre Wange. "Ah, verdammte Scheiße." Mit einem Ruck machte er etwas an ihrem Nacken, sie konnte nicht sagen was, dann lehnte er sich wieder weg. "Wach bleiben!" Er gab ihr einen Klaps gegen die Wange, den sie normalerweise wahrscheinlich sogar als schmerzhaft empfunden hätte, aber eine angenehme Taubheit machte sich unter ihrer Haut breit. Träge blickte sie ihn an. Sein Bild verzerrte sich, flackerte. Mühsam krallte sie sich an ihre schwindende Sicht. Sie spürte dumpf, dass jemand sie schüttelte. Dann Schwärze, nichts als Schwärze.
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